„Schlag ins Gesicht“Ter Stegen reagiert frustriert auf Nagelsmanns Machtwort

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Marc-André ter Stegen muss Manuel Neuer wieder den Vortritt lassen.

Marc-André ter Stegen muss Manuel Neuer wieder den Vortritt in der deutschen Nationalmannschaft lassen.

Wieder nur die Nummer zwei hinter Manuel Neuer zu sein, ist für Marc-André ter Stegen ein Tiefschlag.

Wie erwartet wird Manuel Neuer bei der EURO 2024 das Tor der deutschen Nationalmannschaft hüten. Der Leidtragende ist einmal mehr Marc-André ter Stegen, der erneut nur auf der Ersatzbank Platz nehmen darf. Das bringt natürlich auch Unruhe mit sich.

Denn die erneute Degradierung zur Nummer zwei bei der Heim-EM hat den Stammtorhüter des FC Barcelona schwer getroffen. „Es ist keine angenehme Situation. Aber der Trainer hat die Entscheidung getroffen, die akzeptiere ich, auch wenn ich nicht der gleichen Meinung bin“, sagte der Torwart der Katalanen im Teamquartier der Fußball-Nationalmannschaft.

Neuer Tiefschlag für Marc-André ter Stegen in der Nationalmannschaft

An einen Rücktritt aus der DFB-Elf habe er aber auch nach der Entscheidung von Bundestrainer Julian Nagelsmann für Manuel Neuer als EM-Stammtorwart nie gedacht. „Ich habe es zum Bundestrainer gesagt, das eine ist das Sportliche, das andere ist das Menschliche. Ich möchte, dass sich alle auf mich verlassen können“, sagte der 32-Jährige. „Für mich selber ist es enttäuschend, sehr enttäuschend. Das war schon ein Schlag ins Gesicht für mich. Aber am Ende des Tages hast du eine Verantwortung der Gruppe gegenüber. Ich werde helfen, wo ich kann“, versicherte der Schlussmann.

Ter Stegen hatte während der langen Verletzungspause nach Neuers Beinbruch die Rolle als Nummer eins im DFB-Trikot innegehabt. Wie schon vor der WM 2018 wurde er aber kurz vor dem Turnier wieder zum Ersatzmann zurückgestuft. Einzig beim Titelgewinn beim Confederations Cup 2017, als der damalige Bundestrainer Joachim Löw auf viele Stammkräfte wie auch Neuer verzichtete, war ter Stegen bei einem Turnier die Nummer eins. Bislang machte er 40 Länderspiele.

Marc-André ter Stegen erhält Mitgefühl von Manuel Neuer

Manuel Neuer hatte am Montag gegen die Ukraine (0:0) nach 18 Monaten sein Comeback im DFB-Trikot gefeiert und anschließend Verständnis für ter Stegens Enttäuschung geäußert. Das Verhältnis unter den Torhütern sei gut, versicherte ter Stegen. „Das hat nichts mit Manu zu tun, wir haben die gleiche Position. Aber es hat auf persönlicher Ebene nichts mit ihm zu tun. Wir haben ein gutes Verhältnis. Auch wenn wir um das gleiche Ziel kämpfen, heißt es nicht, dass ich ihn nicht mögen würde“, sagte er.

Auf einen erneuten Ausfall Neuers würde er keinesfalls spekulieren. „Ich wünsche ihm auch nie, dass irgendwas passiert oder dass er einen Fehler macht. Das bin ich nicht. Das ist nicht meine Art und Weise. Es ist nicht leicht, die Nummer zwei zu sein, aber das, was ich machen kann, das werde ich tun“, sagte ter Stegen.

Uli Stein beleidigte Franz Beckenbauer als „Suppenkasper“

In der Vergangenheit gab es immer wieder Unruhe im DFB-Team, wenn unzufriedene Torhüter rebellierten. Legendär und unvergessen ist bis heute die „Suppenkasper-Affäre“ bei der WM 1986 in Mexiko. Weil ihm FC-Legende Toni Schumacher im Tor vorgezogen wurde, betitelte Uli Stein den damaligen Teamchef Franz Beckenbauer beim Essen im Kollegenkreis in Anlehnung an einen Werbespot, in dem der Kaiser in den 1960er-Jahren für Fertigsuppen geworben hatte, als „Suppenkasper“.

Im EM-Kader von Nagelsmann stehen neben Neuer und ter Stegen noch Oliver Baumann von der TSG Hoffenheim und Alexander Nübel vom VfB Stuttgart und damit erstmals bei einem großen Turnier vier Torhüter. Ein abgebrochenes ARD-Interview mit Neuer sorgte am Montag für Aufsehen. (mbr/dpa)

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