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Bundesliga-AusblickAb Platz zwei wird es spannend

Lesezeit 5 Minuten
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Auf Bayern-Jagd? Bulli, das RB-Maskottchen

Die Fußball-Bundesliga ist in ihre 59. Saison gestartet. Was gibt es zu beachten?

Abgesehen davon, dass aufgrund der Fan-Rückkehr Münchens „Radio Müller“ sowie etwaige Ausbrüche von Kölns neuem Trainer Steffen Baumgart nicht mehr im Detail zu verstehen sind?

Genau, zum Beispiel: Wer wird Meister? Und warum ist es wieder der FC Bayern?

Weil der Meister der neun zurückliegenden Saisons auch in der neuen Spielzeit den mit Abstand besten Kader hat – trotz der Abgänge von David Alaba, Javier Martinez und Jérôme Boateng. Im Sturm steht nach wie vor der übermenschlich wirkende Robert Lewandowski. Im Tor noch immer Manuel Neuer, der beste Keeper der Welt. Und dazwischen sind auch nicht alle blind. Sollte der bis zu 25 Millionen Euro teure Trainer Julian Nagelsmann seinen Profis nicht die Schnürsenkel zusammenbinden oder die Spieler durch seine modischen Vorlieben nachhaltig verstören, wird es ihm sehr schwer fallen, dieses Starensemble nicht zum zehnten Titel in Folge zu coachen.

Und dahinter?

Borussia Dortmund und RB Leipzig werden wohl die Vizemeisterschaft unter sich ausmachen. Womöglich rütteln beide Teams während einer theoretisch denkbaren Münchener Schwächephase kurz am ganz großen Thron. Doch reichte in den vergangenen neun Jahren die Puste der Verfolger nie bis zum 34. Spieltag. Einzig eine erneute Leistungsexplosion Erling Haalands könnte für etwas mehr Spannung sorgen. Weitere Champions-League-Aspiranten sind aufgrund von eigenem Anspruch und sportlichen Fähigkeiten Bayer 04 Leverkusen, der VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach. Bei Hertha BSC speist sich die Königsklassen-Hoffnung vor allem aus den Millionen von Investor Lars Windhorst, die bisher aber nur eine Menge Chaos, teure Spieler, viel Hohn und zuletzt den Beinahe-Abstieg eingebracht haben.

Was ist mit dem – nun ja – „begehrten“ Startplatz in der Conference League?

Die meisten der bislang nicht aufgeführten Klubs wären mit der europäischen Drittklassigkeit wohl zufrieden – wenn Verantwortliche und Spieler denn wissen, was die Conference League überhaupt ist. Hier ein paar Eckdaten zur aktuell laufenden Premiere des Wettbewerbs: In der ersten Quali-Runde standen sich Anfang Juli unter anderem Mons Calpe SC aus Gibraltar und der FC Santa Coloma aus Andorra gegenüber – das Team aus dem Pyrenäen-Fürstentum konnte sich durchsetzen. In der vierten Quali-Runde wird am Donnerstag der Bundesliga-Vertreter Freiburg einsteigen, Gegner ist Kuopio PS aus Finnland. Im Finale werden sich am 25. Mai 2022 die beiden besten von 184 Uefa-Drittligisten im albanischen Tirana gegenüberstehen. Die Conference League ist zumindest ein Fest für alle passionierten Groundhopper. Wenn Ihnen an dieser Stelle bereits aufgefallen ist, dass nicht Freiburg sondern Union Berlin der Bundesliga-Starter ist und auf Kuopio trifft – Glückwunsch zu einem bedenklichen Fußball-Konsum.

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Und wer steigt aus der Bundesliga ab?

Steffen Baumgart will mit dem FC mindestens Zwölfter werden. Ob der eiserne Wille des Trainers genügt? Man wird sehen. Bei Greuther Fürth, dem VfL Bochum und Arminia Bielefeld würde ein Klassenerhalt jeweils mehr überraschen als der Abstieg. Union Berlin ist ein Kandidat zum Spüren der mitunter fatalen Auswirkungen einer Dreifach-Belastung – siehe 1. FC Köln in der Saison 2017/18.

Welche neuen Stars gibt es zu bewundern?

Das meiste Geld floss bislang für Dayot Upamecano (42,5 Millionen), allerdings innerhalb der Bundesliga (Transfer von Leipzig nach München). Ein neuer Star ist die französische Abwehrkante also nicht. Teuerster externer Zugang ist Donyell Malen, der für 30 Millionen Euro aus Eindhoven nach Dortmund kam und die von Jadon Sancho (85 Millionen/Manchester United) hinterlassene Lücke schließen soll. Malen soll über herausragende fußballerische Qualitäten verfügen, aber noch Defizite im physischen Bereich haben. Bemerkenswert für einen so teuren BVB-Zugang ist sein vergleichsweise biblisches Alter von 22 Jahren. Neue Gesichter, bzw. bekannte Gesichter im neuen Dress, gibt es auf den Trainerbänken. Sieben der besten acht Klubs der Vorsaison haben ihren Trainer ausgetauscht: München setzt auf Nagelsmann, Leipzig auf Jesse Marsch, der BVB auf Marco Rose, Wolfsburg (noch) auf Mark van Bommel, Frankfurt auf Oliver Glasner und Bayer 04 auf Gerardo Seoane.

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Über welche Regel-Änderungen kann man sich wieder wunderbar aufregen?

Womöglich gibt es sogar weniger Wut-Potenzial. Das Handspiel wird – wieder einmal – anders beurteilt. Nicht jeder Kontakt des Balls mit Arm oder Hand ist strafbar, die Absicht soll deutlicher in den Fokus gestellt werden. „Dient die Arm- oder Handhaltung dazu, die Abwehrfläche zu vergrößern und den Ball aufzuhalten, sprechen wir von einer Strafbarkeit. Ist es jedoch eine Arm- oder Handhaltung, die im Zusammenhang mit einer normalen Körperbewegung, die nicht zur Abwehr des Balles dient, in Verbindung gebracht wird, sprechen wir von einem nicht strafbaren Kontakt mit der Hand“, erklärt DFB-Schiedsrichterlehrwart Lutz Wagner. Auch sind Tore, denen ein Handspiel vorausging, nicht mehr automatisch irregulär. „Ein Tor, dem ein unabsichtliches Handspiel vorausging, ist nur dann ungültig, wenn es durch den Spieler selbst und unmittelbar erzielt wird. Wenn es nur zu einer Torchance kommt oder wenn erst ein weiterer Spieler an den Ball kommt und dieser das Tor erzielt, ist keine Unmittelbarkeit gegeben. In solchen Fällen ist die Torerzielung regulär“, so Wagner. Gewechselt werden darf, auch beim VfL Wolfsburg, nach wie vor fünf Mal bei drei Gelegenheiten während des Spiels sowie in der Halbzeitpause.