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Kommentar zur Bayern-KriseFlick muss das Trainerschicksal akzeptieren oder gehen

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HasanFlickKomm

Der Eindruck, den das Bild vom DFB-Pokal-Sieg 2020 vermittelt, täuscht: Hansi Flick (links) und Hasan Salihamidzic passen offenbar nicht zusammen.

Mitten in einer der größten Erfolgsgeschichten des deutschen Vereinsfußballs ist beim FC Bayern München ein Zerwürfnis entstanden, über dessen Tiefe von der Oberflächenansicht aus nur spekuliert werden kann. Die Hauptdarsteller: Trainer Hansi Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Gemeinsam haben sie in den vergangenen zehn Monaten alle Titel gewonnen, die ein deutscher Klub national und international gewinnen kann und den deutschen Rekordmeister endgültig zu einem Klub gemacht, den alle auf der Welt aufgrund seines Reichtums, Talentes und seiner Geschichte beneiden. Aber es gibt ein Problem. Sie können nicht miteinander.

Hansi Flick kennt das Gefühl der Ohnmacht nicht

Die Details dieser Mesalliance wären ein Fall für die Psychologen, denn hier hat ein formal Untergebener (Flick) seinem Vorgesetzten (Salihamidzic) Strahlkraft, Beliebtheit und sichtbaren Erfolgsanteil in einem Maße voraus, der für ein professionelles Miteinander nur dann gesund sein kann, wenn beide frei von Eitelkeit und Machtansprüchen sind. Das wiederum wäre eine Einmaligkeit in diesem Geschäft, und so genügt ein Berührungspunkt wie die Kaderplanung für eine Auseinandersetzung, die wohl erst enden wird, wenn einer von beiden geht.

Hansi Flick ist im großen Fußball als Trainer der deutschen Nationalmannschaft sozialisiert worden. Er kennt das Gefühl der Ohnmacht nicht, das jeden Trainer im Liga-Alltag befällt, wenn der Klub aus grundsätzlichen Interessen Spieler verkauft, die der oberste Fußball-Lehrer lieber behalten hätte. Und im vorliegenden Fall, den Spieler Jerome Boateng betreffend, verbindet beide die emotionale Geschichte des WM-Gewinns 2014 in Rio. Flick ist Freund und Verbündeter seiner Spieler, die für ihn durchs Feuer gehen. Dass er, wie auch im Fall David Alaba, ihnen zum Dank dafür nicht die gewünschten Verträge geben kann, mag für Frustration und Wut sorgen.

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Allerdings ist das in bedeutenden Vereinen ein weltweit gültiges Trainerschicksal. Flick wird das professionell bewerten und für sich eine Entscheidung treffen müssen. Genügt ihm der nie dagewesene Turbo-Erfolg mit dem FC Bayern in seinem Leben als Vereinstrainer? Dann könnte er nach dem abermaligen Gewinn der Deutschen Meisterschaft zurücktreten und sich einen Job suchen, in dem keiner ihm seine Lieblingsspieler stehlen kann. Spätestens nach der EM und dem Rückzug von Joachim Löw als Bundestrainer wäre ein solcher Job frei.