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DFB-Sieg in der AnalyseDeutschland steht nach einem faszinierenden Fußballabend im Viertelfinale

Lesezeit 5 Minuten
Jamal Musiala überwindet Torhüter Schmeichel und trifft zum 2:0 gegen Dänemark.

Jamal Musiala überwindet Torhüter Schmeichel und trifft zum 2:0 gegen Dänemark.

Deutschland steht verdient im EM-Viertelfinale, aber auch dank eines unbeschreiblich bitteren Abends des Dänen Joachim Andersen.

Das Wichtigste zuerst

Der Gastgeber bleibt im Turnier. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat am Samstag im EM-Viertelfinale von Dortmund ein gewaltiges Stück Arbeit verrichten müssen und die Auswahl Dänemarks an einem nicht allein wegen des fußballerischen Geschehens denkwürdigen Abend 2:0 (0:0) besiegt. Die Partie war wegen eines Unwetters in der ersten Halbzeit 25 Minuten lang unterbrochen, nach einer torlosen ersten Hälfte sorgten Kai Havertz per Handelfmeter (53.) und Jamal Musiala in der 68. Minute für den ersten deutschen Sieg in einem K.o.-Spiel seit der EM 2016.

Nach überragendem, aber torlosem Start verlor die deutsche Elf ein wenig den Faden, dann zog eine Gewitterzelle über Dortmund und schuf Bilder für die Jahresrückblicke. 25 Minuten lang war die Partie unterbrochen, dem zu diesem Zeitpunkt wackligen Spiel der deutschen Elf tat das gut.

Bis zum Seitenwechsel hatte Nagelsmanns Team dann wieder Gelegenheiten, doch erst im zweiten Durchgang gelang es Deutschland, auf die Siegerstraße einzubiegen. Allerdings blieb der Weg ins Viertelfinale holprig. Zunächst annullierte der Schiedsrichter einen Treffer des Dänen Joachim Andersen wegen einer hauchdünnen Abseitsstellung. Kurz darauf sendete der Chip im Ball das Signal, dass Andersen eine Flanke David Raums mit der Hand abgewehrt hatte. Es waren die entscheidenden Momente, aus denen Deutschland mit einem 1:0 hervorging. Der Rest war großer Kampf – und das 2:0 in der 68. Minute.

Die Tore

Kai Havertz hatte am Samstag ein paar unglückliche Momente, immer schwerer schien auf den Schultern des Premier-League-Profis zu lasten, dass Deutschland mit Niclas Füllkrug einen Mittelstürmer mit überragender Trefferquote auf der Bank hatte. Wichtig daher, dass er den Elfmeter so souverän verwandelte, nachdem Andersen Raums Flanke mit der Hand gespielt hatte.

Jubel nach dem Tor: Kai Havertz brachte die DFB-Elf per Elfmeter gegen Dänemark in Führung.

Jubel nach dem Tor: Kai Havertz brachte die DFB-Elf per Elfmeter gegen Dänemark in Führung.

Den zweiten Treffer hatte Julian Nagelsmann exakt so geplant: Weil Andersen auf der rechten Abwehrseite der Dänen extrem riskant gegen Musiala verteidigte, spielte Schlotterbeck einen scheinbar einfachen Ball den Flügel hinunter in Musialas Lauf, der in größtem Tempo davonzog und sicher ins lange Eck traf.

Das war gut

Die ersten 20 Minuten, in denen die deutsche Elf einen gewaltigen Wirbel inszenierte, dem die Dänen nicht lange hätten standhalten können – wären nicht Zweifel in die Köpfe der Deutschen gekrochen. Und die Einstellung der Mannschaft, die einen bemerkenswerten Kampf lieferte.

Das war schlecht

Die Arbeit gegen den Ball, die phasenweise nicht funktionierte und besonders im Mittelfeld deutlich verbessert werden muss, um in einem möglichen Viertelfinale gegen Spaniens Stars im Zentrum Aussichten auf das Halbfinale zu haben.

Moment des Spiels

Eine Unterbrechung wegen Gewitters gibt es nicht allzu häufig, und besonders schön waren die Momente, als die Menschen auf den Rängen angesichts des Wetterspektakels am Himmel über dem Westfalenstadion erst vergnügt aufkieksten, um angesichts des krachenden Donners dann doch respektvoll zu raunen.

