Der Ausschluss von bekannten Gewalttätern ist ein legitimer Vorgang. Ein pauschaler Ausschluss aller Fans dagegen ist nicht akzeptabel.
Kommentar zum Fan-AusschlussPauschale Vorverurteilung darf keine Lösung sein
Im Fußball-Europapokal gibt es Aufregung um ein Fan-Verbot. Die Anhänger des Schweizer Erstligisten FC Basel dürfen am Donnerstag (20. April 2023) nicht zum Viertelfinal-Rückspiel der Conference League beim OGC Nizza anreisen. Das hat das französische Innenministerium verhängt.
Es scheint eine Art Langzeit-Wettbewerb unter einigen wenigen Fan-Gruppierungen um das asozialste Verhalten zu geben. Man denke nur an die Vorfälle in Nizza und Marseille im Rahmen der jeweiligen Gastspiele des 1. FC Köln und von Eintracht Frankfurt.
In Belgien bewarfen jüngst Anhänger des RSC Charleroi die heimischen Fans von Standard Lüttich mit toten Ratten. Bei der Wahl ihrer Wurfgeschosse scheint der zweifelhaften Fantasie mancher Menschen keine Grenze gesetzt zu sein. Mit Fäkalien gefüllten Beutel oder gar abgetrennte Schweinsköpfe waren auch schon dabei - man ist nicht zimperlich.
Fans vom FC Basel in Nizza nicht erwünscht
Auf den ersten Blick verwundert es da also wenig, wenn sich lokale Behörden oder gastgebende Vereine dazu entscheiden, den Verkauf von Eintrittskarten an Gästefans bei Fußballspielen zu untersagen, respektive zu verweigern. Im aktuellsten Beispiel lassen französische Behörden keine Fans des FC Basel beim Rückspiel in der UEFA Conference League bei OGC Nizza zu. Der schweizerische Verein versucht dies derzeit auf dem Rechtsweg noch abzuwenden.
Solchen Verboten zum Trotz reisen aber vor allem die Fans, die man eigentlich fern halten möchte, dennoch an. Dabei verlagert sich das Geschehen häufig in die Innenstädte und wird dadurch unübersichtlich, bisweilen sogar unkontrollierbar.
Randale bei SSC Neapel gegen Eintracht Frankfurt
Anschauungsunterricht dazu gab es kürzlich in Italien. Die Präfektur Neapel hatte ein Verbot zum „Schutz der öffentlichen Sicherheit“ ausgesprochen. Für das Champions-League-Spiel zwischen dem SSC Neapel und Eintracht Frankfurt durften keine Tickets an Fans mit Wohnsitz in Deutschland verkauft werden. Einige hundert Gewalttäter aus Frankfurt reisten dessen ungeachtet nach Kampanien und lieferten sich Ausschreitungen mit gleichgesinnten Einheimischen und der Polizei.
Schwer wiegt darüber hinaus die Tatsache, dass vor allem die Fans bestraft werden, die sich Spieltag für Spieltag ordentlich benehmen. Was bei allem Verständnis für die Aufregung um das Fehlverhalten gewalttätiger Anhänger nämlich oft untergeht: Sie stellen nur einen niedrigen einstelligen Prozentsatz aller Fußball-Enthusiasten dar.
Wie trostlos Fußball-Spiele ohne (Gäste-)Fans sind, hat die Zeit der Pandemie gezeigt. In einem Akt pauschaler Vorverurteilung allen Anhängern eines Vereins die Anreise zu einem Auswärtsspiel ihrer Mannschaft zu verbieten, kann und darf nicht die Lösung. Es wäre eine Kapitulation vor denjenigen, die glauben, dass der Fußball alleine ihnen gehört und sie nur ihre eigenen kruden Regeln zu befolgen brauchen.