106:71 gegen UngarnDeutsche Basketballer verabschieden sich mit Gala aus Köln
Köln – Es war die Zeit des Abschieds in Köln-Deutz. Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft bestritt am Mittwochabend ihr letztes Vorrundenspiel der Europameisterschaft und bescherte den Fans in der Lanxess-Arena beim 106:71 (54:39) gegen Ungarn noch einmal einen unterhaltsamen Abend mit vielen Punkten.
Die große Euphorie, die das Team zuvor beim 76:63 gegen Frankreich, beim 92:82 gegen Bosnien und Herzegowina, dem unvergesslichen 109:107 nach zweimaliger Verlängerung gegen Litauen und sogar beim 80:88 gegen Slowenien beflügelt hatte, kam zum Ausklang aber nicht mehr auf.
Nächster Gegner Montenegro
Das lag weniger daran, dass das Publikum nach vier Tagen voller ekstatischer Eruptionen emotional ausgelaugt war, sondern es war eher auf den kurzfristigen Mangel an sportlicher Bedeutung zurückzuführen. Schon vor der letzten Partie der Vorrundengruppe B stand fest, dass Deutschland als Zweiter in die Endrunde weiterzieht. Am Samstag steht in Berlin in der Arena am Ostbahnhof das Achtelfinal-Duell mit Montenegro bevor (18 Uhr, live und kostenlos bei Magenta TV). Schon am Donnerstag um neun Uhr startete der Charterflug mit allen für die Endrunde qualifizierten Mannschaften in die Hauptstadt.
Bundestrainer Gordon Herbert zog aus der Konstellation seine personellen Konsequenzen: Der 63-jährige Kanadier verzichtete sowohl auf den Einsatz von Kapitän Dennis Schröder als auch auf den von Daniel Theis und Nick Weiler-Babb. Bei Schröder, der beim Vorbereitungsturnier um den Supercup vor zwei Wochen eine Knöchelblessur davongetragen hatte, und bei Theis, dessen EM-Einsatz wegen Knieproblemen lange fraglich war, handelte es sich um Schonmaßnahmen. Weiler-Babb dagegen hatte sich im Match am Dienstag gegen Slowenien die Schulter überdehnt und klagte über akute Schmerzen. Auch sein Einsatz gegen Montenegro ist noch fraglich.
Leistung für die Geschichtsbücher
Die Chance auf den Gruppensieg war dahin, weil sich Slowenien zuvor in einem hochklassigen und packenden Spiel gegen Frankreich mit 88:82 durchgesetzt hatte. Superstar Luka Doncic zeigte einen Tag nach seinen 36 Punkten beim 88:80 gegen Deutschland eine Leistung für die Geschichtsbücher: Der 23-jährige Profi von den Dallas Mavericks erzielte 47 Punkte und verwandelte 15 seiner 23 Würfe – darunter sechs Dreier. Zudem sicherte er sich sieben Rebounds und fünf Assists. Es waren die meisten Punkte eines Spielers bei der EM seit 65 Jahren, 1957 erzielte der Belgier Eddy Terrace 63 Punkte gegen Albanien.
Doncic ließ sich bei seinem atemberaubenden Auftritt auch von einer Platzwunde am Kopf nicht stoppen, die er sich beim Kampf um den Rebound zugezogen hatte, er nahm als schmerzlinderndes Souvenir den roten Kuschel-Dom mit nach Hause, den er als wertvollster Spieler (MVP) der Partie erhielt.
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Ebenfalls einen Platz im Achtelfinale sicherte sich Litauen. Der Europameister von 1937, 1939 und 2003 besiegte am Mittwochnachmittag Bosnien und Herzegowina mit 87:70.Gegen die Ungarn hatte Deutschland zunächst Mühe, und das lag auch daran, dass sich der couragierte Außenseiter keineswegs als ambitionsloser Sparringspartner präsentierte. Nach dem ersten Viertel lag die DBB-Auswahl mit 22:19 vorn und ihren Beitrag dazu leisteten auch Justus Hollatz und Christian Sengfelder, die bisher nicht zum Einsatz gekommen waren. „Jeder hat seinen Teil zum Sieg beigetragen und wir haben wieder etwas besser zu unserem Rhythmus gefunden. Das ist vor Beginn der Endrunde wichtig“, sagte Aufbauspieler Maodo Lô.
Vor allem Sengfelder empfahl sich mit 22 Punkten als Option für die Offensive. Gemeinsam mit Lô, der die Fans neben 21 Punkten mit seinem eleganten Ballhandling begeisterte, waren Andreas Obst und Franz Wagner mit ihren Dreipunktewürfen die im Angriff treibenden Kräfte. Mitte der zweiten Halbzeit hatte Deutschland den Vorsprung in den erwartungsgemäß souveränen Bereich befördert und begeisterte die Zuschauer in den verbleibenden Minuten mit weiteren sehenswerten Aktionen.