DFB-Elf in der AnalyseUmstellung von Nagelsmann sitzt – DFB-Elf holt verdienten Gruppensieg

Lesezeit 5 Minuten
DFB-Coach Julian Nagelksmann und Toni Kroos freuen sich gemeinsam nach dem erfolgreichen Abschneiden in der EM-Gruppe A.

DFB-Coach Julian Nagelksmann und Toni Kroos freuen sich gemeinsam nach dem erfolgreichen Abschneiden in der EM-Gruppe A.

Die Schweizer attackierten früh und gingen in Führung. Doch die DFB-Elf spielte ohne Panik und steckte niemals auf.

Nach dem Schlusspfiff war das Publikum in der Frankfurter Arena zwar versöhnt, dennoch hatte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Sonntagabend lange Zeit um den Sieg in Gruppe A zittern müssen.

Bis in die Nachspielzeit hatte die DFB-Auswahl gegen die Schweiz 0:1 zurückgelegen, dann schufen zwei Eingewechselte noch einen entscheidenden Moment, der die Fans verzückte: David Raum zog von der linken Seite eine perfekte Flanke in den Strafraum, wo Joker Niclas Füllkrug perfekt positioniert war und sehenswert per Kopf zum Ausgleich traf. Wenig später war Schluss, es war ein hartes Stück Arbeit, entsprechend verdient war der Punktgewinn.

So zog der Gastgeber mit sieben Punkten aus den drei Gruppenspielen ins Achtelfinale ein, als Gruppensieger trifft Deutschland im Achtelfinale am Samstag (21 Uhr) in Dortmund auf den Zweiten der Gruppe C (England, Dänemark, Slowenien oder Serbien). Wer der Gegner wird, entscheidet sich am letzten Gruppenspieltag am Dienstagabend. „Wir sind glücklich, dass wir es geschafft haben. Wir haben gezeigt, dass wir mit einem Rückstand umgehen können und bis zuletzt an uns glauben“, befand Toni Kroos, der am Sonntag einen schweren Stand gehabt hatte.

Toni Kroos nach 1:1 gegen die Schweiz: „Wir haben es gut kontrolliert“

Der deutsche Regisseur hatte das kommen sehen. „Die Gegner stellen sich auf uns ein, aber wir haben es gut kontrolliert“, befand der 34-Jährige von Real Madrid nach einem Spiel gegen physisch wie taktisch starke Schweizer.

Füllkrug hatte Dan Ndoyes Führungstreffer aus der 28. Minute ausgeglichen; die Schweizer waren in der ersten Halbzeit mit ihrer ersten Offensivaktion in Führung gegangen und hatten der deutschen Elf anschließend schwer zugesetzt. Doch die Deutschen hatte nicht aufgesteckt, was ihnen eine Lehre sein sollte für den weiteren Turnierverlauf.

Später Jubel beim DFB: Torschütze Niclas Füllkrug dreht ab und feiert seinen Ausgleich zum 1:1 gegen die Schweiz.

Später Jubel beim DFB: Torschütze Niclas Füllkrug dreht ab und feiert seinen Ausgleich zum 1:1 gegen die Schweiz.

Mit seiner Aufstellung hatte Julian Nagelsmann dokumentiert, dass er weder Gelbsperren fürchtet noch übermäßige Ermüdung aufseiten seiner Spieler. Zum dritten Mal nacheinander ließ der Bundestrainer dieselbe Startelf beginnen, um die Abläufe im deutschen Spiel weiter zu automatisieren.

DFB-Auswahl begegnet durckvollen Schweizern ohne Panik

Früh wurde deutlich, dass diese Partie wenig gemein haben würde mit ihren Vorläufern bei dieser EM, die Deutschland gegen Schottland und Ungarn gewonnen hatte, ohne in nachhaltige Schwierigkeiten geraten zu sein. Die Schweizer attackierten früh, besonders Granit Xhaka und Remo Freuler im Zentrum stellten den deutschen Aufbau vor neue Probleme. Allerdings schien die DFB-Auswahl durchaus gefasst auf diesen Beginn, von Überraschung oder gar Panik war nichts zu sehen.

