DFB-Team in der AnalyseDeutschland spielt sich mit nächstem Rekord ins Achtelfinale

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Bundestrainer Julian Nagelsmann umarmt seinen Kapitän Ilkay Gündogan nach dessen Auswechslung.

Bundestrainer Julian Nagelsmann umarmt seinen Kapitän Ilkay Gündogan nach dessen Auswechslung.

Die Partie gegen Ungarn begann mit einem Schreckmoment und entwickelte sich doch zum zweiten EM-Sieg für die DFB-Elf. Ein Remis reicht jetzt zum Gruppensieg.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft steht bei der Heim-EM schon nach dem zweiten Gruppenspiel im Achtelfinale. Am Mittwochabend besiegte die Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann die Auswahl Ungarns nach hartem Kampf verdient 2:0 (1:0) und sicherte sich damit das Ticket für die K.o.-Phase. Rund drei Stunden später stand fest: Da die Schweiz in Köln nicht über ein 1:1 gegen Schottland hinaus kam, reicht der DFB-Auswahl zum Abschluss der Gruppenphase am Sonntag in Frankfurt (21 Uhr) gegen die Eidgenossen ein Unentschieden zum Gruppensieg.

Jamal Musiala (22.) und Ilkay Gündogan (67.) trafen vor mehr als 50 000 Zuschauern in Stuttgart. „Es war ein schweres Spiel, ein unangenehmer Gegner. Wir haben zu viele Standards zugelassen und einige Momente überstehen müssen. Aber es war eine reife Leistung. Im November hätten wir dieses Spiel nicht gewonnen“, sagte Nagelsmann nach dem Spiel.

Bundestrainer Julian Nagelsmann: „Mindestens eine Klasse besser als Schottland“

„Mindestens eine Klasse besser als Schottland“ seien die Ungarn, hatte der Bundestrainer vor der Partie gesagt und diese unter ein Motto gestellt, das Wachsamkeit forderte. „Auch der zweite Schritt wirkt“, hatte Nagelsmann ausgegeben und damit unterstrichen, dass bei aller Freude über den Auftakt auch die zweite Begegnung Einfluss auf die Stimmung in Team und Land haben werde. Seine Spieler beherzigten das und landeten einen weiteren überzeugenden Sieg.

Nagelsmann hatte nach dem 5:1 zum Auftakt wenig überraschend nichts an seiner Startformation verändert. So begann auch wieder Robert Andrich, der gegen die harmlosen Schotten mit zu vielen Fouls und einer unnötigen Gelben Karte aufgefallen und nach der Pause durch Pascal Groß ersetzt worden war. Er habe vom 29 Jahre alten Mittelfeldabräumer exakt diese „Galligkeit und Ekligkeit“ eingefordert, sagte Nagelsmann vor dem Anpfiff. So gesehen hatte Andrich umfänglich geliefert. Und tat es auch am Mittwoch gegen aggressive Ungarn.

Partie gegen Ungarn begann mit einem Schreckmoment

Die Partie begann mit einem Schreckmoment, als Deutschland gleich nach dem Anstoß den Ball verlor und Manuel Neuer retten musste. Wenig später hatte Kai Havertz eine frühe Einzelaktion, als er einen langen Ball von Antonio Rüdiger aufnahm, Willi Orban in Schwierigkeiten brachte und Gulasci im Tor der Ungarn zu einem fantastischen Reflex zwang. Ansonsten mühten sich die Ungarn um Kompaktheit und bauten ihre erste Linie erst gute zehn Meter diesseits der Mittellinie auf.

Für die DFB-Auswahl bedeutete das, viele riskante Bälle in engen Räumen spielen zu müssen, was zu mehreren Situationen führte, die beinahe zu Großchancen geführt hätten, jedoch in Ballverlusten endeten. Etwa in der 19. Minute, als Jamal Musiala im Strafraum auf Havertz passte, der ein wenig zu steil auf Gündogan ablegte.

Ein erneutes frühes Tor würde den Deutschen helfen, und nach mühsamen 20 Minuten fiel es tatsächlich. Wirtz und Musiala kombinierten sich an den Strafraum, wo Gündogan zum freien Ball lief und dabei Orban touchierte. Der Ungar stürzte, Gündogan bugsierte den Ball zu Musiala, der mit dem zweiten Kontakt schoss und den Ball ins Netz beförderte, Attila Fiola fälschte noch ab.

Ungarn läuft gegen DFB-Elf intensiv an

Die Ungarn verteidigten zwar intensiv, hatten allerdings auch immer wieder ihre offensiven Momente. Etwa, als Dominik Szoboszlai einen Freistoß von der halblinken Seite auf das Tor zog, den Manuel Neuer mit überragender Parade aus dem Winkel kratzte.

Parierte den Schuss von Dominik Szoboszlai mit beiden Händen: Manuel Neuer

Parierte den Schuss von Dominik Szoboszlai mit beiden Händen: Nationaltorhüter Manuel Neuer

Mehrfach bewegten die Ungarn den Ball aussichtsreich in der deutschen Hälfte, doch die Abwehr stand. Zwar praktizierten beide Mannschaften ein aggressives Pressing im Mittelfeld, doch die deutsche Elf kam besser damit zurecht: Mehr als 70 Prozent Ballbesitz und eine Passquote von 92 Prozent verzeichneten die Statistiker zur Pause aufseiten der deutschen Elf. Die Gastgeber mussten zwar hart arbeiten, lieferten aber einen weiteren dominanten Auftritt, wenngleich Neuer zwei große Paraden zeigen musste und die Ungarn in der Nachspielzeit der ersten Hälfte noch ein Abseitstor erzielten.

Siebter Turnier-Treffer ein nächster Rekord für die DFB-Elf

Die deutsche Mannschaft ließ auch nach dem Seitenwechsel nicht nach, blieb dominant – und hätte doch beinahe den Ausgleich kassiert, als Varga nach starker Flanke von der linken Seite an den Ball kam, das Tor jedoch verfehlte. Es war also Vorsicht geboten, zumal Deutschland offensiv eher wenig zustande brachte. Das 2:0 fiel daher zu einem außerordentlich guten Zeitpunkt: In der 67. Minute legte Musiala auf den linken Flügel zu Mittelstädt, der sein Heimspiel mit einer präzisen Hereingabe an den Elfmeterpunkt veredelte, wo sich Gündogan freigeschlichen hatte. Es war der siebte Turniertreffer der deutschen Mannschaft, schon jetzt ein weiterer Rekord der DFB-Auswahl in einer Gruppenphase. Die Ungarn waren geschlagen – Deutschland dem dritten Treffer in der Schlussphase näher als Ungarn dem Anschluss.

Das Achtelfinale ist gebucht – und die Fans in der Stuttgarter Arena träumten bereits von mehr: „Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin“, riefen sie – und offenbarten damit ihre Reisepläne zum Finale am 14. Juli in der Hauptstadt.

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