Jean-Marie NadjombeWie Fortuna Kölns Eigengewächs zum Nationalspieler wurde
Köln – Größer hätte das Abenteuer für Jean-Marie Nadjombe kaum sein können. Der 20-jährige Außenverteidiger von Fußball-Regionalligist SC Fortuna Köln trat Anfang September in der afrikanischen WM-Qualifikation für sein Heimatland Togo an. Ein Gespräch über das überraschende Debüt gegen Liverpool-Star Sadio Mané und seine bemerkenswerte Entwicklung.
Herr Nadjombe, für Togo spielen normalerweise Ihlas Bebou von Bundesligist Hoffenheim, Djené in La Liga für Getafe oder Kevin Denkey aus Brügge. Wie wurden Sie als Eigengewächs von Fortuna Köln zum Nationalspieler Ihres Heimatlandes?
Ich war ehrlich gesagt selbst ein bisschen überrascht (lacht). Der Kontakt lief auch über meinen Berater, der immer wieder Videomaterial nach Togo geschickt hat. Als ich dann für die beiden Quali-Spiele eingeladen wurde, habe ich nicht damit gerechnet als junger Spieler gleich von Anfang an zu spielen. Als die Trainer mir das nach dem Training, einen Tag vor dem Senegal-Spiel, mitgeteilt haben, war das ein tolles Gefühl. Ich war sehr aufgeregt, habe mich aber auch wieder beruhigt.
Zur Person
Jean-Marie Nadjombe wurde am 6. September 2001 als Sohn togolesischer Eltern in Köln geboren. Mit dem Fußballspielen begann er bei Borussia Kalk. Als C-Jugendlicher wechselte er 2014 zum SC Fortuna Köln und durchlief dort als linker Verteidiger alle Jugendabteilungen. Ohne den Umweg über die U23 wurde der damals 18-Jährige beim Südstadtklub im Sommer 2020 mit einem Profivertrag ausgestattet und absolvierte bisher 23 Regionalliga-Partien. Am 1. September debütierte der beidfüßige Defensivspezialist für die Nationalmannschaft Togos. (alw)
Zu Ihren direkten Gegenspielern zählte Champions-League-Sieger Mané. Abgesehen von der 0:2-Niederlage: Wie war es, gegen einen solchen Star zu spielen?
Ich denke, ich habe meine Sache ganz gut gemacht. Bei seinem Tor zum 1:0 konnte ich auf der Linie leider nicht mehr klären. Auch wenn ich nach 65 Minuten ausgewechselt wurde und danach gegen Namibia nicht mehr zum Einsatz kam (0:1, Anm. d. Red.), glaube ich an die Chance, wieder eingeladen zu werden.
War die Fußballreise Ihr erster Besuch im Heimatland Ihrer Eltern?
Nein, ich war schon einmal als Neunjähriger in Togo. Daran kann ich mich allerdings nicht mehr so richtig erinnern. Ich habe aber zuhause extra die Sprache „Ewe“ gelernt, um mich zu verständigen. Bei der Verabschiedung vom Nationalteam hatte ich schon das Gefühl, dass ich wieder eingeladen werden könnte. Es geht ja schon im Oktober weiter mit den nächsten Quali-Spielen.
Beim zweiten Mal gäbe es keine Einführungs-Zeremonie mehr für Sie. Plaudern Sie darüber doch mal aus dem Nähkästchen.
Die Neuen können sich aussuchen, ob sie singen oder tanzen wollen. Ich dachte, dass ich mit Gesang besser durchkomme, habe das dann aber nicht so gut gemacht (lacht). Nach dem Lied von Celine Dion habe ich doch lieber getanzt und das war dann auch okay.
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Bei der Rückreise nach Köln gab es dann verspätete Flieger und Quarantäne. Trotzdem dürften Ihre Teamkameraden von der Fortuna Sie euphorisch empfangen haben…
Klar. Es gab schon ein paar spaßige Sprüche, dass ich als Nationalspieler nicht mehr beim Bälle- oder Tore-Tragen helfen müsste. Ich bin aber immer noch der gleiche Spieler und helfe auf und neben dem Platz wo ich kann.
Weil der Weg zur Nationalelf auch bei Ihnen nur über gute Leistungen im Verein gehen kann: Was sind Ihre Ziele mit Fortuna Köln?
Wir sind mit dem Saisonstart nicht ganz zufrieden und wollen noch näher an die vorderen Plätze ranrücken. Nach dem 0:0 gegen Düsseldorf II wollen wir jetzt unbedingt in Homberg gewinnen. Ich möchte mich ständig weiter verbessern und vor allem dem Team helfen.