AboAbonnieren

Viele Verletzte, dichter SpielplanEin Teufelskreis für Bayer 04 Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten
950632BE-9117-44E3-9976-70FC48EE7403

Zumindest Lucas Alario (r.) hat sich bei seinem Länderspiel-Einsatz nicht verletzt.

Leverkusen – Peter Bosz dürfte erleichtert gewesen sein, als sein Telefon am frühen Mittwochmorgen nicht erneut klingelte. Denn als er am vergangenen Freitag gegen 7.30 Uhr einen Anruf erhielt, nach einer Nacht mit Länderspielen auf der anderen Seite der Welt, in Südamerika, wurde Bosz von Bayer-04-Teamarzt Karl-Heinrich Dittmar die Nachricht von Exequiel Palacios’ schwerer Wirbelverletzung überbracht. Doch zum Glück fand Leverkusens Horror-Serie der verletzten Südamerikaner am letzten Länderspiel-Termin des Jahres keine Fortsetzung und Boszs Handy blieb still. Lucas Alario hatte seinen 90-minütigen Bank-Einsatz bei Argentiniens 2:0 in Peru ohne Blessur überstanden – obwohl bei Bayers aktueller Pechsträhne kein Missgeschick zu skurril gewesen wäre. Doch so wird der Stürmer am Donnerstagabend in Leverkusen zurückerwartet.

Das südamerikanische Lazarett

Aus der stolzen Südamerika-Fraktion der Werkself sind Alario und der brasilianische Linksverteidiger Wendell aktuell die letzten verbliebenen einsatzfähigen Profis. Wendells Landsmann Paulinho kämpft sich nach seinem Kreuzbandriss zurück, der Chilene Charles Aránguiz laboriert seit seiner letzten Länderspiel-Abstellung im Oktober an Achillessehnenproblemen. Der Kolumbianer Santiago Arias fehlt nach seinem in Venezuela erlittenen Wadenbeinbruch noch viele Monate – ebenso der Argentinier Palacios. „Wir sind nicht glücklich mit unseren Länderspielpausen“, so Bosz, die vielen Einsätze in einer ohnehin eng getakteten Saison seien „verrückt“. Und Verletzungen die logische Folge: Je weniger Profis zur Verfügung stehen, desto häufiger kommt dasselbe Personal zum Einsatz, was wiederum die Wahrscheinlichkeit für Verletzungen erhöht. Ein Teufelskreis.

Das könnte Sie auch interessieren:

Immerhin kann Bosz für das Bundesliga-Spiel am Samstag bei Arminia Bielefeld (15.30 Uhr/Sky) mit Alario planen, der in zwei Länderspielen nur auf sieben Minuten Einsatzzeit kam, zur großen Leverkusener Erleichterung. Denn der 28-Jährige ist aktuell Bayers wohl wertvollster Profi. In den vier Liga-Siegen in Serie erzielte Alario sieben Treffer. „Dass er die Fähigkeit hat, Tore zu schießen, wusste ich. Im Strafraum ist er unser Bester“, sagte Trainer Bosz, der dem Argentinier eine gute Entwicklung attestiert. „Fußball ist mehr als nur im Sechzehner spielen. Und auch da macht er es gerade wirklich top. Er hat unser Spiel jetzt viel besser verstanden.“

Lucas Alarios beste Zeit in Leverkusen

Es ist Alarios mit Abstand beste Zeit in Leverkusen, seit seinem 24-Millionen-Euro-Wechsel von River Plate im August 2017. Zwar hatte Alario immer eine ordentliche Torquote, doch war er nie die Nummer eins auf seiner Position und deswegen latent unzufrieden. Kevin Volland oder zuletzt Kai Havertz hatten stets die Nase vorn, ein Abschied des Stürmers schien stets nur eine Frage der Zeit. „Wir werden versuchen, dass Lucas wechselt, damit er spielen kann. Er arbeitet wie ein Profi. Wir werden ein Team finden, das für seine Eigenschaften geeignet ist“, hatte sein Berater Pedro Aldave noch im Sommer gesagt. „Es ist nicht gut, einen Ferrari nur in der Garage stehen zu haben.“

Nach der Verpflichtung von Patrik Schick schien dem Sportwagen Alario wieder nur der ungeliebte Parkplatz zu bleiben. Doch die Verletzung des Tschechen machte den Weg frei zur großen Show des Argentiniers, der wunderbare Tore mit dem Fuß und dem Kopf erzielte.

Patrik Schick vor Rückkehr

Die bevorstehende Rückkehr Schicks nach einem Muskelfaserriss beschert Trainer Bosz nun einen in Leverkusen lange nicht gekannten Luxus: zwei hervorragende Mittelstürmer. Ob der Sommer-Neuzugang eine Option für das Spiel in Bielefeld am Wochenende sein könnte, ist aber noch unklar. „Im Training sieht Patrik jetzt schon fit aus. Man könnte denken: Der kann alles! Aber wenn er jetzt zweimal 90 Minuten spielen würde, wäre er nächste Woche wieder verletzt“, sagte Bosz.

Schon bei Schicks Verpflichtung für 26,5 Millionen Euro von der AS Rom seien die körperlichen Defizite des 24-Jährigen bekannt gewesen. „Seine Rumpfstabilität muss man trainieren. Wenn die nicht gut ist, bekommt man Muskelfaserrisse und Adduktorenprobleme. Wir müssen vorsichtig sein und ihn Schritt für Schritt voran bringen“, sagte Trainer Bosz.