Stattdessen hatte Deutschland die erste Torchance, als Jamal Musiala anspruchsvoll auf Gündogan spielte, der immerhin eine Ecke erspielte, die Kai Havertz jedoch zu harmlos auf Sommers Tor köpfte (2.). Der Gegnerdruck war enorm, doch auch die Schweizer zahlten ihren Preis für das intensive Anlaufen, hatten wenig Ballbesitz.

Es war eine hektische Startphase, in der Deutschland bald alle Statistiken dominierte und scheinbar auch in Führung ging. Wirtz fing einen Ball von Aebischer ab, passte schnell zu seinem Leverkusener Kollegen Robert Andrich, dessen gemeiner Aufsetzer Sommer nicht gut aussehen ließ: Der Ball schlug im kurzen Eck ein, der Jubel war groß – doch das Tor hielt der Überprüfung des Videoassistenten nicht stand: Musiala hatte zuvor im Strafraum Aebischer gefoult, als Mittelstädt von links stark geflankt hatte.

Es war ein Rückschlag, und auch das Stadion brauchte anschließend seine Zeit, um sich zu erholen. Die Stimmung im deutschen Lager war getrübt, und nach einer knappen halben Stunde hörte man nur noch die Schweizer Anhänger: Musiala verlor im Zentrum den Ball, auf der linken Seite hatte sich Freuler von Rüdiger unbemerkt freigelaufen und konnte zu Ndoye passen, der sich aus Tahs Rücken gelöst hatte und Manuel Neuer aus sieben Metern keine Chance ließ. Momente später hatte der 23-Jährige vom FC Bologna gleich die nächste Gelegenheit, als Rüdiger ihm erneut nicht folgen konnte und sein Flachschuss nur um Haaresbreite am entfernten Pfosten vorbeistrich.

Wirtz, Musiala und Gündogan mühten sich gegen kompakte Schweizer nur umständlich

Die Schweizer hatten aus ihren wenigen Spielanteilen viel gemacht und mit kompaktem Verteidigungsspiel dafür gesorgt, dass die deutsche Offensive kaum zur Entfaltung kam. Entsprechend umständlich sah aus, was Wirtz, Musiala und Gündogan zu initiieren versuchten. Havertz war isoliert, sogar Toni Kroos hatte Probleme, Räume zu finden. Die DFB-Elf steckte in Schwierigkeiten.

In der 38. Minute kam ein weiteres Unglück über die deutsche Mannschaft, als Jonathan Tah zwar ohne großen Vorsatz, aber zu rustikal gegen Embolo einstieg und seine zweite Gelbe Karte des Turniers sah. Der Leverkusener wird im Achtelfinale fehlen.

Julian Nagelsmann stellt auf zwei Spitzen um

Deutschland musste in der zweiten Halbzeit nicht nur gegen renitente Schweizer, sondern auch gegen aufkommende Zweifel kämpfen. Nagelsmann stellte auf zwei Spitzen um, wechselte kräftig durch. Und schickte seine Leute konsequent nach vorn.

Das hätte kurz vor Schluss beinahe einen fatalen Konter zur Folge gehabt, und hätte Neuer nicht Xhakas Direktschuss aus dem Winkel gezaubert – die Partie wäre verloren gewesen. Doch die Gastgeber blieben sich treu, gaben nicht auf. Und erzielten durch Füllkrug noch den Ausgleich.

Gündogan zog eine positive Bilanz: „Das kann viel freisetzen“, betonte der Kapitän, „davon, das heute geschafft zu haben, können wir noch profitieren.“ Auch der Bundestrainer war zufrieden: „Wir haben viel erlebt in der Gruppenphase und sind aus vielen Situationen gut herausgekommen“, sagte Nagelsmann, „ich nehme ein solches 1:1 lieber mit als ein klares 4:0.“

Nachtmodus
KStA abonnieren