Die deutsche Nationalmannschaft kommt in diesem Jahr ohne FC-Spieler aus. Das war in der Vergangenheit schon anders. Wir erinnern an glorreiche Kölner EM-Momente.
EM aus der Sicht des 1. FC KölnVon der Pin-up-Affäre bis zum schnellsten Tor
Wer auch nach längerem Üben die Balltricks nur kläglich beherrscht, der kann sich mit Angebereien des Wissens in den Mittelpunkt jedes Rudelguckens spielen. Wie wäre es zum Beispiel, wenn man mit ein paar Kölner Details zur EM-Geschichte aufwarten könnte? Wir haben mal gesammelt:
Das Kölner EM-Wunder
Bei der Europameisterschaft 1976 ereignete sich kurz vor der Finalrunde noch ein kleines Kölner Wunder. Der Euskirchener Heinz Flohe konnte mit simplen Einlagen seine unterschiedlichen Beinlängen kompensieren und dadurch seine langen rätselhaften Rückenschmerzen in den Griff bekommen. In Jugoslawien spielte er befreit auf.
Die Kölner Aufholjagd
Ebenfalls 1976 im Halbfinale gegen Gastgeber Jugoslawien lag Deutschland schon 0:2 zurück, als sich zwei Kölner bei einer sensationellen Aufholjagd einen Namen machten. Erst traf Heinz Flohe, dann der kopfballstarke Dieter Müller (knapp 40 Sekunden nach seiner Einwechslung). Und Müller war auch in der Verlängerung gnadenlos. Bis zum Endstand von 4:2 hatte der Kölner innerhalb von 39 Minuten Spielzeit dreimal das Leder ins Netz gewemst. Zu Turnierende war Deutschland zwar nicht EM-Sieger, Müller aber Torschützenkönig.
Die Kölner Ausrede
Bei der Vorrunde zur EM 1968 ist vielen die „Schmach von Tirana“ noch im Gedächtnis. Mit dabei waren die FC-Spieler Hannes Löhr, Wolfgang Weber und Wolfgang Overath. Keinem von ihnen und auch keinem der Mannschaftskollegen gelang ein Tor im Rückspiel gegen die unterschätzten Albaner. Und so flog Deutschland aus dem Turnier. Wolfgang Weber hat später auch dem Rasen eine Mitschuld gegeben: „Der Platz? Oh je. Das war kein Rasen, eher eine Weide.“
Die Kölner Pin-up-Affäre
Bei der Lesestoff-Kontrolle durch den Trainer Helmut Schön vor dem Albanien-Rückspiel waren die Kölner noch guter Dinge. Als einem Spieler ein Pin-up-Magazin abgenommen wurde, soll der Kölner Stürmer Löhr gewitzelt haben: „Aber nicht wegnehmen und dann selber lesen!“
Der Kölner Europameister von der Bank
Pünktlich zur Endrunde der EM 1972 war der Kölner Hannes Löhr von einer Verletzung genesen. Spielzeit bekam er zwar nicht, landete aber im Kader und wurde so von der Bank aus Europameister. Löhr ist damit der einzige offizielle Europameister des 1. FC Köln der EM 1972.
Der einzige Kölner Europa- und Weltmeister
Der gelernte Bankkaufmann und Mittelfeldspieler Bernd „Culli“ Cullmann beendete 1980 mit 30 Jahren in der römischen EM-Endspielnacht gegen Belgien seine Nationalmannschaftskarriere. Er ist damit der einzige FC-Spieler, der sowohl den Weltmeister- (1974) als auch den Europameisterpokal gewonnen hat.
Der Kölner Nachrücker im Tor
Es war nur einem Unfall im Regen auf einer Umgehungsstraße geschuldet, dass die FC-Legende Toni Schumacher bei der Europameisterschaft 1980 den Grundstein für seine steile Karriere legen konnte. Sepp Maier, erfolgreicher Nationaltorhüter, musste verletzt passen und der 25 Jahre alte bullige Eisenstemmer Toni bekam seine Chance in der Nationalmannschaft. Und gewann gleich sein erstes Finale im Tor. Es sollte das einzige bleiben, 1982 und 1986 scheiterte das kölsche Kraftpaket im WM-Finale.
Kölns geniales Enfant terrible
FC-Spieler Bernd Schuster erhielt nach dem Titelgewinn 1980 in Italien von Bundespräsident Karl Carstens das Silberne Lorbeerblatt. Der gebürtigen Augsburger war einer der besten FC-Spieler auf dem Platz und hatte das Turnier entscheidend mitgestaltet. Es war aber auch seine letzte Teilnahme an einem großen Turnier für Deutschland.
Bei einer Feier der Nationalmannschaft im Folgejahr fehlte der gebürtige Augsburger unentschuldigt. Bundestrainer Jupp Derwall strich ihn daraufhin aus dem Aufgebot. Es folgten Verletzungen und eine unrühmliche Kette von Rücktritten und Rücktritten von den Rücktritten. Für den FC lief Schuster da schon lange nicht mehr auf. Bereits 1980 war er zum FC Barcelona gewechselt.