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Kommentar zu Hopp-FällenSchmäh-Banner für den Effekt sind doch keine Kritik

Lesezeit 3 Minuten
FC Schalke Banner Ultras

Szene aus dem Schalke-Spiel: Profis des 1. FC Köln stehen vor einem Banner der Ultras

  1. Die Schmähungen des Hoffenheimer Mäzens Dietmar Hopp haben den 24. Bundesligaspieltag bestimmt.
  2. Teile der Fans haben bereits zugegeben, dass es ihnen um den Schock-Effekt der Banner ging.
  3. Doch das Problem ist längst nicht gelöst, zu verfahren scheint die Situationen. Ein „Weiter so!“ ist allerdings nicht möglich, kommentiert unser Autor.

Die Fans des FC Bayern räumten am Samstag selbst ein, dass sie auf Banner gepinselte Beschimpfungen nicht als Beitrag zu einer gepflegten Debatte verstanden wissen wollten. Es ging ihnen um den Effekt, teilten sie erstaunlich ehrlich mit. Den Effekt haben sie bekommen. Was sie allerdings damit bewirkt haben, wird sich nun zeigen müssen.

Die Fans stellten sich einmal mehr als die Gruppe im Fußball dar, die für das Gute kämpft und unbedingt Gehör finden muss, damit Rettung geschehen kann. Es ist ein grundsätzliches Problem, wenn Menschen glauben, im Auftrag einer höheren Sache unterwegs zu sein.

Die Selbstsicht der Kurve ist in diesem Fall so verzerrt wie der immer wieder vorgetragene Vorwurf, das vermeintliche Fußball-Establishment mache „unseren Sport kaputt“. Abgesehen davon, dass längst nicht gesagt ist, woran der Fußball kaputtgeht, falls er kaputtgeht, liegt der größte Fehler darin, den Fußball überhaupt mit einem Possessivpronomen zu versehen. Denn der Fußball gehört niemandem.

Fans beklagen, nicht ernst genommen zu werden – zu Unrecht

Der Verweis der Münchner Fans, „keine Alternative“ zur Schmähung eines 79-Jährigen zu haben, folgt einer zynischen Logik und verwechselt Täter und Opfer. Im Zusammenhang mit dem 1. FC Köln ist die Mär von der Hilflosigkeit ohnehin verfehlt, denn es gibt in Köln keine Repräsentationslücke: Der Mitgliederrat, ein machtvolles Gremium, sucht den Dialog, arbeitet an einem Fankonzept.

Der Kodex des Welt-Fußballverbands in Bezug auf Beleidigungen im Stadion ist eindeutig. Darin geht es um Verletzungen der Würde, ganz gleich, mit welchen Mitteln und mit welchem Bezug: „Rasse, Hautfarbe, Ethnie, nationale oder soziale Herkunft, Geschlecht, Behinderung, sexuelle Neigung, Sprache, Religion, politische Meinung, Wohlstand, Geburt“ werden gleichgesetzt. Ein Schiedsrichter, der eine Partie unterbricht, weil Dietmar Hopp verunglimpft wird, muss also ebenso verfahren, wenn Spieler zum Beispiel rassistisch beleidigt werden oder gegen Homosexuelle gehetzt wird.

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Der Grundsatz, der Hopp vor Beleidigungen schützt, ist damit derselbe, der neulich etwa Herthas Jordan Torunarigha davor hätte schützen müssen, im DFB-Pokal rassistisch beleidigt zu werden. Doch niemand unterbrach das Spiel, kein Profi trat in den Streik. Dass sich am Samstag Fußballer in München und Hoffenheim mit Dietmar Hopp solidarisierten, stellte die Idioten auf der Tribüne bloß und war eine Geste, die mehr Wirkung haben dürfte als jede Strafe.

Der stetige Aufstieg von einer Eskalationsstufe zur nächsten wird ohnehin keine Lösung sein, im Gegenteil. Daher sind Sanktionen mit Vorsicht einzusetzen, was jedoch nicht bedeuten darf, dass der DFB zur Rettung der Stimmung auf Strafen verzichtet. Doch wird entscheidend sein, jeden Menschen im Stadion gleichermaßen zu schützen – und sich mit jedem Opfer von Herabwürdigung gleichermaßen zu solidarisieren. Sonst geht der Fußball tatsächlich kaputt.