Obwohl besonders die DEG sehr schlecht in die DEL-Saison gestartet ist, bleibt das Derby gegen den KEC ein Publikumsmagnet.
DEG gegen HaieDas Eishockey-Derby der geplagten Traditionsvereine
Das erste rheinische Derby der Saison 2024/25 kann man, nur ein wenig dramatisierend, ein Kräftemessen der geplagten Traditionsvereine der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nennen. Die Kölner Haie, die am Freitag um 19.30 Uhr bei der Düsseldorfer EG antreten, sind nach neun Saisonspielen lediglich Tabellenneunter. Noch viel schlechter steht die DEG da, sie liegt auf dem 14. und letzten Tabellenplatz.
Das ändert jedoch nichts an der Attraktivität des Duells, das Derby bleibt ein Publikumsmagnet. Die Düsseldorfer Arena, seit 2021 PSD Bank Dome genannt und beim Eishockey mit einer Kapazität von 13.400 Zuschauern, wird am Freitagabend wahrscheinlich ausverkauft sein. Mindestens zehn Prozent der Besucher kommen üblicherweise aus Köln zu einem Spiel, in das besonders die DEG angeschlagen geht.
Lage der DEG schon brenzlig
Die von Ex-DEL-Profi Steven Reinprecht (48) trainierte Düsseldorfer Mannschaft hat erst fünf Punkte geholt, zwei Spiele im Penaltyschießen gewonnen und eines in der Verlängerung verloren. In dieser Woche verpflichtete Düsseldorf den ehemaligen Mannheimer Stürmer Tyler Gaudet, an den sie bereits die zehnte Ausländerlizenz vergaben – als Reaktion auf den längeren Ausfall des Kanadiers Rick Schofield, der vermutlich die elfte und letzte Lizenz bekäme, sobald er fit wird.
Dennoch ist die DEG eine Mannschaft, die es schwer haben dürfte, den unteren Tabellenbereich zu verlassen – und die im schlimmsten Fall sogar vom Abstieg bedroht sein könnte, den nach der Hauptrunde das Team auf dem letzten Tabellenrang ereilt. Der Düsseldorfer Kader ist deutlich verjüngt und ausgedünnt worden – als Reaktion auf die argen finanziellen Probleme, mit denen der Verein zu kämpfen hat.
Schon im März sagte Manager Niki Mondt, es sei „zu wenig Geld da.“ Die DEG plagt sich mit deutlich gestiegenen Kosten, vor allem in Bezug auf den Betrieb und die Miete der Halle, gesunkene Unterstützung seitens der Stadt Düsseldorf sowie gleichzeitig weggefallene Sponsorenfelder. Es gibt keinen größeren Geldgeber, der den Verein stützt und auffängt, wie es in Köln der Hauptgesellschafter Frank Gotthardt seit 14 Jahren tut. So musste der DEG-Kader mit heißer Nadel gestrickt werden.
Star im Tor ist geblieben
Der Star im DEG-Team, der norwegische Torhüter Henrik Haukeland, ist trotzdem geblieben. Zwar hatten die Düsseldorfer aus finanziellen Erwägungen versucht, den 29-jährigen Goalie des Jahres 2023 abzugeben, es fand sich jedoch kein Verein, der bereit war, Haukelands Vertrag, den die DEG im vergangenen Jahr bis 2030 verlängert hatte, zu übernehmen. Haukeland ist nach wie vor verlässlich. Seine Fangquote liegt bei sieben Einsätzen in dieser Spielzeit bei 91,2 Prozent.
Die Stimmung scheint aber insgesamt bereits ein wenig gereizt zu sein. Nach dem 3:4 n.V. am vergangenen Sonntag gegen Iserlohn schimpfte DEG-Kapitän, der ehemalige Hai Philip Gogulla (37), jedenfalls gegenüber der „Rheinischen Post“: „Der Saisonstart? Der ist scheiße, könnt ihr auch so schreiben.“ Und: „Das Umfeld hier in Düsseldorf sollte mal ein bisschen aufwachen, mal ein bisschen realistisch werden und von den Neunzigerjahren wegkommen. Das kotzt mich langsam an.“
Haie sehen sich im Aufwind
Derart garstige Töne sind vom KEC nicht zu hören. Die Kölner sehen sich trotz ihres ruckeligen Saisonstarts mit drei Siegen und sechs Niederlagen, zwei davon in der regulären Spielzeit, auf dem richtigen Weg. Zumal sie mit 13 Punkten auf dem Konto Anschluss nach oben haben, zuletzt beim 2:3 n.P. gegen den ERC Ingolstadt gut spielten und sich mit dem Tabellenführer eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe lieferten. „Wir hatten eine gute Trainingswoche und freuen uns auf das Duell mit Düsseldorf. Wir wollen an die vergangenen Leistungen anknüpfen und natürlich die drei Punkte mitnehmen“, sagte der finnische Haie-Stürmer Juhani Tyrväinen, der, nachdem er während der Saisonvorbereitung und beim Start verletzt gefehlt hatte, immer besser in Schwung kommt.
Als Mittelstürmer der Reihe mit Parker Tuomie und Josh Currie überzeugt der 34-jährige finnische Nationalspieler als guter Bullyspieler, ist stark im Zweikampf und vor dem gegnerischen Tor. Auch der zweite Finne des KEC, Verteidiger Veli-Matti Vittasmäki, macht sich sehr gut, ist durchsetzungsfähig, gewinnt seine Zweikämpfe – und hat erst zwei Strafminuten kassiert. Für beide Finnen ist es das erste Derby in Deutschland, in anderen Ligen haben sie in dem Bereich Erfahrungen gesammelt. Tyrväinen berichtet: „Zu meiner Zeit bei Jokerit Helsinki waren die Stadtduelle mit IFK Helsinki immer etwas Besonderes. In Schweden war es dann das Nord-Derby mit Lulea gegen Skelleftea.“
Eventuell werden am Freitag in Düsseldorf die zuletzt verletzten Stürmer Hakon Hänelt und Tim Wohlgemuth in die Haie-Mannschaft zurückkehren. Es ist die insgesamt 243. Auflage des rheinischen Klassikers. 166 Derbys gewannen die Haie, 115 die DEG – bei elf Remis, die es eine Zeitlang gab.