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Weltklasse im EM-FinaleDiese fünf Positionen verdienen besondere Beachtung

Lesezeit 3 Minuten
Lena Oberdorf

Deutschlands Mittelfeld-Strategin Lena Oberdorf

London – Es gibt Momente, die eine Karriere verändern können. In die eine oder andere Richtung. Merle Frohms, eine der erfreulichsten EM-Entdeckungen, erzählt gerne, dass sie sich die Sequenz vom 9. November 2019 schon oft angeschaut hat. England gegen Deutschland, fast 78000 Menschen waren zu Spottpreisen zu diesem Freundschaftsspiel gelockt worden, als die anstelle der verletzten Almuth Schult zur Nummer eins ernannte Frohms einen Elfmeter verschuldete. Nikita Parris lief an – und Frohms parierte. Ein Aufstöhnen auf den Rängen. Als Klara Bühl in letzter Minute das 2:1 erzielte, war es mucksmäuschenstill. Für Frohms war die Großtat auf dem heiligen Rasen ein Startschuss.

Earps floh aus Wolfsburg

Sie ist eine der tüchtigsten Torhüterin der EM. Aber auch Gegenüber Mary Earps, 29, hat erst einen Gegentor zugelassen. Mit aufgeblasenen Backen hat sie sich oft auf den Boden plumpsen lassen, aber auch waghalsige Paraden gezeigt, die ihr viele nicht zutrauten. Dass sie nicht immer die Trainingsfleißigste war, einige Kilo zu viel mit sich herumtrug, ist aus ihrer Zeit in Wolfsburg bekannt. Dort war sie 2018/2019 Ersatztorhüterin hinter Schult. Genau wie Frohms viele Spielzeiten. Earps hat sich wenig lobend über ihre Zeit in Deutschland geäußert. „Ich habe gelernt zu widersprechen und Nein zu sagen.“ Sie floh schnell wieder aus der Autostadt.

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Auch auf dem Feld finden sich Schnittmengen. Etwa hinten rechts. Gibt es gerade bessere Rechtsverteidigerinnen als Giulia Gwinn und Lucy Bronze? Die Deutsche, beste Nachwuchsspielerin der WM 2019, und die Engländerin, Weltfußballerin 2020, interpretierten ihre Rolle so modern wie möglich. Hinten abgeklärt verteidigen, vorne mutig mitspielen. Man muss aber so ehrlich sein, dass die 30-jährige Bronze, sieben Jahre älter als Gewinn, das absolute Toplevel darstellt. Der „Sunday Telegraph“ hat über die Verteidigerin geschrieben: „In jedem Löwenrudel gibt es Löwin, die stärker als die anderen ist. Sie ist die stärkste Killerin.“ Das beschreibt martialisch ihren enormen Einfluss.

Neben Bronze kommt auch Millie Bright sehr breitschultrig daher. Sie ist mit Chelsea zwar fürchterlich in der Champions League beim VfL Wolfsburg unter die Räder gekommen, aber sie hält mit gutem Stellungsspiel und umsichtigem Aufbauspiel das Team zusammen. Eigentlich hatte die 28-Jährige mal von einer Karriere als Springreiterin geträumt – jetzt ist sie heimliche Chefin der „Lionesses“. Eine ähnliche Rolle gibt auch Marina Hegering, die nur gegen Frankreich erste Unsicherheiten verriet. Ansonsten ist ihre Spielweise der von Bright ähnlich. Sollte die angeschlagene 32-Jährige nicht spielen können, wäre das ein großer Verlust.

Oberdorf grätscht wie Ramos

Eine Reihe davor sind Lena Oberdorf und Fran Kirby zentrale Figuren – die eine mehr defensiv, die andere mehr offensiv. Aber wegen der ähnlichen Ausrichtung der beiden Finalisten im 4-3-3-System verschwimmen die Rollenverteilungen speziell für das Mittelfeldtrio. Was Oberdorf mit erst 20 bei dieser EM anbietet, ist uneingeschränkte Weltklasse. Wuchtig, willensstark, widerstandsfähig. Grätscht wie Sergio Ramos. Kirby wurde vom ehemaligen Nationaltrainer Mark Sampson mal „Mini-Messi“ genannt. Den tödlichen Pass beherrscht die 29-Jährige.

Ihr liebster Adressat ist dabei nicht mehr Ellen White – die Rekordtorjägerin scheint mit 33 ihren Zenit überschritten zu haben. Dafür kommt Beth Mead groß raus. Die 27-Jährige hat mit sechs EM-Toren dasselbe Level wie die auferstandene Mittelstürmerin Alexandra Popp vorzuweisen, obwohl die Arsenal-Angreiferin mit Vorliebe von außen nach innen zieht, während die 31 Jahre alte DFB-Kapitänin ihrer engen Beziehung zum einstigen Frauen-Aushilfstrainer Horst Hrubesch alle Ehre macht.