Das Topspiel zwischen dem FC Bayern und Bayer 04 war Beleg dafür, dass sich Leverkusen alles hart erarbeiten muss, meint unser Autor.
Beim 1:1 in MünchenBayer 04 fehlen Selbstvertrauen und Leichtigkeit
Die Beobachter in der Allianz-Arena gingen am späten Samstagabend enttäuscht nach Hause. Spektakel war erwartet – und auch angekündigt – worden. Dazu war dann aber nur eine Mannschaft bereit. Die andere war angetreten, um zuallererst Fußball zu verhindern. Es war ein ungewohntes Bild, das Leverkusen bot. Eigentlich gehört Offensivspektakel unverhandelbar zum Bayer-Portfolio unter Xabi Alonso.
Doch der Trainer entschied sich, an alter Wirkungsstätte gegen den großen Konkurrenten, für etwas, was er sonst nie macht: Er passte seine Mannschaft dem Gegner komplett an. Nach vielen Defensivpannen in den vergangenen Wochen sollte der amtierende Meister beim Rekordmeister vor allem leidenschaftlich und klug verteidigen.
Die spielerische Komponente rückte in den Hintergrund. Dass sie nahezu völlig verschwand, war zwar nicht Teil des Plans, wurde vom Spanier aber in Kauf genommen. Der Respekt vor den Bayern und dem neuen Coach Vincent Kompany ist bei Alonso spürbar gewachsen. Und so waren sie auf Leverkusener Seite dann auch deutlich zufriedener mit diesem ergaunerten 1:1 als auf Münchner Seite.
Einige Bayer-Akteure sprachen nach der Partie davon, dass sie noch auf der Suche nach der Balance zwischen defensiver Stabilität und offensivem Esprit seien. Sie fokussierten sich dann aber lieber auf die positiven Aspekte. Vor allem darauf, dass sie eben nur ein Gegentor kassierten – und das auch nur durch einen Weitschuss, der nicht unhaltbar schien. Und sie betonten ihr Urvertrauen in sich, dass die Offensivpower schon sehr bald wieder zum Vorschein treten werde.
Bei Bayer sieht's nach Arbeit aus
Bei der sachlichen Betrachtung muss dann aber auch festgehalten werden, dass es kein Duell auf Augenhöhe war am Samstag. Bayer 04 strahlte nicht die Selbstsicherheit und die erfrischende Lockerheit der vergangenen Saison aus. Es sieht nun deutlich mehr nach Arbeit aus als bei den Bayern, die unter Kompany mit nahezu gleichem Personal wie ausgewechselt wirken. Im Prinzip war das Topspiel somit ein Beleg dafür, was alle Verantwortlichen seit Monaten predigen: Nach der Doublesaison müssen alle bei Bayer 04 noch härter arbeiten, um erfolgreich zu sein. Nur dann wird sich auf Sicht wieder Selbstvertrauen und Lockerheit einstellen.