Rückkehrer Sascha Marquet„Heute ist Fortuna Köln familiärer“
Köln – Herr Marquet, der SC Fortuna Köln ist nach vier Spieltagen und mit sieben Punkten Tabellenachter der Fußball-Regionalliga West. Wie bewerten Sie den Saisonstart?
Durchschnittlich, wir haben uns ein bisschen mehr erhofft. Gerade in den letzten beiden Spielen (1:1 gegen Ahlen, 1:2 in Essen, d. Red.) sind wir unglücklich aufgetreten. Einen Punkt in Essen hätten wir ganz gerne mitgenommen, dann wäre es okay gewesen. So sind wir hinter unseren Erwartungen.
Woran hapert es noch?
An Kleinigkeiten. Eher an der Umsetzung, nicht an unserem Plan. Wir haben das Spiel gegen Essen ausgiebig analysiert. Von der Idee, wie wir spielen wollen, haben wir zu wenig umgesetzt. Wenn wir unseren Plan wiederfinden, wird es besser. Ganz schlecht war es aber auch nicht. Gerade wenn wir höher attackiert haben, sind wir zu Balleroberungen gekommen. Am Ende hat die Durchschlagskraft dann gefehlt. Und wir haben Essen in die Karten gespielt, weil wir nur noch verschoben haben und keinen Druck auf den Gegner mehr aufbauen konnten.
Zur Person
Sascha Marquet (31), geboren in Leverkusen, wechselte 2007 aus der Jugend des VfL Leverkusen zu Bayer 04. Von dort ging es 2011 nach Alemannia Aachen, 2014 zur Fortuna und 2015 nach Steinbach. 2020 wurde der flexibel einsetzbare Marquet mit 26 Treffern in 38 Spielen Torschützenkönig der Regionalliga Südwest. Seit Sommer wieder bei der Fortuna unter Vertrag. (ckr)
Die Offensive wurde neu zusammengestellt. Sind Sie noch in der Findungsphase?
Das würde ich nicht sagen. Wir hatten genug Gelegenheiten in den ersten vier Spielen, die wir gut herausgespielt haben. Natürlich braucht es immer ein bisschen Zeit. Aber wir haben uns ganz gut aneinander gewöhnt, wir wissen, wie der eine oder andere tickt. Es ist kein Problem der Abläufe, sondern ein Problem des fehlenden Mutes. Wir haben nicht den Mut aufgebracht, den wir aufbringen können. Ich weiß nicht, ob es vielleicht mit den Fans und den Zuschauern zu tun hatte, die gegen uns waren. Wir sind eine Mannschaft, die guten Fußball spielen kann und spielen möchte. Das hat gegen Essen nicht gut geklappt, wir sind viel hinterhergelaufen. Dann musst du etwas ändern – und diesen Schritt müssen wir noch lernen.
2014 haben Sie zum ersten Mal einen Vertrag bei der Fortuna unterschrieben. Nach etwa einem Jahr ging es nach Steinbach. Warum hat es damals in Köln nicht funktioniert?
Es waren andere Vorzeichen. Ich bin als defensiver Mittelfeldspieler verpflichtet worden, der das Spiel beleben sollte. Damals war die Spielweise eher ergebnisorientiert, nicht so ansehnlich, viel mit langen Bällen. Der Trainer (Uwe Koschinat, d. Red.) wollte mit mir auf der Sechs etwas Spielkultur reinbringen. Das hat in den ersten Spielen nicht so funktioniert, wie er sich das vorgestellt hat. Dann hat er umgestellt – und es hat funktioniert. Dann bist du erst einmal raus, so ist das im Fußball. Ich habe zwar meine Einsätze bekommen, aber nicht so, wie ich es mir erhofft habe und nicht so, wie es sich der Verein erhofft hat. So war nach einem Jahr Schluss und ich bin nach Steinbach gewechselt.
Sie waren zentraler Mittelfeldspieler. Zur Fortuna zurückgekehrt sind Sie als Toptorjäger der Regionalliga Südwest. Ist so eine Positionsumstellung im gereiften Fußballer-Alter schwierig?
Ich habe im Laufe meiner Karriere schon oft die Position gewechselt. In der Jugend in Leverkusen habe ich als Stürmer angefangen. Dann bin ich nach Aachen gegangen und habe außen und auf der Zehn gespielt. Dann gab es viele Verletzte auf der Sechs, dann bin ich da eingesprungen und es sah gut aus. So bin ich dann zur Fortuna gekommen. In Steinbach gab es dann Probleme auf den Außen. Ich meinte: „Okay, das kann ich auch spielen.“ Das hat dann auch gut geklappt. Ich bin nicht auf eine Position festgelegt. Am liebsten sehe ich mich aber auf der linken Außenbahn oder auf der Zehn.
Warum haben Sie sich für die Rückkehr entschieden?
Es waren mehrere Gründe. Ich komme einerseits aus Köln und bin immer nach Steinbach gependelt. Jetzt ist meine Frau schwanger, wir erwarten unser erstes Kind. Und so habe ich mehr Zeit für die Familie, gerade wenn das Baby da ist. Meine Frau musste sechs Jahre lang etwas länger auf mich verzichten, weil ich früh morgens wegmusste und abends spät wiedergekommen bin. Dazu habe ich mit Alexander Ende bei Bayer Leverkusen zusammengespielt, ich kenne ihn. Und seine Idee des Fußballs hat mich überzeugt, so möchte ich auch spielen.
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Nicht nur Sie haben sich verändert, auch die Fortuna. Worin sehen Sie den größten Unterschied zu damals?
Ich finde, dass es deutlich familiärer ist. Ich kann mich heute viel mehr mit dem Verein identifizieren als damals. Ich hatte das Problem, dass es irgendwie alles distanzierter war. Ich weiß nicht woran es lag – es waren andere Charaktere im Umfeld und andere Spieler da. Jetzt haben wir eine super Truppe, vom Charakter her. Es ist eine Einheit, das war damals nicht so. Es ist mir leichtgefallen, mich einzuleben.
Damals haben Sie mit Fortuna in der Dritten Liga gespielt, dorthin soll es zurückgehen. Wie sehen Sie die Chancen?
Nach so einem Spiel wie in Essen herrscht erst einmal Ernüchterung. Aber wir haben uns etwas vorgenommen. Wir wollen den vierten Platz aus der Vorsaison verbessern. Wenn wir am Saisonende dann auf Platz eins stehen, nehmen wir das natürlich gerne mit. Ich bin aber immer besser damit gefahren, wenn wir von Spiel zu Spiel gucken. Meine Ambition ist es, jedes Spiel zu gewinnen – auch wenn es gegen den 1. FC Köln oder den FC Bayern geht. Klar ist es: Wenn wir noch viele Leistungen wie gegen Essen zeigen, wird es schwierig.
Samstag spielt der SV Straelen im Südstadion. Was erwarten Sie für einen Gegner?
Ich habe in meinem Leben erst einmal gegen Straelen gespielt, als ich in der Leverkusener Jugend war und in der U 23 mitspielen durfte. Viel kann ich zum Gegner also nicht sagen. Aber sie haben 4:1 in Essen gewonnen, das sagt eigentlich alles.