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Fortuna-Keeper Rauhut„Das Ziel Aufstieg hätte man auch mit mir angehen können“

Lesezeit 6 Minuten
Kevin Rauhut FOrtuna

Vor seinem letzten Einsatz für Fortuna Köln: Kevin Rauhut

KölnHerr Rauhut, in Ihrem letzten Heimspiel für Fortuna Köln, dem 4:1 gegen Schalke II, haben Sie noch einmal einen Elfmeter gehalten. War es – den Pandemie-Umständen entsprechend – ein optimaler Abschluss?

Meine Reaktion nach dem 1:4 wenig später war deutlich: Optimal war es nicht, ich wollte zu Null spielen. Aber als Team haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht und wenig zugelassen. Dass ich mich dann doch so geärgert habe, ist einfach meinem Ehrgeiz geschuldet. Natürlich darf man es letztlich nicht zu hoch hängen – wir haben gewonnen und Platz vier gefestigt. Und am Samstag in Rödinghausen gibt es ja noch eine Chance, zu Null zu spielen.

Was hätte in der Saison besser laufen müssen, damit die Fortuna länger eine Rolle im Kampf um die Meisterschaft gespielt hätte?

Zunächst einmal: Wir als Mannschaft wollten dieses Maximalziel erreichen, das Ziel des Vereins war es nicht – hätten wir es geschafft, hätte sich wohl trotzdem niemand beschwert. Aber in der Hinrunde hatten wir dann schon eine Schwächephase, damit konnten wir das Maximalziel von der Agenda streichen. Dass es hintenraus dann „nur“ Platz vier wurde, ist auch etwas der Personalsituation geschuldet, wenn man sieht, was ein Roman Prokoph da vorne alleine leisten musste. Wenn wir im Winter Julian Günther-Schmidt nicht abgegeben hätten, wäre es vielleicht besser gelaufen. Allerdings kann man das aus Vereins-Sicht verstehen: Platz eins war nicht mehr möglich. Und so konnte man Einnahmen generieren und musste Günni keine Steine in den Weg legen.

Sind Sie zufrieden mit der Saison?

Insgesamt schon. Letzte Saison sind wir Zwölfter geworden, jetzt Vierter. Ich glaube, dass wir einen guten Grundstein dafür gelegt haben, dass die Jungs in der nächsten Saison noch erfolgreicher sein können.

Zur Person

Kevin Rauhut (31), geboren in Oberhausen, kam 2019 von Energie Cottbus zu Fortuna Köln. In bislang 59 Einsätzen spielte der Keeper 21 Mal zu Null. Die Partie am Samstag beim SV Rödinghausen (14 Uhr) ist Rauhuts letzter Einsatz für die Fortuna, er wechselt zum SGV Freiberg in die Oberliga Baden-Württemberg. Sein Nachfolger in Köln wird André Weis (31), der vom FC Viktoria kommt. Als Nummer zwei hat die Fortuna Felix Buer (21) vom Regionalligisten VfB Homberg verpflichtet. (ckr)

Sie wissen mittlerweile seit einigen Monaten, dass der Klub Ihren Vertrag nicht verlängern wird. Wie gehen Sie mit der Situation um?

Persönlich muss ich es akzeptieren und respektieren. Am Ende des Tages hat der Trainer darüber entschieden. Im Gespräch mit ihm habe ich es so ausgedrückt: Der Trainer ist der Architekt seines Hauses. Und wenn er glaubt, dass es da einen Stein gibt, der nicht ins Haus passt, wird er ihn auch nie in seinem Fundament verbauen. Deswegen kann ich ihm da keinen Vorwurf machen. Dennoch glaube ich, dass man auch mit mir in der nächsten Saison das Ziel Aufstieg hätte angehen können. So selbstbewusst bin ich. Auch wenn ich mich nicht gerne selbst lobe – ich glaube, dass ich in dieser Saison einer der konstantesten Spieler war. Das nehme ich mir raus, die Statistik spricht für mich.

