Kommentar zum Super-League-DesasterFußball-Fans bleiben eine Macht
Köln – Den Hohn und Spott, der sich in den kommenden Tagen und Wochen über das „Dreckige Dutzend“ ergießen wird, haben sich die zwölf Gründungs-Klubs der nach knapp 48 Stunden wieder gescheiterten Super League redlich verdient.
Allein die dürre Ausstiegs-Mitteilung von Chelsea macht sprachlos. Man habe erst nach der Zusage für den geschlossenen Zirkel der Fußball-Aristokraten „Zeit gehabt, sich eingehend mit den Einzelheiten zu beschäftigen“ und sei jetzt zu dem Schluss gekommen, dass die Super League doch nichts für Chelsea ist, heißt es dort. Ob dies nun ein Eingestehen des Versagens oder eine Notlüge zur Beruhigung der Fans ist, spielt keine Rolle.
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Es verdeutlicht, wie dilettantisch es in den Chefetagen einiger dieser Vereine zugehen muss. Offenbar hatte niemand mit dem kollektiven Aufschrei der Empörung der Anhänger gerechnet, der die Super League umgehend in ihre Einzelteile zerlegte. Nur weil die Fans aktuell nicht in den Stadien zu sehen sind, sind sie nicht unsichtbar oder gar verschwunden. Sie bleiben auch in Zeiten der fortschreitenden Kommerzialisierung eine Macht.
Noch gieriger als die Uefa
Als großer Gewinner des milliardenschweren Laientheaters darf sich die Uefa um ihren Präsidenten Aleksander Ceferin fühlen. Weil auf der Bühne plötzlich ein Akteur auftauchte, der noch gieriger und verschlagener handelte als der europäische Verband, konnte sich die Uefa als Hüter der Tradition und Bekämpfer des Bösen aufführen. Und gleichzeitig geräuschlos ihre Reform der Champions League durchdrücken, die vor allem dem Verband mehr Geld garantiert, die kleinen Klubs benachteiligt und den großen ein Sicherheitsnetz beschert, falls ihnen die sportliche Qualifikation zur Champions League misslingt. Denn wie den Super-League-Gründern geht es auch der Uefa in erster Linie ums Geld. Deshalb ist die Reform der Königsklasse ein Schritt in Richtung Superliga, nur eben unter dem Dach der Uefa.