AboAbonnieren

KommentarFrauen-Nationalteam ist so gut wie nie zuvor – unabhängig vom Finale

Lesezeit 2 Minuten
Popp Frankreich

Kapitänen Alexandra Popp (r.) feiert ihren zweiten Treffer im Halbfinale gegen Frankreich.

Köln – Fast jeder zweite deutsche Fernsehzuschauer bestaunte am Mittwochabend das triumphale EM-Halbfinale der DFB-Elf gegen Frankreich (2:1) und den Einzug ins große Endspiel von Wembley gegen Gastgeber England. Und die Fußballerinnen verdienten sich durch ihre kämpferisch wie spielerisch brillante Leistung jeden der 12,187 Millionen Menschen vor den Endgeräten. Nie hatte ein Spiel der Frauen-Nationalmannschaft eine höhere Reichweite.

Der Rekordwert passt gut zum Gesamtauftritt der Auswahl von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Nie zuvor hatte eine deutsche Frauen-Nationalmannschaft auf so hohem sportlichen Niveau performt – unabhängig des Abschneidens im Turnier. Nie zuvor hatte es ein Turnier mit einer solchen Qualität gegeben. Und nie zuvor hatten die Spielerinnen der Nationalmannschaft so gute Aussichten, im Anschluss an eine EM, WM oder Olympia nicht bis zum nächsten Großereignis wieder in der Versenkung zu verschwinden. Ob Torjägerin Alexandra Popp, die erstaunliche Zweikampf-Maschine Lena Oberdorf oder Flügel-Sprinterin Jule Brand – über Aushängeschilder für die breite Allgemeinheit verfügt der DFB spätestens nach dem Turnier zur Genüge.

Gleichheit mit männlichen Kollegen bleibt illusorisch

Die Spielerinnen können ihrem Triumphzug am Sonntag in Wembley noch die Krone aufsetzen. Doch liegt es hauptsächlich am Verband, ob die Euphorie über das Wochenende hinaus in den Bundesliga-Alltag gerettet werden kann. Eine tatsächliche Gleichheit mit den männlichen Kollegen bleibt illusorisch. Doch könnten Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Lücke zu verkleinern.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ein Mindestgehalt für professionelle Fußballerinnen ist zwingend notwendig, damit sich die Sportlerinnen der kleineren Bundesligisten zumindest keine Gedanken um ihren Lebensunterhalt machen müssen. Das könnte Teil des Lizenzierungsverfahrens der Männer-Bundesligisten sein – ebenso die Verpflichtung zum Aufbau einer professionellen Frauen-Mannschaft unter gleichem Namen sowie eines Nachwuchsleistungszentrums für Mädchen.

Wegen der hervorragenden Einschaltquoten der EM hat der Pay-TV-Sender Sky ein Auge auf die Übertragungsrechte für die Frauen-Bundesliga geworfen – was der Liga deutlich höhere Einnahmen bescheren könnte. Die herausragenden Auftritte der Nationalmannschaft in England sind also wegweisend für die gesamte Sportart.