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Bundesliga-KolumneKruse reagiert auf Ausbootung – Misstöne im Bayern-Zirkus

Lesezeit 4 Minuten
kruse symbol

Werden in diesem Leben keine Freunde mehr: Max Kruse und Trainer Niko Kovac.

KölnDer 6. Bundesliga-Spieltag ist Geschichte. Und der FC Bayern München hat zum dritten Mal in Folge Unentschieden gespielt. Was ist da los?

Das Zirkus-Team der ersten Spieltage hat Probleme bekommen. Beim 1:1 gegen Mönchengladbach hat den Zauberdribblern im Angriff die Effizienz gefehlt, beim 1:1 an der Alten Försterei gegen Union Berlin waren sie ein wenig müde. Und beim 2:2 gegen den VfB Stuttgart war es eine Mischung aus allem.

Trainer Julian Nagelsmann hatte die Mannschaft in der Startaufstellung auf sechs Positionen verändert. Das Team brauchte fast eine halbe Stunde, um sich zu finden. Und am Ende warf es einen fast sicher geglaubten 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart durch einen Elfmeter weg, den Mathijs de Ligt an dem starken Ex-Kölner Serhou Guirassy verschuldete, der ihn dann selbst verwandelte. Man war unzufrieden. Klub-Ikone Thomas Müller sagte: „Heute bin ich zum ersten Mal unzufrieden. Mit uns.“

Das ist so kurz vor dem Aufeinandertreffen mit dem FC Barcelona und dem ehemaligen Kollegen Robert Lewandowski am Dienstag bestimmt nicht das Hoch, das alle schon zu fühlen geglaubt hatten.

Sport-Vorstand Hasan Salihamdzic gab am Sonntag alles, um seinen Trainer Julian Nagelsmann in Schutz zu nehmen. Ihm sei es lieber, als Folge der Rotation einmal mehr Unentschieden zu spielen als Unzufriedenheit im Kader zu haben, erklärte er bei Sport1. Allerdings würde die Unzufriedenheit beim nächsten Ergebnisversagen weit über den Kader hinausgehen.

Torjäger

1. Sheraldo Becker (Union) 5

1. Niclas Füllkrug (Bremen) 5

3. Christ. Nkunku (Leipzig) 4

3. Jamal Musiala (FC Bayern) 4

5. Marcus Thuram (Gladbach)3

5. Karim Onisiwo (Mainz) 3

5. Vincenzo Grifo (Freiburg)3

5. Marius Bülter (Schalke) 3

5. Sadio Mané (FC Bayern) 3

5. Daichi Kamada (Frankfurt)3

Zwölf Punkte aus sechs Spielen sind der schlechteste Bayern-Saisonstart in zehn Jahren. Dagegen verblassen alle anderen Aspekte des Spiels. Die Freude über Mathys Tel, der durch sein 1:0 mit 17 Jahren und 136 Tagen zum jüngsten Liga-Torschützen der Bayern-Geschichte wurde. Und die Aufregung um einen nicht gegebenes Tor des zweiten Ex-Kölners Chris Führich, dem ein minimaler Zupfer am Trikot von Joshua Kimmich vorausging. VfB-Sportdirektor Sven Mislintat entfachte die Diskussion um den „Bayern-Bonus“ neu. Es gab aber wirklich größere Aufreger an diesem Spieltag.

Kruse: „Entscheide selbst, wann meine Zeit in der Bundesliga vorbei ist“

Die spektakuläre Ausbootung des Individualisten Max Kruse in Wolfsburg zum Beispiel?

Zum Beispiel. Zehn Tage nach Schließung des Transferfensters erklärte Niko Kovac, als Trainer mehr Drill Instructor denn Schöngeist, Max Kruse werde nie mehr für den VfL Wolfsburg spielen. „Keine Impulse, kein konstruktives Miteinander dahingehend, dass er der Mannschaft jetzt hilft. Wir haben ihm mitgeteilt, dass er nicht dabei ist und für uns in Zukunft keine Rolle spielen wird. Das heißt: Kein Spiel mehr!“, sagte Kovac nach dem 1:0-Sieg in Frankfurt bei Sky.

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Eine Woche zuvor hat er Kruse trotz des Fitnessproblems bei der 2:4-Niederlage gegen den 1. FC Köln noch 90 Minuten spielen lassen, als wäre diese Niederlage eine Investition in seine Grundsatzentscheidung.

Wie geht es mit Kruse weiter?

Der Ex-Nationalspieler darf mit seinem am Ende der Saison auslaufenden Vertrag in Wolfsburg weiter trainieren, bis entweder im Winter ein Transfer zustande kommt oder vorher der Vertrag aufgelöst wird. Was den VfL allerdings bei einem geschätzten Jahresgehalt von 3,8 Millionen Euro brutto einiges kosten wird. Da der Klub Ruhe im Kader dringender braucht als Geld, ist das eine wahrscheinliche Option. Auf Instagram erklärte Kruse schon mal seine Haltung: „Ich glaube, ich entscheide selbst, wann meine Zeit in der Bundesliga vorbei ist. Das entscheidet niemand anderes für mich.“

Gute Stimmung bei Rose und Leipzig

In Leipzig ist die Stimmung im Kader nach dem Aus von Domenico Tedesco und dem Arbeitsbeginn von Marco Rose schlagartig besser geworden. Nach Wochen der Krise besiegten die Saschen Dortmund im Stil einer Spitzenmannschaft mit 3:0 Toren. Was hält man davon?

So ist Profifußball, wenn sich ein Trainer von seinen Spielern entfremdet hat und von der Klubführung nicht mehr unterstützt wird. Zwischen der Mannschaft, die noch vergangenen Dienstag im eigenen Stadion Schachtar Donezk 1:4 unterlag und jener, die am Mittwoch bei Real Madrid antreten wird, liegen fußballerische Welten.

Marco Rose feierte ein erfolgreiches Debüt.

„Ich bin kein Zauberer“, sagte der Leipziger Marco Rose nach dem Sieg über den Klub, der ihn trotz der Vizemeisterschaft nach der vergangenen Saison vor die Tür gesetzt hatte. Muss er auch nicht. Der Kader ist voller Qualität und Tiefe.

Und wenn die Verhandlungen zwischen RB und Mönchengladbach über den dort noch laufenden Vertrag von Max Eberl erfolgreich sein werden und der Manager in ein paar Wochen wieder wie einst an seiner Seite sein wird, ist RB ein Titelkandidat.