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Golf-Triumph mit 64 JahrenDer unglaubliche Fall des Bernhard Langer

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Bernhard Langer

Bernhard Langer

Köln/Phoenix – In der Geschichte „Der seltsame Fall des Benjamin Button“, die 1922 von F. Scott Fitzgerald veröffentlicht und 2008 von David Fincher mit Brad Pitt in der Hauptrolle sehr frei verfilmt wurde, wird das Leben eines Mannes geschildert, der als Greis geboren wird und den Alterungsprozess in umgekehrter Richtung erlebt. Ein nicht unähnlicher Fall fasziniert die Welt des Golf seit Jahrzehnten. Der unglaubliche Fall des Bernhard Langer. Am Sonntagabend Ortszeit hat der Deutsche in Phoenix/Arizona die Gesamtwertung der US-Champions-Tour für die Legenden des Golfsports gewonnen. Zum sechsten Mal. Im Alter von 64 Jahren. Zur Siegerehrung erschien er mit seinem Enkel. Die Welt des Golfsports liegt ihm zu Füßen.

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Bernhard Langers Verjüngung zeigt zwar nicht die äußere Erscheinung der Roman-Vorlage, aber wie noch kein Sportler zuvor hat er es geschafft, seine Leistung vom Verfall durch Alterung abzukoppeln. Langer tut das mit eiserner Disziplin und religiöser Hingabe, die ihn auszeichnen, seit er vor 45 Jahren im schwäbischen Dorf Anhausen (heute ein Teil der Gemeinde Diedorf nahe Augsburg) Golf-Profi wurde.

Die Verehrung, die ihm in den golfverrückten Vereinigten Staaten entgegenschlägt, kann in Deutschland nicht richtig verstanden werden. Es erreichen uns allenfalls Indizien dafür, wie die Huldigung, die der große Phil Mickelson (51) dem Senior entgegenbrachte. „Bernhard ist der Goldstandard für Arbeitsethos, Hingabe und Liebe für das Spiel“, sagte der Sieger des letzten Turniers, bei dem Langer ein 14. Platz zum sechsten Gesamtsieg der Tour genügte, weil sein härtester Verfolger Jim Furyk (51) auf der letzten Runde patzte. Die Extraprämie von einer Million Dollar für den Triumph, der wegen Corona die Leistung von zwei Jahren bewertete, verdeutlicht die Ernsthaftigkeit dieses Wettbewerbs in den USA.

„Ich fürchte, das wird das letzte Mal sein, dass ich diesen Pokal bekomme“, sagte Langer, der in den ersten beiden Runden des Turniers den viereinhalb Jahrzehnten Profi-Golf fast hätte Tribut zollen müssen. Schwere Rückenschmerzen hatten ihn heimgesucht. „In der zweiten Runde war ich ganz kurz davor, aufzugeben“, sagte er. Bernhard Langer tat es natürlich nicht. Dank eiserner Disziplin und permanenter Behandlung trat er am Samstag wieder an und spielte eine Runde (63), die niedriger war als sein Lebensalter (64). Ein im Profi-Golf bisher unbekannter Vorgang.

Langers Pläne: Auskurieren und weiterspielen

Nach seinem bislang erstaunlichsten Erfolg verriet Bernhard Langer seine Pläne für die Zukunft: Bis zur Beginn der nächsten Saison alle Wehwehchen auskurieren und dann entschlossen weitermachen. Mit täglichem Training, akribischer Tour-Vorbereitung, intensiver Arbeit an seinem Spiel, ohne die er in diesem harten Wettbewerb mit fast 20 Jahre jüngeren Konkurrenten chancenlos wäre. Wie weit die seit Jahrzehnten in Boca Raton Florida lebende Golf-Ikone von besserem Hobby-Golf entfernt ist, zeigen nackte Zahlen. Langers Rundendurchschnitt in den letzten beiden Jahren betrug unter 69 Schlägen. Ein Ende dieses von harter Arbeit und tiefer Demut gegenüber seinem Sport geprägten Lebens ist nicht in Sicht. Die Begründung fällt Bernhard Langer leicht: „Weil ich Golf liebe.“

Dem Golf hat der strenggläubige Maurersohn aus der schwäbischen Provinz alles zu verdanken. Als Profi gewann er zweimal das legendäre Masters-Turnier in Augusta, sammelte 42 Turnier-Siege in den USA und Europa, triumphierte sechsmal im Ryder Cup mit Europa, führte den Kontinent 2004 als Kapitän zu einem weiteren triumphalen Erfolg über die USA. Seit 2010 beherrscht er die PGA Champions-Tour (43 Siege), deren Gesamtwertung er als erster Golfer am Sonntag zum sechsten Mal gewann.

Benjamin Button war irgendwann klar, wann seine Reise in die ewige Jugend enden musste. Bei Bernhard Langer weiß das niemand. Er selbst auch nicht. „Ich muss mich selbst kneifen. Woher ich komme, wo ich aufgewachsen bin, durch was ich gegangen bin“, sagte er am Sonntagabend, „darüber sollte man ein Buch schreiben oder einen Film drehen.“