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Bremerhavens Manager und Ex-Hai Furchner„Wir sind nach wie vor ein Underdog“

Lesezeit 5 Minuten
Ein Mann steht in einer Eishockeyhalle und blickt nach vorne.

Sebastian Furchner, der aktuelle Manager der Fischtown Pinguins Bremerhaven, spielte von 2002 bis 2008 für die Kölner Haie.

Der frühere Haie-Profi spricht über das am Sonntag in Bremerhaven startende Playoff-Viertelfinale zwischen dem KEC und den Fischtown Pinguins.

Herr Furchner, die Fischtown Pinguins, Viertelfinal-Gegner der Kölner Haie, waren in der vorigen Saison Vizemeister. Diesmal ist folglich der Titelgewinn das Ziel?

Sebastian Furchner: Es ist das Ziel von allen, die die Playoffs erreicht haben. Aber es ist ein langer Weg. Der erste Schritt sind die 52 Hauptrundenspiele, überhaupt die Chance zu haben, um die Meisterschaft zu spielen. Und jetzt, wo man da ist, muss man Schritt für Schritt gehen. Die Kölner Haie sind eine schwere Hürde. Sie sind nicht nur ein großer Name, vielleicht der größte Name im deutschen Eishockey, sondern auch eine Topmannschaft. Deshalb ist das Viertelfinale eine große Herausforderung für uns.

Kann man davon ausgehen, dass die Bremerhavener Mannschaft, die am Freitag im letzten Hauptrundenspiel 1:4 in Köln verloren hat, nicht derjenigen entspricht, die man am Sonntag im ersten Playoff-Spiel sehen wird? Es fehlten viele Ihrer Topspieler, zum Beispiel Jan Urbas und Ziga Jeglic.

Die beiden waren krank. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass wir in den letzten Wochen viele Verletzte hatten. Und wir hoffen natürlich darauf, dass wir den ein oder anderen zurückbekommen. Es wird sich im Laufe der Woche zeigen, wer am Sonntag wirklich einsatzfähig ist.

Der dritte Platz liegt weit über den Erwartungen. Ich denke sogar, dass wir in diesem Jahr wieder überperformt haben
Sebastian Furchner, Manager Fischtown Pinguins Bremerhaven

Coach in Bremerhaven ist der 40 Jahre alte Alexander Sulzer, der sein erstes Jahr als Cheftrainer absolviert. Die Haie haben den 65-jährigen Finnen Kari Jalonen, der in verschiedenen Ligen schon Titel gewonnen hat und Nationaltrainer in zwei Ländern war. Befürchten Sie, von dem alten Hasen ausgecoacht zu werden?

Nein, überhaupt nicht. Alexander hat als Assistent von Thomas Popiesch (sein Vorgänger in Bremerhaven, d. Red.) schon Erfahrungen gesammelt, auch im letzten Jahr, als wir im Finale standen. Er hat die Mannschaft jetzt auf den dritten Tabellenplatz gebracht und eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er es kann. Deshalb habe ich keine Sorge, dass wir ausgecoacht werden könnten. Klar ist, dass Kari Jalonen große Erfahrung mitbringt. Wir versuchen, mit jugendlicher Frische entgegenzuwirken.

Der dritte Tabellenplatz hat Ihre Erwartungen übertroffen?

Der dritte Platz liegt weit über den Erwartungen. Ich denke sogar, dass wir in diesem Jahr wieder überperformt haben, denn wir sind nach wie vor ein Underdog. Es macht Spaß, mit den Jungs zu arbeiten. Sie kommen jeden Tag mit einem Lächeln in die Eishalle, arbeiten einfach gut und respektvoll zusammen und haben Lust auf Eishockey. Es ist einfach schön. Sie haben Leidenschaft und Siegeswillen – ein toller Mix.

Furchner sieht Bremerhavener Stärke im Kollektiv

Sie hatten in der Hauptrunde die wenigsten Gegentore und das beste Torhüter-Duo. Gute Voraussetzungen für erfolgreiche Playoffs?

In den 52 Hauptrundenspielen haben wir sehr solide defensiv gespielt. Es sind aber nicht nur die Verteidiger und die Torhüter, sondern auch die Stürmer, die gut nach hinten gearbeitet haben. Es ist unsere große Stärke, dass wir über das Kollektiv kommen, dass es sich niemand herausnimmt, außerhalb des Systems zu spielen, sondern alle die Anweisungen des Trainers befolgen. Das Gesamtkonstrukt – die vier Reihen und sieben Verteidiger – verteidigt gut und greift auch als Einheit an.

Die Mannschaft, die 2024 im Finale stand, ist im Kern zusammengeblieben – und will dieses Jahr mehr?

Die Spieler haben natürlich daran geschnuppert, wie es ist, wenn man in einem Finale steht. Aber noch einmal: Es ist ein weiter Weg. Unser Fokus liegt auf dem ersten Spiel gegen die Haie. Man muss von Spiel zu Spiel gehen, immer im Hier und Jetzt leben – gerade in den Playoffs. Solange man noch ein Spiel hat, ist alles okay.

Lob für Haie-Team als „Mix aus Erfahrung und junger Dynamik“

Wie beurteilen Sie die Mannschaft der Kölner Haie – abgesehen vom großen Namen?

Es ist ein tolles Team, das sie dieses Jahr haben. Ein Mix aus Erfahrung und junger Dynamik. Da meine ich zum Beispiel Justin Schütz, der wieder eine großartige Saison gespielt hat mit vielen Toren. Allerdings wollen wir uns weniger mit dem Gegner beschäftigen, sondern unser Spiel aufs Eis bringen und unser erstes Heimspiel am Sonntag gleich positiv gestalten.

Die Bremerhavener Halle war, als der Onlineverkauf für die Playoff-Heimspiele begann, umgehend ausverkauft?

Ja, das war keine Überraschung. Unser Publikum ist frenetisch, und in den Playoffs werden sie noch einmal eine Schippe drauflegen. Es ist beeindruckend, mit welcher Euphorie die Zuschauer die Mannschaft anfeuern.

Ich musste schnell lernen, dass der Job immer eine Herausforderung ist.
Sebastian Furchner, Manager Fischtown Pinguins Bremerhaven

Als Bremerhavener Sportmanager kommt wahrscheinlich eine große Herausforderung auf Sie zu, wenn ältere Topspieler wie Jan Urbas in näherer Zukunft aufhören?

Ich musste schnell lernen, dass der Job immer eine Herausforderung ist. Es gibt immer Themen, die aufkommen, mit denen man nicht gerechnet hat. Man versucht immer, die bestmögliche Mannschaft zusammenzubauen. Wir haben ein paar Spieler, die wir dazu bekommen haben und die gut geholfen haben. Auch in der Breite sind wir gut aufgestellt. Auch da muss man im Hier und Jetzt leben. Was irgendwann in der Zukunft geschieht – das wird eine neue Geschichte.

In Bremerhaven werden ausländische Profis leicht eingebürgert, sodass sie nicht mehr unter das begrenzte Kontingent für Importspieler der DEL fallen. Wird das weiter funktionieren?

Ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen, dass es leicht funktioniert?

Es geht halt schneller als bei anderen Vereinen.

Wenn ein Spieler eingebürgert wird, weil er die Voraussetzungen erfüllt, dann sind die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland für alle gleich. Da hat der Klub keine eigenen Gesetze. Und es ist sicher so, dass wir nicht nur auf eingebürgerte Spieler setzen.