Das 3:2 von Bayer 04 Leverkusen gegen RB Leipzig hat den Gegner richtig beeindruckt.
„Wenn die so die ganze Zeit spielen können, dann ja“Yussuf Poulsen macht Bayer 04 zum Meisterschaftskandidaten
Pokalspiel gegen einen unterklassigen Gegner, Auftakt gegen ein Top-Team der Bundesliga. Das war das Auftaktprogramm für Bayer 04 Leverkusen 2022, und so war es auch 2023 wieder. Der große Unterschied: In diesem Jahr ist der Start für die Werkself geglückt. Das 3:2 gegen RB Leipzig war ein Fingerzeig an die Liga und die Bestätigung für die Vorschusslorbeeren der Experten.
2022 schied Leverkusen in der ersten Pokalrunde gegen Drittligist SV Elversberg aus und vergeigte danach das Topspiel bei Borussia Dortmund. Es war der Anfang vom Ende der Amtszeit von Gerardo Seoane als Trainer von Bayer 04. Das damals hoch gehandelte Leverkusener Team hatte sehr früh Schiffbruch erlitten, musste von Seoanes Nachfolger Xabi Alonso erst wieder in Fahrt gebracht werden.
Nach dem 8:0 gegen Viertligist Teutonia Ottensen und dem Sieg gegen Leipzig sieht alles danach aus, als hätte Leverkusen aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Ein Baustein dabei waren ganz sicher die Aktivitäten auf dem Transfermarkt. Am Samstag standen vier Zugänge in der Startelf, ein weiterer wurde eingewechselt. „Sie haben ihre Sache alle sehr ordentlich gemacht“, sagte Simon Rolfes, der als Sport-Geschäftsführer hauptverantwortlich für die Neuen zeichnet.
Granit Xhaka ist der Leader
Sehr ordentlich ist dabei eine eher zaghafte Formulierung für den Einstand der Zugänge am Samstag. Granit Xhaka erfüllte seine Rolle als neuer Leader im Mittelfeld von der ersten Sekunde an. Die 30-jährige Neuerwerbung vom FC Arsenal war stets anspielbar, verteidigte klug und robust, gab lautstark Anweisungen und bejubelte gelungene Aktionen gestenreich.
Auch Alejandro Grimaldo lieferte ab, war sehr agil und fleißig auf der linken Außenbahn. Jonas Hofmann zeigte mehrfach seine Klasse und seine Ruhe am Ball und Victor Boniface ist deutlich mehr als nur ein bulliger, torgefährlicher Mittelstürmer, vielmehr ist er ein wichtiges Bindeglied im Angriffsspiel, macht Bälle fest, spielt kluge Pässe. Boniface und Hofmann trugen sich folgerichtig direkt in die Liste der Torvorbereiter ein. „Wir haben einen klaren Einfluss von den neuen Spielern gesehen“, betonte Xabi Alonso in seiner Spielanalyse.
Wie ist dieser 3:2-Erfolg gegen Leipzig, das in der Vorwoche mit einem beeindruckenden 3:0 gegen Rekordmeister Bayern München den Supercup gewonnen hatte, aber nun einzuordnen? Der Gegner war jedenfalls sehr beeindruckt. „Leverkusen war richtig gut. Wie die uns gepresst und gestresst haben, wie griffig die waren im Gegenpressing“, sagte RB-Stürmer Yussuf Poulsen: „Wir sind kaum rausgekommen hinten.“ Für den Dänen ist Bayer 04 daher ein echter Meisterschaftskandidat: „Wenn die so die ganze Zeit spielen können, dann ja.“
Jonas Hofmann lehnt sich etwas aus dem Fenster
Bei der Werkself waren die meisten Angestellten hingegen darum bemüht, den guten Start nicht zu hoch zu hängen. „Es war eine gute Leistung, es geht aber trotzdem weiter“, sagte Rolfes. Am weitesten lehnte sich Jonas Hofmann aus dem Fenster. „Es war im Vorhinein klar: Wer dieses Spiel gewinnt – und das waren nun eben wir – setzt ein Statement. Und das ist es nun auch meiner Meinung nach“, sagte der aus Mönchengladbach gekommene Nationalspieler.
Hofmanns Aussage ordnete Xabi Alonso schnell so ein, wie der Trainer sie verstanden wissen will: „Das war ein Statement für nächsten Samstag“, sagte er: „Wir schauen nämlich nur von Spiel zu Spiel.“ Dann wartet das Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr) – und ein Wiedersehen mit Ex-Trainer Gerardo Seoane.
Mit im Kader der Leverkusener dürfte dann auch Josip Stanisic stehen. Nach KStA-Informationen ist sich Bayer 04 mit dem FC Bayern München über einen Transfer des Abwehrspielers einig. Der „Kicker“ hatte zuerst berichtet. Der gebürtige Münchner mit kroatischem Pass soll auf Leihbasis zur Werkself stoßen. Einer Kaufoption haben die Bayern nicht zugestimmt.
Josip Stanisic ist variabel einsetzbar
Der 23-jährige Stanisic ist genau der Spielertyp, den die Leverkusener für die Defensive noch gesucht haben. Er ist variabel einsetzbar, kann auf beiden Seiten in einer Vierer- oder Fünferkette spielen und hat auch schon als Innenverteidiger agiert, vorzugsweise in einer Dreierkette.
Zwei Bayer-04-Akteure könnten den Klub dafür in den kommenden Tagen noch verlassen. Nadiem Amiri steht laut „Bild“ kurz vor einem Wechsel zu Olympique Marseille. Als Ablösesumme steht ein Betrag um die sieben Millionen Euro im Raum. Amiri hatte im Testspiel in Marseille (2:1) vor wenigen Wochen mit einem guten Auftritt reichlich Eigenwerbung betrieben. Sardar Azmoun wird zudem mit dem AC Mailand in Verbindung gebracht. Nach der Verpflichtung von Victor Boniface ist der Iraner hinter dem noch verletzten Patrik Schick und dem immer besser in Form kommenden Adam Hlozek nur noch Stürmer Nummer vier bei Bayer 04.