Mit Fotos „geprotzt“?Kobe Bryants Witwe klagt gegen Polizisten und Feuerwehrleute
Los Angeles – Zweieinhalb Jahre nach dem Tod von US-Basketballstar Kobe Bryant bei einem Hubschrauberunglück hat ein von der Witwe angestrengter Prozess wegen von Rettungskräften gemachter Fotos von der Absturzstelle begonnen. Bei dem Prozess in der kalifornischen Millionenmetropole Los Angeles wurden am Mittwoch zunächst zehn Geschworene ausgewählt, sechs Frauen und vier Männer, wie der Nachrichtensender CNN berichtete.
Bryants Witwe Vanessa gibt in ihrer Zivilklage an, sie habe emotionales Leid erfahren, weil Polizisten und Feuerwehrleute Fotos von der Absturzstelle machten und diese später mit Bekannten und anderen Rettungskräften teilten.
Mitarbeiter des Büros des Sheriffs von Los Angeles soll Fotos in einer Bar gezeigt haben
Nach Angaben von Bryants Anwälten teilten in den 24 Stunden nach dem Unglück vom 26. Januar 2020 mindestens elf Polizisten und ein dutzend Feuerwehrleute die Fotos. In den kommenden Wochen habe ein Mitarbeiter des Büros des Sheriffs von Los Angeles in einer Bar mit den Fotos „geprotzt“, erklärten die Anwälte. Ein anderer habe Fotos einer Gruppe von Videospiel-Freunden geschickt und ein Feuerwehrmann habe Fotos bei einer Preisverleihung gezeigt. Vanessa Bryant verlangt Schmerzensgeld in nicht bezifferter Höhe.
Der verklagte Landkreis von Los Angeles bestreitet nicht, dass die Fotos gemacht wurden. Seine Anwälte argumentieren aber, die Bilder seien nie öffentlich und inzwischen gelöscht worden. Der Landkreis habe „unermüdlich“ daran gearbeitet, dass die Fotos nicht an die Öffentlichkeit gelangen, erklärte Anwältin Mira Hashmall. „Zweieinhalb Jahre später sind keine Fotos des Landkreises in Medien aufgetaucht, keines kann online gefunden werden, und die Kläger räumen ein, dass sie die Fotos nie gesehen haben.“ Die Klage von Vanessa Bryant wurde mit der Klage eines anderen Opferangehörigen, Chris Chester, zusammengefasst.
Andere Opferangehörige bekamen Schmerzensgeld zugesprochen
Chester verlor bei dem Unglück seine Frau und seine 13-jährige Tochter. In einem separaten Prozess hatten andere Opferangehörige im vergangenen Jahr wegen der Fotos insgesamt 2,5 Millionen Dollar (heute 2,45 Millionen Euro) Schmerzensgeld zugesprochen bekommen. Der Basketballstar Bryant, seine 13 Jahre alte Tochter Gianna und sieben weitere Insassen waren am 26. Januar 2020 beim Absturz ihres Hubschraubers nahe Los Angeles ums Leben gekommen.
Den Ermittlungen zufolge hatte der Pilot des Helikopters offenbar die Orientierung verloren, nachdem er in dichte Wolken geraten war. Bryant gilt als einer der besten Spieler in der Geschichte der nordamerikanischen Profiliga NBA. Er holte in seiner 20-jährigen Laufbahn fünf NBA-Meisterschaften mit den Los Angeles Lakers und gewann bei den Olympischen Spielen 2008 und 2012 die Goldmedaille mit dem US-Team. 2016 beendete er seine Karriere. (afp)