Liga-Debüt von SeoaneBayer 04 spielt nur 1:1 bei Union Berlin
Berlin – Bayer 04 ist wacklig, aber ohne großen Schaden in die Saison gestartet. Die Mannschaft von Trainer Gerardo Seoane erkämpfte sich bei Union Berlin nach frühem Rückstand ein 1:1. Beide Mannschaften hatten die Chance, das Spiel zu gewinnen und zu verlieren. Insofern darf man vom gerechten Unentschieden sprechen.
Die Tore
In der siebten Minute hat Max Kruse einen der Momente, die ihn von den meisten anderen Fußballprofis unterscheiden. Mit der Rücken zum gegnerischen Tor spielt er einen Ball mit hoher Geschwindigkeit in die Spitze, so dass nur Taiwo Awoniyi ihn erreichen kann. Zwischen dem Mittelstürmer und dem Tor stehen zwar noch die Leverkusener Verteidiger Jeremie Frimpong und Odilon Kossounou, der Berliner ignoriert sie allerdings, weil sie ihn in Ruhe lassen und knallt den Ball zum 1:0 ins Tor. Eine fantastische Leistung, die allerdings nur durch die Passivität der Bayer-04-Verteidiger möglich wurde. Die Antwort der Werkself lässt allerdings nicht lange auf sich warten. Nach einem Ballgewinn von Kerem Demirbay schnappt sich Moussa Diaby in der zwölften Minute auf der rechten Seite ein Zuspiel von Frimpong und rennt einfach an allen Berlinern vorbei, die in sein Blickfeld geraten. Schließlich hat er im Strafraum die Chance, den Ball mit seinem starken linken Fuß ins Eck zu schießen. Der Franzose ergreift sie dankbar, Torhüter Andreas Luthe berührt den Ball noch, kann ihn aber nicht halten.
Das war gut
Die Leverkusener Reaktion auf den frühen Nackenschlag. Eine Formation, die in dieser Zusammensetzung noch nie gespielt hatte, nahm das Spielgeschehen in die Hand und dominierte die Berliner bis zur Halbzeit in allen messbaren Bereichen des Spiels. 70 Prozent Ballbesitz, 60 Prozent gewonnene Zweikämpfe und viel mehr Torabschlüsse zeugten von einer Leistung, die Trainer Gerardo Seoane zufriedenstellen konnte. Angesichts der durch Kaderveränderungen, Nationalmannschafts-Abstellungen und Verletzungen hochproblematischen Vorbereitung war das eine positive Rückmeldung. Vielversprechend war vor allem das Funktionieren der defensiven Mittelfeldachse Aránguiz/Palacios, die beide erst seit Kurzen im Training sind, aber eine natürliche Harmonie zeigten.
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Das war schlecht
Die ersten sieben Minuten und Teile der zweiten Halbzeit. Vor allem individuelle Fehler und sich einschleichende Passivität brachten die von 11006 Zuschauern frenetisch unterstützten, heimstarken Berliner immer wieder in gefährliche Positionen. Es zeigten sich hier die zu erwartenden Probleme in der Verteidigung, die sich im Prozess des Umbruchs befindet. Bayer 04 steht kurz vor der Verpflichtung des 19-jährigen Ecuadorianers Piero Hincapié. Odilon Kossounou (20) braucht noch Eingewöhnung, ein klassischer Rechtsverteidiger wird auch noch gesucht. Die Mannschaft wird hier in sechs Wochen anders aussehen.
Mann des Spiels
Mit ziemlichem Abstand vor dem Rest war das Moussa Diaby. Der 22-Jährige war Ausgangs- oder Endpunkt fast aller gefährlichen Aktionen von Bayer 04. Seine Antritte und Täuschungen versetzten die Union-Defensive regelmäßig in Angst und Schrecken. Nur mit dem Fehlen von Automatismen und personellen Alternativen im Angriff war es zu erklären, dass daraus lediglich ein Tor resultierte. Auch hier wird Bayer 04 womöglich noch auf dem Transfermarkt aktiv werden. Ein anderer Mann des Spiels war Robert Andrich (26), weil er gar nicht mitspielte. Der Mittelfeld-Zentralspieler von Union war aus dem Aufgebot gestrichen worden, weil er sich, wie Manager Oliver Ruhnert sagte, „schlecht fühlte“. Dieses Gefühl mag mit dem Umstand zu tun haben, dass er sich, wie seit Wochen bekannt ist, mit Bayer 04 über einen Vertrag im Sommer 2022 einig sein soll. Dann aber läuft sein Vertrag aus und Union würde keine Ablöse kassieren. Sehr wahrscheinlich ist, dass sich beide Klubs in den nächsten Tagen über einen vorzeitigen Wechsel einig werden. „Man muss schnell eine Entscheidung finden“, sagt Ruhnert.
Moment des Spiels
Jeder Moment, in dem die Präsenz des Publikums zu spüren war. Obwohl das Stadion mit 11 006 Zuschauern nur zur Hälfte gefüllt sein durfte, herrschte über die ganze Spielzeit eine wunderbare Fußball-Atmosphäre.
Das sagen die Trainer
Urs Fischer (Union Berlin): „In der ersten Halbzeit war es eine Lehrstunde, was passiert, wenn man die falschen Dinge tut. Da hat Leverkusen seine Klasse gezeigt und ein gutes Spiel gemacht. Das haben wir in der Pause angesprochen. In der zweiten Halbzeit war es dann das Union Berlin, das alle sehen wollen.“
Gerardo Seoane (Bayer 04): „Wir haben uns hier gut gewehrt und eine gute Mentalität gezeigt. Wir haben sehr solidarisch gespielt, in der Hinsicht war es ein großer Schritt nach vorn für uns.“
Das sagen wir
Nach der extrem holprigen Vorbereitung ohne ein überzeugendes Spiel und einem 3:0-Pokalsieg beim Viertligisten Lok Leipzig ohne Aussagekraft blieb der zu befürchtende Unfall bei einem Team aus, das eingespielt ist und aus dem Vollen schöpfen kann. Bayer 04 und Trainer Gerardo Seoane haben wichtige Erkenntnisse und eine weitere Woche Zeit gewonnen.