Die Kölner Haie lecken nach dem Play-off-Aus ihre Wunden. Trainer Uwe Krupp steht im KStA-Interview Rede und Antwort.
„Sonst brauchen wir unser Nachwuchsprogramm nicht“Uwe Krupp will die Kölner Haie verjüngen
Herr Krupp, mit dem Abstand von mehr als zwei Wochen – wie beurteilen Sie das Playoff-Aus der Kölner Haie in Spiel sechs des Viertelfinales gegen die Adler Mannheim? Wie fällt Ihr Fazit aus?
Uwe Krupp: Ich sehe es immer noch so, dass wir sehr knapp dran waren in der Serie mit Mannheim, aber im entscheidenden Moment hat uns dann doch vielleicht etwas Glück gefehlt. Ich sehe uns qualitativ nicht mehr so weit weg, von den Mannschaften, die in den Playoffs noch im Halbfinale gespielt haben. Im Vergleich zur letzten Saison waren wir bedeutend näher daran, die Topmannschaften ärgern zu können. Wir wissen aber auch, dass sich die Gegner in der nächsten Saison wieder verbessern wollen und wir eine gute Hand mit unseren Personalentscheidungen brauchen. Ich habe ein gutes Gefühl, dass wir auf unserem bestehenden Kern aufbauen können. In erster Linie geht es jetzt darum, die passenden Spieler zu finden, die diesen Stamm gezielt verbessern können. Daran arbeiten wir auch im Sommer jeden Tag.
Ärgern Sie sich noch über Spiel fünf in Mannheim, das Sie in der letzten Minute verloren haben und das letztlich vorentscheidend für das Aus der Haie war?
Natürlich, auch daran hat sich nichts geändert. In dem Spiel waren wir 34 Sekunden weg von einem Sieg und davon, uns für Spiel sechs oder sieben in eine sehr gute Ausgangsposition zu bringen. In dem Moment hat Mannheim aber die Antworten gehabt und den Puck unter die Latte geschossen. Gegen Ingolstadt haben sie dann die Latte getroffen.
Hat es Sie überrascht, dass Mannheim im Halbfinale an Ingolstadt gescheitert ist?
Ich hatte damit gerechnet, dass es für Ingolstadt schwer sein würde, gegen Mannheim Tore zu schießen. Das war auch so. Mannheim hatte aber nicht die Effizienz im Abschluss und offensive Punktlandungen, die sie gegen uns hatten. Insgesamt haben sie zwar ähnlich gespielt wie gegen uns, der Unterschied war jedoch, dass Ingolstadt ein paar einfachere Tore gemacht hat und das kleine Bisschen mehr Durchschlagskraft hatte. Die haben zum richtigen Zeitpunkt das Tor gemacht, das sie brauchten. Glück spielt irgendwie eine Rolle, es ist gleichzeitig aber auch auffällig, wie eng die Mannschaften beieinander liegen.
Also ist es im Nachhinein umso ärgerlicher für Sie, nicht mehr dabei zu sein?
Ja, im letzten Jahr gegen Berlin hatten wir keine Chance, die Serie hätten wir uns auch sparen können (das Viertelfinale 2022 gegen die Eisbären verloren die Haie mit 0:3 Spielen, d. Red.). Es lagen Welten zwischen uns und der Berliner Mannschaft. Es ging in diesem Jahr darum, diesen Abstand zu verkleinern. Und ich glaube, das ist uns gelungen.
Wo werden Sie ansetzen, um Ihren Kader zu verbessern?
Man geht dahin, wo Verträge auslaufen, da ist der Handlungsspielraum.
Es ist unter anderem durchgesickert, dass Torhüter Tobias Ancicka aus Berlin zu den Haien wechselt. Da Ryan Stanton geht, dürfte ein ausländischer Verteidiger kommen. Ist das so?
Das ist alles Spekulation. Dazu werde ich mich nicht äußern.
Ihr Torhüter Mirko Pantkowski hat zuletzt von Weihnachten bis zum Ende durchgespielt, weil sich Ersatzmann Oleg Shilin verletzt hatte …
… es ist absolut okay, dass ein Torwart viele Spiele macht. Pantkowski hat super für uns gespielt und einen großen Schritt in seiner Entwicklung gemacht. Mirko ist sehr ehrgeizig, und es macht Spaß, ihn auf seinem Weg zu begleiten.
Verabschiedet haben Sie sich unter anderem von Profis, die länger in Köln waren: Zach Sill, Jon Matsumoto und Alexander Oblinger. Ist Ihnen das schwergefallen?
Einfach ist das nie, und besonders diese drei Spieler haben sich in den letzten Jahren, die sehr schwer waren, bei den Kölner Haien verdient gemacht. Ich glaube aber, dass wir auch da auf die Perspektiven schauen müssen. Zach Sill zum Beispiel hat bei uns eine Ausländerposition besetzt, er hatte eine wichtige defensive Rolle. Aber wenn wir da nicht irgendwann einen unserer Nachwuchsspieler einsetzen, mit denen wir ständig arbeiten, dann brauchen wir unser Nachwuchsprogramm gar nicht erst zu fahren.
Bei Alex Oblinger ist es ähnlich. Er hat am Ende, als wir schließlich komplett waren, nicht mehr so viel gespielt. Und das nicht nur, weil wir die U 23-Regel berücksichtigen müssen, sondern auch weil wir schon an die Zukunft in Person von Robin van Calster, Maximilian Glötzl oder Jan Luca Sennhenn gedacht haben.
Wie sieht es mit den offenen Personalien David McIntyre, Landon Ferraro und Nick Baptiste aus?
Sie sind noch nicht entschieden. Mit allen drei Spielern sind wir noch in Gesprächen. Ferraro zum Beispiel hatte eine schwere Saison mit verschiedenen Verletzungen. Trotzdem wissen wir, dass er ein guter Spieler ist. Um in Köln zu spielen, musst du allerdings nicht nur gut sein, sondern auch mutig. Die große Arena ist eine Herausforderung, die nicht für jeden etwas ist. In anderen Jahren, in denen ich in Köln war, tat sich unsere Mannschaft schwer bei Heimspielen. In diesem Jahr hatten wir aber eine gute Mischung. Die Jungs hatten Spaß, zu Hause zu spielen, vor den vielen Zuschauern. Auch darauf wollen wir in der nächsten Saison aufbauen.