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DFB-Juwel Jamal MusialaDer künftige Unterschiedsspieler

Lesezeit 3 Minuten
Musiala gegen Italien

Jamal Musiala (2. v. links) nimmt es mit drei Italienern auf.

Musiala – Vielleicht ist es unvermeidlich, dass wieder einmal Thomas Müller das Cover des offiziellen DFB-Stadionmagazins für den Klassiker zwischen Deutschland und England ziert. Wer bewirbt besser den Spielort München als das bayrische Unikum mit dem untrüglichen Instinkt für das, was der Fußballfan sehen und hören will. Und Müller, 32, hat ja auch bei den abertausenden Anhängern der „Three Lions“, die in der bayrischen Landeshauptstadt erwartet werden, einen Stein im Brett. Seit er am 29. Juni 2021 im EM-Achtelfinale im Wembley-Stadion so frei war, den Ball aus bester Position vorbeizuschießen, mögen ihn viele Briten noch ein bisschen mehr.

Von jener 0:2-Niederlage auf dem heiligen Rasen blieb auch in Erinnerung, dass Joachim Löw vor lauter Verzweiflung fast vergessen hätte, einen Hoffnungsträger einzuwechseln: Obwohl Jamal Musiala in seiner Vita die besten Errungenschaften beider Fußball-Nationen vereint, wartete der damalige Bundestrainer bis zur zweiten Minute der Nachspielzeit mit dessen Hereinnahme. Nachdem der Teenager mitgeholfen hatte, gegen Ungarn das Scheitern schon in der Vorrunde abzuwenden, war das fast ein Frevel.

Flick vertraut Musiala

Das Gute ist, dass der inzwischen 19-Jährige immer noch fast die ganze Karriere vor sich hat. Hansi Flick traut einem kurz vor der Volljährigkeit für den DFB debütierenden Jungstar, den alle noch liebevoll „Bambi“ rufen, ein bisschen mehr zu als Löw und wird ihn in München sein 13. Länderspiel machen lassen, nachdem Musiala am Samstag in Italien nach knapp einer Stunde den abermals enttäuschenden Leroy Sané abgelöst hatte. Das Nations-League-Duell mit England ist für Musiala wie gemacht, sich von Beginn an zu zeigen, weil dieses Land für den in Stuttgart als Sohn einer deutschen Mutter und eines aus Nigeria stammenden Vaters immer „meine zweite Heimat“ sein und „immer einen Platz in meinem Herzen“ haben werde, wie er sagt. „Die Entscheidung, für Deutschland zu spielen, war dennoch die richtige.“

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Hier hat er zunächst nur bis zum Alter von sieben Jahren gelebt, ehe die Familie für ein Auslandssemester der Mutter nach Southampton zog. Bald fiel sein Talent auf, und in der Jugend beim FC Chelsea legte er sich so viel fußballerisches Rüstzeug zu, dass ihn vor drei Jahren die Bayern holten. Sie haben damit einen künftigen Unterschiedsspieler unter Vertrag, der bereits anderen Talenten auf dem Bayern-Campus zu riet, ihrem eigenen Spielstil treu zu bleiben: „Es bringt nichts, schüchtern zu sein.“ Er selbst zeigt seine Zurückhaltung nur abseits des Platzes.

Musiala hat in der vergangenen Saison die vielleicht größten Fortschritte gemacht. Am Ende kam die Nummer 42 auf 40 Einsätze, acht Tore und sechs Vorlagen. Dabei bewies der Teenager, der sich früher Lionel Messi zum Vorbild nahm, eine enorme Flexibilität, wobei er irgendwann gern die Rolle als offensiver Zehner spielen würde. Dort aber plant der FC Bayern bis 2024 mit seiner Identifikationsfigur Müller.

Option für die Defensive

Umso wichtiger, dass Musiala als Mittler zweier Fußball-Welten auch eine Reihe dahinter agieren kann. Nachdem ihn zuerst sein Vereinstrainer Julian Nagelsmann einige Male im defensiven Mittelfeld postierte, probierte ihn auch Flick im Härtetest gegen die Niederlande (1:1) dort aus. Danach gab es Lob im Überfluss: „Jamal hat seine Sache auch auf der Sechserposition herausragend gemacht und gezeigt, dass er hier eine Option ist.“ Auf Musialas Schultern ruhen in Verein wie Nationalmannschaft viele Hoffnungen, denn mit seiner famosen Ballbehandlung und seinen „schlangenartigen Bewegungen“, wie es Mitspieler Müller beschreibt, löst er verzwickte Situationen auf dem berühmten Bierdeckel auf. Und das mit einer Leichtigkeit, die kräftigeren Kerlen naturgemäß nicht gelingt. Nicht mal dem Entfesselungskünstler, der aktuell vom Stadionheft zum Länderspiel grüßt.