Ihr Nachfolger André Weis hat zuletzt 2015/16 eine ganze Saison als Stammkeeper absolviert, aber immerhin in der 2. Bundesliga. Sie hätten einen Konkurrenzkampf nicht gescheut?

Wenn das gewünscht gewesen wäre, hätte man sicher eine Lösung gefunden. Auf höherem Niveau, und das strebt die Fortuna ja an, braucht man aus meiner Sicht zwei zumindest auf dem Papier gleichwertige Torhüter. Denn was passiert, wenn sich die etatmäßige Nummer eins in der Vorbereitung schwer verletzt? Dann kann man ja schlecht einem 19-Jährigen zumuten, einen Aufstieg entscheidend mitzugestalten. Aber: Die Frage habe ich leider nicht zu klären. Und mit mir wurde nicht gesprochen. Erfahrung habe ich in dem Thema, da bin ich auch total mannschaftsdienlich. In Cottbus wurde ich als Ersatzkeeper in den Mannschaftsrat gewählt, die Teamkollegen haben einfach meinen Charakter geschätzt.

Die Entscheidung des Klubs hat zu einem Streit zwischen Teilen der Fanbasis und den sportlichen Entscheidungsträgern geführt. Und für André Weis gab es einen Shitstorm.

Da wurde komplett auf dem Falschen rumgehackt. Wenn einer nichts dafür kann, dann ist es André Weis. Wenn er die Möglichkeit hat, bei so einem tollen Verein unterzukommen, dann muss er nicht nach links und rechts gucken – dann muss er es machen. Ich bin nach dem Pokalspiel gegen Viktoria Köln ohne ihn zu kennen zu ihm hingegangen. Ich habe ihm viel Glück und viel Erfolg mit unserer tollen Mannschaft gewünscht. Nachdem, was ich über ihn gehört habe, kann ich nur sagen: Charakterlich ist er eine absolute Bereicherung für die Mannschaft.

Was hat Ihnen die Unterstützung der Fortuna-Fans für Sie bedeutet?

Sehr viel, es ehrt mich und es ist ein bisschen Balsam für die Seele. Noch besser wäre natürlich gewesen, wenn auch der Trainer so über mich denken würde (lacht).

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Als Sie 2019 verpflichtet wurden, lag nach dem Drittliga-Abstieg quasi alles in Trümmern. Wie hat sich Fortuna Köln aus Ihrer Sicht in den vergangenen zwei Jahren entwickelt?

Als ich aus Cottbus nach Köln kam, sah es alles etwas anders aus, als es mir am Telefon verkauft wurde, da gab es wirklich nicht viel. Aber ich habe es dann so mitgetragen und das Beste daraus gemacht. Wir sind dann relativ sorgenfrei durch die erste Saison gekommen. Mit dem Trainerwechsel und der Verpflichtung einiger Hochkaräter für die Regionalliga hat der Verein einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Auch das Drumherum ist viel professioneller geworden, der Verein hat eine Riesen-Wendung genommen.

Welche Rolle spielt dabei der Trainer?

Alexander Ende ist sehr akribisch und dreht jeden Stein doppelt herum, um das Maximum herauszuholen. Der Verein und er haben namhafte Spieler verpflichtet und müssen sich am Ende daran messen lassen. Es wird nicht ausreichen, zu sagen: Platz vier wäre toll.

Sie verlassen die Fortuna ohne Groll?

Absolut. Es wird sicher nochmal ein Gespräch geben, um die Entscheidungen objektiv zu besprechen. Aber wir haben in der Kabine eine tolle Gemeinschaft aufgebaut, da bin ich stolz drauf. Ich werde mir sicher auch mal ein Spiel im Südstadion angucken kommen.

Wie sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Ich habe in der letzten Woche einen Dreijahresvertrag beim SGV Freiberg aus der Oberliga Baden-Württemberg unterschrieben. Es ist ein ambitioniertes Projekt, von dem ich total überzeugt bin. Sie wollen unbedingt nach oben. Ich freue mich sehr darauf.