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Fifa suspendiert RubialesSchockwellen nach Kuss bei WM – DFB-Frauen solidarisieren sich

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Der Kuss des Anstoßes: Bei der Siegerehrung zur Fußball-WM in Sydney, Australien, am 20. August.

Der Kuss des Anstoßes: Bei der Siegerehrung zur Fußball-WM in Sydney, Australien, am 20. August.

Chaos pur im spanischen Fußball: Der Weltverband Fifa sperrt Luis Rubiales. Trainer aus Spanien und Deutschland kritisieren den spanischen Verbandschef.

Nicht nur in der Fußball-Bundesliga bleibt das Verhalten des spanischen Fußball-Präsidenten Luis Rubiales ein Thema. Spaniens-Fußballweltmeister und Bayer-04-Trainer Xabi Alonso hatte sich am Rande des 3:0-Siegs seiner Mannschaft in Mönchengladbach zum Eklat geäußert: „Das war nicht akzeptabel. Es ist klar: Er kann nicht bleiben in dieser Situation.“

„Das“ meint die Situation während der Siegerehrung der Fußball-Weltmeisterinnen am 20. August in Sydney. Rubiales hatte die Spielerin Jennifer Hermoso auf den Mund geküsst – und einen weltweiten Sturm der Entrüstung ausgelöst. Laut Hermoso geschah dies gegen ihren Willen, Rubiales sieht das anders.

Am Wochenende reagierte die internationale Fußballvereinigung Fifa. Der Weltverband sperrte den Präsidenten für 90 Tage „für alle fußballbezogenen Aktivitäten auf nationaler und internationaler Ebene“ und legte ihm ein Kontaktverbot zu Hermoso auf. Die spanischen Weltmeisterinnen streiken derweil weiter aus Protest gegen Rubiales. Der verweigert seinen Rücktritt.

DFB-Frauen: „Team Deutschland ist bei Euch“

Auch Trainer des spanischen Fußballverbandes RFEF gehen wie Xabi Alonso auf Distanz zum Präsidenten. Xavi Hernández, Trainer des FC Barcelona, verurteilte das Verhalten des suspendierten Präsidenten des Nationalverbandes RFEF als „völlig inakzeptabel“, erklärte sich mit Hermoso solidarisch und meinte, er sei „traurig“ darüber, dass der Skandal den WM-Triumph überschattet habe. „Darüber wird überhaupt nicht mehr geredet, und dabei ist das ein historischer Erfolg.“ Nationaltrainer Luis de la Fuente schrieb: „Ich verurteile vorbehaltlos das falsche und unangebrachte Verhalten des Präsidenten des RFEF.“

Solidarität in Mexiko am Samstag: Spielerinnen des Frauenfußballvereins Pachuca halten vor Beginn eines Spiels ein Transparent mit der spanischen Aufschrift „Wir sind mit dir Jenni“ hoch.

Solidarität in Mexiko am Samstag: Spielerinnen des Frauenfußballvereins Pachuca halten vor Beginn eines Spiels ein Transparent mit der spanischen Aufschrift „Wir sind mit dir Jenni“ hoch.

Vor dem Spiel gegen UD Almería (1:1) äußerten die Profis von Erstligist FC Cádiz ihre Solidarität mit Hermoso. Sie liefen mit einem Banner mit der Aufschrift „Wir sind alle Jenni“ aufs Feld. Ähnliche Aktionen von Fans und Spielern gab es am Wochenende auch auf anderen Plätzen in Spanien und in anderen Ländern.

Die deutschen Fußballerinnen unterstützen ihre spanischen Profikolleginnen. „Team Deutschland ist bei Euch“, wurde als Botschaft über den offiziellen Instagram-Kanal der DFB-Frauen geteilt: „@jennihermoso & Team, Ihr habt unseren vollen Support!“

Ein Fan-Transparent am Wochenende beim Bundesliga-Spiel in Freiburg zeigt die Aufschrift: „Faust statt Kuss für Rubiales & Rummenigge - Sorry, mit Verlaub absolut okay“.

Fan-Transparent gegen Rubiales und Rummenigge am Wochenende beim Bundesliga-Spiel in Freiburg.

Beim Freiburger Heimspiel gegen Werder Bremen zeigten Fans Transparente mit deutlicher Botschaft an Rubiales und den langjährigen Bayern-München-Boss Karl-Heinz Rummenigge („Faust statt Kuss für Rubiales und Rummenigge - Sorry, mit Verlaub - Absolut okay“). Rummenigge hatte Anfang der Woche die Aktion Rubiales' in einem Statement verharmlost.

Für Ex-Nationalspieler und Sky-Experte Dietmar Hamann („Rubiales hat im Fußball nichts zu suchen“) ein „No-Go“: „Wenn ich diese Statements höre, kann ich nur mit dem Kopf schütteln.“ Selbst die Unterstützerfront im spanischen Fußball bröckelt immer weiter.

Rubiales verteidigt sich in Wutrede vor Generalversammlung in Spanien

Während Wutrede auf einer außerordentlichen Generalversammlung des spanischen Verbandes am Freitag hatte Rubiales noch Applaus erhalten, auch von Nationalcoach de la Fuente. In dem Meeting hatte Rubiales jegliche Schuld von sich gewiesen. Er sprach von einem „einvernehmlichen Kuss“ und nannte die Aufregung „idiotisch“. Der Verband hatte eine Erklärung veröffentlicht, in der angekündigt wurde, „geeignete rechtliche Schritte einzuleiten, um die Ehre des Präsidenten zu verteidigen“.

Hermoso fühlt sich hingegen als „Opfer eines Übergriffs“ und stritt die Einvernehmlichkeit erneut vehement ab. Sie hatte in einer ausführlichen Erklärung eindringlich geschildert, dass sie sich beim Kuss des Verbandspräsidenten auf ihren Mund „verletzlich und als Opfer eines Übergriffs gefühlt“ habe, „eines impulsiven, machohaften Aktes, der unangebracht war und dem ich nicht zugestimmt habe“, schrieb Hermoso bei Instagram: „Ich wurde einfach nicht respektiert.“

Hermoso bezichtigte auch Rubiales, die Unwahrheit erzählt zu haben. „Die Worte von Luis Rubiales, mit denen er den unglücklichen Vorfall erklärt, sind kategorisch falsch und Teil der manipulativen Kultur, die er selbst geschaffen hat“, betonte Hermoso.

Empörung brachte die deutsche Vize-Kapitänin Svenja Huth aufgrund von verharmlosenden Aussagen von Fußball-Größen zum Ausdruck: „Solch ein Verhalten ist nicht akzeptabel, und noch weit untragbarer ist, es auch noch herunterzuspielen und die Spielerin unter Druck zu setzen. Niemand, absolut niemand sollte dies als Kleinigkeit abtun.“ Den Namen Rummenigge nannte sie nicht.

Rubiales' Pattex-Haltung hatte einen Streik der spanischen Weltmeisterinnen zur Folge. „Nach allem, was bei der Medaillenvergabe der Frauen-WM passiert ist, werden alle Spielerinnen, die diesen Text unterzeichnet haben, eine nächste Einberufung nicht ehren, wenn die derzeitige Führung beibehalten wird“, schrieben die Weltmeisterinnen in einer Erklärung, die von der Gewerkschaft Futpro verbreitet wurde. Insgesamt unterzeichneten 81 aktuelle und ehemalige spanische Spielerinnen das Schreiben. (SID/red)