Die Frage nach dem neuen Bayern-Trainer bleibt spannend. Sportvorstand Eberl hofft, dass es bald auf die „Zielgerade“ geht.
„Kein Weltuntergang“Uli Hoeneß trauert Nagelsmann nicht nach – Trainersuche in finaler Phase
Julian Nagelsmann hat seinen Vertrag als Bundestrainer beim DFB bis 2026 verlängert und wird dementsprechend nicht der neue Chefcoach des FC Bayern München. Nach Bayer Leverkusens Meistertrainer Xabi Alonso ist Nagelsmann bereits der zweite Bayern-Wunschkandidat, der dem deutschen Rekordmeister eine Absage erteilt hat. Die Suche nach dem Nachfolger Thomas Tuchels soll aber ein zeitnahes Ende finden.
Beim im März 2023 entlassenen Nagelsmann saß „der Stachel von damals“ noch tief, sagte Eberl, der die Vertragsverlängerung des Bundestrainers beim DFB deshalb nachvollziehen konnte.
Uli Hoeneß: Absage von Julian Nagelsman kein Weltuntergang
Ehrenpräsident Uli Hoeneß bedauert Nagelmanns Entscheidung gegen eine Rückkehr zum deutschen Rekordmeister. „Ich finde es schade, aber jetzt hat er sich für die Nationalmannschaft entschieden“, sagte Hoeneß im Gespräch mit BR24 Sport. Als besonders dramatisch empfindet Hoeneß die Absage Nagelsmanns allerdings nicht. „Die Welt geht beim FC Bayern deswegen nicht unter“, fügte er hinzu.
In die Trainer-Entscheidung will sich Hoeneß trotz mangelnder Fortschritte nicht einmischen. „Das ist nicht meine Aufgabe. Das müssen Sie die beiden fragen, sie sind sportlich verantwortlich“, sagte er mit Blick auf Bayern-Vorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund.
FC Bayern: Zinedine Zidane wohl kein Kandidat
Eberl ließ sich nach dem 5:1-Erfolg gegen Union Berlin am vergangenen Samstag ein wenig in die Karten gucken und verriet: „Wir sind sehr final und werden hoffentlich bald etwas verkünden können.“
Wer aktuell ganz oben auf der Münchner Wunschliste steht, ließ er allerdings offen. Zuletzt befeuerte ein Bericht der spanischen Zeitung „Mundo Deportivo“ die Gerüchte um eine Verpflichtung von Zinédine Zidane. Demnach sollte der Welt- und Europameister „nur einen Schritt davon entfernt sein“, der neue Bayern-Coach zu werden.
Die heiße Meldung um den ehemaligen Weltfußballer ließ Eberl jedoch schnell wieder abkühlen. Der Bayern-Boss erklärte zuletzt, es sei ein Einstellungs-Kriterium, dass der neue Trainer mindestens Englisch spreche. „Ich weiß nicht, ob der Englisch spricht“, sagte Eberl am Samstag und deutete damit an, nicht mit Zidane gesprochen zu haben.
Max Eberl will in der Trainersuche nichts überstürzen
Obwohl der mediale Druck auf die FCB-Verantwortlichen von Tag zu Tag größer wird, will Eberl nichts überstürzen. „Wir wollen es zügig machen - aber wir wollen es auch so gründlich wie möglich machen“, betonte der 50-Jährige. Laut Eberl gebe aber das Licht am Ende des Tunnels. „Wir werden hoffentlich bald mit unseren Kandidaten auf die Zielgeraden einbiegen.“
Auch einige Spieler sehnen sich mittlerweile nach Gewissheit um ihre Zukunft. Laut Leon Goretzka sei es „vor allem für die Jungs, deren Verträge jetzt irgendwann auslaufen, ein wichtiger Punkt, zu wissen, wer Trainer wird.“ Dass Nagelsmann den Bayern abgesagt hat, könnte Goretzka aus sportlicher Sicht sogar zugutekommen. Der Mittelfeldakteur spielte in den Planungen des Bundestrainers, kurz vor der Europameisterschaft im eigenen Land, zuletzt keine Rolle.
Medienbericht: Thomas Tuchel bei Manchester United gehandelt
Ein Verbleib Thomas Tuchels über die laufende Saison hinaus ist trotz der zuletzt verbesserten Form und dem Einzug ins Halbfinale der Champions League keine Option. „Ich habe eine Vereinbarung mit dem Verein, die ist kommuniziert und steht“, betonte der scheidende Trainer.
Dem Kicker zufolge könnte Tuchel nach seinem Abschied aus München ein Engagement bei Manchester United winken. Der 50 Jahre alte Fußballlehrer habe bereits einen ersten Kontakt mit dem englischen Rekordmeister gehabt, heißt es in dem Bericht. Demnach habe sich United-Miteigentümer James Ratcliffe für den Fall eines Rauswurfs von Chefcoach Erik ten Hag bei Tuchel erkundigt.
Stefan Effenberg: Zeiten haben sich geändert
Der ehemalige Bayern-Star Stefan Effenberg bezeichnete die Suche nach dem Tuchel-Nachfolger in seiner Kolumne bei t-online.de unterdessen als „größte Herausforderung der vergangenen zehn, 15 Jahre“.
Der erkannte nach den Absagen von Alonso und Nagelsmann einen gewissen Zeitenwandel und attestierte dem deutschen Rekordmeister einen Verlust seiner Attraktivität. „Vielleicht war es früher so, dass, wenn die Bayern einen Trainer haben wollten, sie ihn immer auch bekommen haben. Das hat sich aber ein bisschen geändert“, kommentierte Effe.
Lothar Matthäus bringt Martin Demichelis ins Gespräch
Ein anderer ehemaliger Bayern-Spieler bringt derweil einen anderen Namen ins Spiel. Für TV-Experte Lothar Matthäus wäre der frühere Münchner Martin Demichelis eine interessante Lösung. „Er ist erfolgreich. Ich weiß, dass er eine Ansprache hat, deshalb gefällt mir der Name“, sagte der Fußball-Rekordnationalspieler beim Bezahlsender Sky. Der 43 Jahre alte Demichelis ist derzeit Trainer von River Plate in seiner argentinischen Heimat. Davor war er mehr als sieben Jahre Profi bei den Bayern und kehrte später als Nachwuchstrainer nach München zurück.
„Er hat Bayern-Vergangenheit, hat Titel geholt, kommt gut an bei den Spielern“, sagte Matthäus über den ehemaligen Abwehrspieler. Der 62-Jährige lobte Demichelis für seine klaren Ansagen und betonte, dieser habe das Bayern-Gen. Matthäus verwies aber auch darauf, dass die Münchner Vereinsspitze womöglich einen älteren Trainer als Nachfolger für Thomas Tuchel bevorzugen könnte. „Er ist noch nicht so reif und erfahren“, sagte Matthäus über Demichelis.
Wenige Wochen vor Saisonende zählen Öserreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick und Brightons Roberto De Zerbi weiterhin zu den Anwärtern auf den Bayern-Job. Unai Emery, aktuell mit Aston Villa Vierter in der Premier League, wird laut Berichten an der Säbener Straße ebenfalls diskutiert. Um Hansi Flick, Bayern-Trainer während der glorreichen Triple-Saison 2019/20, wurde es zuletzt ruhiger. Der 59-Jährige soll jedoch offen für eine Rückkehr sein und mit zum erweiterten Kreis der Kandidaten zählen. (nis mit dpa)