Beim Südstadt-Klub knirscht es zwischen Frauen-Abteilung und Vorstand. Präsident Hanns-Jörg Westendorf hofft auf eine Lösung.
Wegweisendes Treffen mit der StadtFortuna Köln hofft auf mehr Kunstrasen-Trainingszeiten – Zoff im Klub schwelt
Hanns-Jörg Westendorf fiebert dem Montagmorgen entgegen. Der Präsident des SC Fortuna Köln hofft, dass er sich zumindest einiger seiner Sorgen nach einem Termin um 9.30 Uhr im Rodenkirchener Bürgeramt entledigen kann. Westendorf wird sich, in Begleitung seines Vorstandskollegen Rafael Iborra und dem Geschäftsstellenleiter Gereon Schultze mit dem Rodenkirchener Bezirksbürgermeister Manfred Griesen (Grüne), Amtsleiter Franz Dillmann sowie Sport-Sachbearbeiter Jörg Schäfer zusammensetzen, um über eine kurzfristige Lösung von Fortunas Mangel an Platzzeiten zu beraten. Dem Verein geht es um zusätzliche Kunstrasen-Zeiten im Kölner Süden.
Fortuna Kölns Frauen fahren zum Training ans andere Ende der Stadt
„Wir sind das erste Mal in konkreten Gesprächen und nicht mehr in einer Situation, in der wir nur vertröstet werden“, berichtet Westendorf, acht Jahre sei der Klub hingehalten worden. Bislang drängeln sich 25 männliche Nachwuchsteams und vier Mädchen- und Frauen-Mannschaften auf den einen Kunstrasenplatz am Südstadion. Das Frauen-Team, gerade erneut im Mittelrheinpokal siegreich, weicht zweimal pro Woche ans andere Ende der Stadt nach Bocklemünd aus. Den weiblichen Nachwuchsteams und einigen Jungen-Mannschaften bleibt nur die ungeliebte Asche.
Daraus resultierende, klubinterne Reibereien eskalierten in den vergangenen Wochen zu öffentlichen Streitigkeiten. Unter Führung der neuen Abteilungsleiterin Valentina Adames sorgte Fortunas erste Frauen-Mannschaft mit deutlicher Kritik und einem Spieltags-Streik für viel Aufmerksamkeit – unter anderem mit einem für den Verein wenig Schmeichelhaften Artikel der „taz“ und einem vielfach geteilten Facebook-Beitrag der Betreiber des Südstadt-Lokals Bagatelle als Resultate. Die Kernaussagen decken sich: Fortuna Köln vernachlässigt bewusst den Frauenfußball.
Vorstand von Fortuna Köln wehrt sich in einem Offenen Brief
Präsident Westendorf fühlte sich von unberechtigter Kritik überrollt. Der Vereinsvorstand setzte sich mit einem Offenen Brief zur Wehr, in dem das Operieren mit „bewussten Falschaussagen“ sowie das Verbreiten von Internas kritisiert werden. „Ich kann nachvollziehen, wenn sich Eltern fragen, warum ihre 17-jährige Tochter hier auf Asche trainieren muss, während die Jungs auf den Kunstrasen dürfen“, sagt Westendorf, doch es seien Dinge verkürzt und falsch dargestellt worden – woraus die aus seiner Sicht falsche Schlussfolgerung mangelnder Gleichberechtigung entstanden sei.
„Fortuna Köln wird seit Jahrzehnten für sein soziales Engagement bei den Themen Migration und Integration gelobt. Und das Frauen-Thema fällt uns nun auf die Füße, obwohl das eigentliche Problem nicht von uns verursacht wurde“, sagt Westendorf. „Wir brauchen mehr Platz-Einheiten. Damit steht und fällt alles.“
Hanns-Jörg Westendorf glaubt an „fühlbare Verbesserungen“
Sollte der Termin am Montag ergeben, dass die Fortuna kurzfristig mehr Kunstrasen-Zeiten erhält, würden diese in erster Linie den Frauen- und Mädchen-Teams zur Verfügung stehen, das stellt Westendorf klar. „Alles, was wir seit Jahresbeginn an Diskussionen mit Stadt und Politik betreiben, machen wir maßgeblich für unsere vier Mädchen- und Frauen-Mannschaften. Und für die Jungen-Teams, die noch auf Asche trainieren. Das alles geht in den aktuellen Diskussionen etwas verloren“, so der Präsident.
Westendorf möchte die Erfolgsaussichten nicht genau beziffern, sagt aber: „Ich glaube schon, dass es fühlbare Verbesserungen geben wird.“ Anschließend sollen die Risse im Verein gekittet werden. „Es wird eine interne Aufarbeitung geben“, kündigt der Klubchef an. „Wie das Thema in den letzten Tagen aufgezogen wurde, war nicht zuträglich für den Verein. Und letztlich steht über allem der Klub Fortuna Köln.“