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Gegnerin der deutschen FrauenWeltklasse nach Krebsdiagnose: Der wundersame Aufstieg von Linda Caicedo

Lesezeit 3 Minuten
Beim 2:0-Auftakterfolg Kolumbiens gegen Südkorea erzielte Linda Caicedo ein Tor.

Beim 2:0-Auftakterfolg Kolumbiens gegen Südkorea erzielte Linda Caicedo ein Tor.

Das deutsche WM-Team ist vor einem „Wunder-Mädchen“ gewarnt. Linda Caicedos Geschichte bewegt nicht nur in ihrer Heimat die Herzen.

Mit 14 Jahren spielte Linda Caicedo bereits für Kolumbiens A-Nationalteam. Mit 15 und nach einer niederschmetternden Diagnose wusste niemand, ob und wie es überhaupt weitergeht mit dem fußballerischen Toptalent. Eierstockkrebs, Operation, Chemotherapie. Als die Stürmerin wieder auf dem Platz stand, trug sie erst mal eine Perücke, weil ihr bei der Behandlung die Haare ausgefallen waren.

Heute sagt Linda Caicedo: „Ich wurde wieder gesund und hatte die Unterstützung meiner Familie. Jetzt fühle ich mich sehr gut. Was geschehen ist, hat mich wachsen lassen. Ich empfinde Dankbarkeit und bin glücklich hier zu sein.“ Bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland gilt sie als kommender Star – und steht im zweiten Vorrundenspiel der deutschen Fußballerinnen gegen Kolumbien am Sonntag (11.30 Uhr MESZ/ARD) im Blickpunkt.

Linda Caicedo „ist einfach einzigartig“

Schon beim 2:0-Auftakterfolg des Südamerika-Vizemeisters gegen Südkorea erzielte Caicedo ein Tor. Die Nummer 18 der „Caféteras“ wurde zudem zur besten Spielerin der Partie gewählt. „Sie kommt von einem anderen Stern, ist einfach einzigartig“, sagte Kolumbiens Co-Trainer Angelo Marsiglia, der bei der Pressekonferenz nach dem Spiel den gesperrten Chefcoach Nelson Abadia ersetzte. Alleine mit ihrer eleganten Spielweise, ihrer Technik und Übersicht verzaubert Caicedo die Fans.

„Linda ist eine herausragende Spielerin, die auch hier für Furore sorgen kann. Wir müssen im Team gut gegen sie verteidigen. Das wird eine alleine nicht schaffen. Wir müssen auf der Hut sein“, warnte Joti Chatzialexiou, Leiter Nationalmannschaften beim DFB.

Drei Weltmeisterschaften in knapp einem Jahr

Über Jahrzehnte hinweg stand Kolumbiens Fußball für Legenden-Kicker wie Carlos Valderrama (mit seiner Wischmopp-Frisur), Torwart René Higuita, Andrés Escobar oder James Rodríguez. Higuita firmierte als „El Loco“ („Der Verrückte“), Escobar wurde nach einem WM-Eigentor erschossen. Der smarte James Rodríguez, der nach seiner fulminanten WM 2014 auch mal beim FC Bayern unter Vertrag stand, war zuletzt für Olympiakos Piräus am Ball. Und jetzt Linda Caicedo?

Die Kolumbianer haben den Frauenfußball spät entdeckt – auch dank ihrer Superstürmerin. Für Caicedo ist es bereits ihre dritte WM innerhalb eines knappen Jahres: Sie glänzte schon 2022 bei der U-20 und U17-WM. Zuvor war sie mit ihrem Team im Endspiel der Copá America Brasilien nur mit 0:1 unterlegen – und als beste Spielerin des Turniers ausgezeichnet worden.

Linda Caicedo: Auf den Spuren Martas

In Australien ist Caicedo mit nun 18 Jahren und 153 Tagen die zweitjüngste WM-Debütantin Südamerikas überhaupt - nach einer gewissen Marta. Die Brasilianerin war sechsmal „Weltfußballerin des Jahres“ und ist mit 37 immer noch dabei. „Die Erfahrungen bei einer WM sind unbezahlbar. Ich versuche, alle Momente aufzusaugen, alles zu genießen“, sagt Caicedo.

Damals, als der Krebs kam, glaubte sie nicht daran, wieder professionell Fußball spielen zu können. „Mental war das ein sehr schwieriger Moment in meinem Leben“, sagt sie in einem FIFA-Interview. „Ich werde für immer dankbar sein, dass es passiert ist, als ich sehr jung war.“ Der Druck sei manchmal schwierig, „deshalb braucht man eine gute körperliche und psychische Balance.“

Kolumbiens „Wundermädchen“ (fifa.com) hat inzwischen mehr als eine halbe Million Follower bei Instagram, ihren Club Deportivo Cali im Februar verlassen und bei Real Madrid einen Vertrag bis 2027 unterschrieben. Ihre Eltern, Herlinda Alegría und Mauro Caicedo, wollten sie nicht ziehen lassen, bevor sie volljährig war. Was ihr ihre Mutter mit auf den Weg gegeben hat? „Dass sie sich ihre Bescheidenheit bewahrt und weiter an sich arbeitet – es fehlt ihr noch an vielem.“ (dpa)