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Hanns-Jörg Westendorf im Interview„Fortuna Köln muss sich auf allen Ebenen professionalisieren“

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Hanns-Jörg Westendorf soll im Herbst zu Fortuna Kölns neuem Präsidenten gewählt werden.

Herr Westendorf, nach dem plötzlichen Tod von Klaus Ulonska Mitte März hatten Sie es noch abgelehnt, dauerhaft neuer Präsident des SC Fortuna Köln zu werden. Nun kandidieren Sie doch im Herbst. Wie kam es zu der Kehrtwende?

Nach Klaus’ Tod fiel mir als Zweitem Vorsitzenden die kommissarische Leitung des Vereins zu. Zuerst habe ich gedacht: „Das kannst du mit deinem Job nicht vereinbaren.“ Aber in den drei Monaten hat die gelebte Praxis gezeigt, dass ich es gut aus meinem Freizeit-Budget gestalten kann – ohne, dass es zulasten meines Jobs geht.

Neben dem SC Fortuna und Ihrer Firma bleibt dann wohl nicht viel Zeit für ein Privatleben.

Ich mache das ja mit Herz und bin schon als Zweiter Vorsitzender zu vielen Auswärtsspielen in der ganzen Republik gefahren. Meine Lebensgefährtin sagt auch immer: „Du hast ohnehin keine anderen Hobbys als Fortuna“ (lacht). Insofern muss ich in meiner Freizeit auf wenig verzichten, was mir wirklich wichtig ist.

Was hat sich in den vergangenen drei Monaten an der Führungsstruktur des Vereins geändert und was wird sich noch verändern?

Die Fortuna muss sich auf allen Ebenen professionalisieren. Mit Michael W. Schwetje als Hauptgesellschafter und Geschäftsführer der Spielbetriebs-GmbH ist das in der Vergangenheit schon gut gelungen. Jetzt müssen im Gesamtverein auch professionelle Strukturen geschaffen werden, in Organisation und Infrastruktur. Die Verantwortlichkeiten wurden auf mehrere Schultern verteilt. Zum Beispiel wird ein hauptamtlicher Nachwuchsleiter eingestellt. Die A-Jugend ist in die Bundesliga und die Zweite Mannschaft in die Bezirksliga aufgestiegen, so wird dieser Erfolg auch personell abgebildet.

Aber es wird künftig keinen „Mr. Fortuna“ – wie Ulonska es war – geben.

Wenn ich mir als Ziel setzen würde, in Klaus’ Fußstapfen zu treten, dann wären die Schuhe zu groß. Ohne Klaus Ulonska wären wir niemals in der Dritten Liga gelandet, so viel ist klar. Aber ich bin auch ein ganz anderer Typ als er. Für mich steht Struktur und Effizienz in meinem Zeit-Management an erster Stelle. Ich werde mich da wohl eher der Instrumente moderner Büro-Kommunikation bedienen (lacht). Klaus zu imitieren geht nicht, da kann man nur scheitern. Da muss ich jetzt in ein anderes Konzept reinschlüpfen. Es wird weniger von der einzelnen Person abhängen, mehr von unserem Team.

Wird an Traditionen wie dem Spendenball oder der Weihnachtsfeier mit den Fans festgehalten?

Den Spendenball werden wir natürlich weiterleben lassen, wie schon in der Rückrunde. Da werden wir wieder Freunde des Vereins oder Prominente finden, die das machen, meine Wenigkeit sicher auch. Die Weihnachtsfeier als Zeichen des Zusammenseins wird auch wieder stattfinden, vielleicht nicht ganz so auf eine Person ausgerichtet, wie bisher. Wir werden an vielen Traditionen festhalten.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Westendorf über das Südstadion.

Neu geschaffen wurde der Wirtschaftsrat, hochkarätig besetzt mit Prominenz aus Wirtschaft und Politik, wie beispielsweise Ex-Oberbürgermeister Fritz Schramma oder NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans.

Kurz nach Klaus’ Tod kam Dieter Kleinjohann (Freund Ulonskas und einer der größten Sponsoren der Fortuna, d. Red.) auf mich zu und sagte: „Wir helfen euch weiter, wir stehen zur Fortuna. Wir werden Leute zusammenbringen, die den Verein weiter unterstützen werden.“ Aus dieser Idee wurde der Wirtschaftsrat geboren. Da sind wir sehr stolz drauf.

Was sind mittelfristig die wichtigsten Baustellen bei der Fortuna?

Wichtig wird sein, dass wir die Infrastruktur verbessern. Unser Stadion, da erzähle ich keine Geheimnisse, hat seine besten Tage hinter sich. Heute sehen Fußballarenen etwas anders aus. Wir müssen den politischen Willen der Stadt wecken und uns im Gehörgang der maßgeblichen Leute festsetzen, damit da mittelfristig etwas passiert. Da ist uns ja in den letzten Jahren schon unheimlich viel geholfen worden, zuletzt mit der Rasenheizung. Aber man kann nicht wegdiskutieren, dass es immer noch ein kleines Multifunktionsstadion mit Laufbahn und einer Tribüne auf der Gegengraden ohne Dach ist. In den allermeisten anderen Drittliga-Stadien ist der Komfort deutlich höher.

Was wünschen Sie sich für die kommende Saison?

Ich wäre zufrieden, wenn wir 13. werden. Dann wären wir einen Platz besser, als in der abgelaufenen Saison, als 14. wäre ich aber auch nicht böse (lacht). Da vertraue ich aber ganz stark den Fähigkeiten von unserem Trainer Uwe Koschinat.

Das Gespräch führte Christian Krämer