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Kommentar

Trainer als PR-Coup
Red Bull betreibt Klopp-Washing

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Lesezeit 2 Minuten
Jürgen Klopp während einer Veranstaltung in der M&S Bank Arena Liverpool zur Verabschiedung des Liverpooler Trainers. (Archivbild)

Jürgen Klopp während einer Veranstaltung in der M&S Bank Arena Liverpool zur Verabschiedung des Liverpooler Trainers. (Archivbild)

Jürgen Klopp wird neuer Fußball-Chef bei Red Bull. Warum die Verpflichtung für beide Seiten ein Coup ist.

Dass sich Jürgen Klopp dem Red-Bull-Konzern als Chef der weltweit operierenden Fußballsparte anschließt, ist für romantisch veranlagte Betrachter die ultimative Hiobsbotschaft, der eigentlich nicht mehr benötigte letzte Beweis dafür, dass das Fußballgeschäft eben genau das ist: ein Geschäft.

In der Tat ist es schräg, dass jener Mann, der bei Mainz 05, Borussia Dortmund und dem FC Liverpool zum Experten für leidenschaftliche Traditionsklubs wurde und sich stets über die vermeintlich unlauteren Vorteile der Konkurrenz beklagte, ab dem kommenden Jahr das Gesicht der umstrittenen Fußballabteilung von Red Bull wird. Wobei natürlich auch der FC Liverpool ein Konzern mit Eigentümern aus den USA ist und Klopp seit Jahren eine überall präsente Werbefigur.

Jürgen Klopp bei Red Bull: Aus Sportswashing wird Klopp-Washing

Trotzdem: Für Red Bull ist Klopps Verpflichtung ein Coup, vor allem: ein PR-Coup. Das Unternehmen gewinnt eine der populärsten Figuren des öffentlichen Lebens in Deutschland und wird darauf spekulieren, dass Klopps enorme Sympathiewerte auf die Marke und deren Fußballengagement abstrahlen.

Wenn sich Staaten wie Katar und Saudi-Arabien im Fußball betätigen, sprechen Fachleute von Sportswashing. Red Bull betreibt mit der Verpflichtung des neuen Fußballchefs Klopp-Washing.

Logischer Schritt für Jürgen Klopp

Für Klopp selbst ist der neue Posten ein logischer und sinnvoller Schritt. Als Trainer hat er praktisch alles erreicht, was es zu erreichen gibt – Aufstieg mit Mainz, Meisterschaft, Doublesieg und Champions-League-Finalteilnahme mit Dortmund, Gewinn der Champions League und der ersten Meisterschaft seit Ewigkeiten mit Liverpool. Bei allen Vereinen ging Klopp als Held. Es ist nachvollziehbar, dass ihn im Trainergeschäft gerade kein Job mehr reizt.

Der Posten als Stratege bei Red Bull ist für ihn eine interessante, neue Aufgabe – und dürfte außerdem weniger stressig sein als die Arbeit im Tagesgeschäft. Und, wichtig für die Zukunft: Aus der neuen Rolle bei Red Bull käme Klopp wohl leichter heraus als aus einem herkömmlichen Engagement als Trainer – für den Fall, dass er irgendwann die deutsche Nationalelf übernehmen möchte.