Aufgrundeines schweren Gewitters musste das Spiel der DFB-Elf gegen Dänemark in Dortmund unterbrochen werden.

Aufgrundeines schweren Gewitters musste das Spiel der DFB-Elf gegen Dänemark in Dortmund unterbrochen werden.

Man hatte nicht den Eindruck, dass die Angst grassierte im Stadion. Doch es kam ganz schön was runter. Beeindruckend waren vor allem die Wasserfälle, die vom 62 Meter hohen Dach des Dortmunder Stadions stürzten und ein beliebtes Fotomotiv waren – und den Döndolo-Wasserfall wie ein Rinnsal wirken ließen: Dänemarks höchste Kaskade misst nur 22 Meter, das ist natürlich keine Reise wert, wenn man die fallenden Wasser von Dortmund erlebt hat.

Nach ein paar Minuten rollte draußen der Donner. Und drinnen die Welle. Und 25 Minuten später ging es weiter – auf erstaunlich ordentlichem Rasen übrigens.

Spieler des Spiels

Einen unbeschreiblich bitteren Abend erlebte Joachim Andersen. Der dänische Verteidiger erzielte erst das 1:0 für die Gäste, das dann jedoch wegen einer mit Computertechnik vermessenen Abseitsposition zurückgenommen wurde. Kurz darauf meldeten mehrere Superzeitlupen sowie der Chip im Turnierball, dass Andersen im Strafraum mit der Hand am Ball war – Elfmeter, Rückstand, Spiel verloren.

Erlebte ein Wechselbad der Gefühle: Joachim Andersen

Erlebte ein Wechselbad der Gefühle: Joachim Andersen

Wird er nicht vergessen, diesen Abend – und es ist ein beinahe tröstlicher Gedanke, dass es womöglich eine parallele Welt gibt, in der beide Entscheidungen jeweils anders ausgefallen sind – und Joachim Andersen einen fröhlichen Samstagabend hatte. Die deutschen Fans jedoch werden sich freuen, auf der hiesigen Seite des Schicksals zu stehen.

Das sagen die Trainer

Julian Nagelsmann (Deutschland): „Es war ein skurriles K.o.-Spiel. Die ersten 20 Minuten waren unsere bislang besten im Turnier. Wir hatten Wellen im Spiel. Wenn Dinge nicht funktionieren, rattert es in den Köpfen. Dabei sind wir richtig gut. Wenn wir es durchziehen, wird Dänemark nie ohne Gegentor in die Pause gehen.

Jubel beim Bundestrainer: Die deutsche Nationalmannschaft steht im EM-Viertelfinale.

Jubel beim Bundestrainer: Die deutsche Nationalmannschaft steht im EM-Viertelfinale.

Kasper Hjulmand (Dänemark): „Die Entscheidungen des Schiedsrichters waren eine Schande. Ich weiß nicht, ob die Technik so genau ist, ob diese knappe Abseitsstellung so entschieden werden konnte. Das Handspiel verstehe ich nicht, man kann nicht ohne Arme spielen. Vielleicht hätten die Deutschen auch so gewonnen, ich wünsche ihnen alles Gute. Aber die Entscheidungen waren lächerlich.“

Das sagen wir

Die deutsche Mannschaft war nach dem Schlusspfiff zu müde zum Feiern. Es war ein großer Kampf an einem in vielerlei Hinsicht spektakulären Abend. Die DFB-Auswahl steht nun im Viertelfinale der Heim-EM, ein glücklicher Gastgeber ist die wichtigste Zutat bei jeder gelungenen Party.

Nagelsmanns Mannschaft hat große Qualitäten, besonders am Ball. Das wird gegen die Spanier, sollte es zum Viertelfinale mit der bislang überzeugendsten Mannschaft des Turniers kommen, ein Thema sein. Denn gegen Spanien hat man den Ball traditionell eher nicht, die deutsche Elf muss also in den kommenden Tagen weiter wachsen. Doch ist ihr das zuzutrauen, zumal der Heimfaktor immer mehr Wirkung zeigt, das war eine der Lehren aus dem faszinierenden Fußballabend am Samstag in Dortmund.