„Es kam unerwartet“Uwe Krupp über seine Rückkehr zu den Kölner Haien
Köln – Uwe Krupp ist seit Montag wieder Trainer der Kölner Haie – als Nachfolger des entlassenen Mike Stewart. Krupp hat einen Vertrag bis 2022 unterschrieben. In der DEL-Tabelle sind die Haie vor Krupps erstem Spiel am Dienstagabend gegen Wolfsburg nur Tabellen-Elfter und haben nur sehr theoretische Chancen, sich noch für die Pre-Playoffs zu qualifizieren.
Auf einer Pressekonferenz hat Krupp, der schon von 2011 bis 2014 Haie-Coach und zuletzt Trainer von Sparta Prag war, Fragen zu seinem zweiten Engagement in seiner Heimatstadt beantwortet.
Herr Krupp, wie haben Sie die letzten 24 Stunden erlebt?
Ich freue mich riesig, hier zu sein. Es kam etwas unerwartet, der Kontakt kam am Wochenende recht schnell zu Stande. 24 Stunden später saß ich im Auto von Prag nach Köln und bin Montagabend angekommen. Ursprünglich war der Plan, dass ich ein paar Monate Urlaub habe, aber das hat sich jetzt geändert, und ich freue mich.
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Was bedeutet es für Sie, die Haie, Ihren Heimatverein, in der aktuellen Phase zu übernehmen.
Für mich ist wichtig, dass nach vorne geschaut wird. Und ein Teil dieses Nachvorneschauens ist es, die Spieler kennenzulernen, ein bisschen die Charaktere kennenzulernen, mit denen wir arbeiten. Mir einfach ein Bild zu verschaffen, wie die Mannschaft drauf ist. Wer mit welchen Situationen herumkämpft, wem es gut geht, um eine gute Ausgangsposition für die Vorbereitung auf die nächste Saison zu schaffen.
Es gab am Dienstagmorgen ein kurzes Training. Wie war der erste Eindruck von der Mannschaft?
Gut. Ich glaube, die Jungs sind motiviert, sie waren mit vollem Engagement bei der Sache. Ich glaube, dass sie mit viel Emotion ins Spiel gehen werden. Und wenn wir ein bisschen Erfolg haben, dann kommt auch die Leichtigkeit zurück, die uns im Moment vielleicht ein bisschen fehlt.
Sollten Sie gegen Wolfsburg verlieren, wäre es Niederlage Nummer 18 in Serie und damit negativer DEL-Rekord. Welchen Stellenwert hat das?
Es ist für mich hier der erste Tag, und ich versuche, das Bild klein zu halten. Ich glaube, das ist auch für die Spieler die richtige Methode: Dass wir uns gar nicht so viele Gedanken machen, in welche Richtung das Spiel gehen könnte, positiv oder negativ. Sondern dass wir uns einfach damit beschäftigen, wie wir es spielen wollen. Dass wir uns teuer verkaufen wollen. Und dass wir wissen, dass wir eine gute Mannschaft sind.
Welche Hauptprobleme haben Sie aus der Ferne betrachtet bei den Haien festgestellt?
Ich will nicht viel über die Vergangenheit sprechen. Es ist eine Mannschaft, die im Moment nicht das Selbstbewusstsein hat, das ein Team hat, das eine erfolgreiche Saison spielt. Es kommt erst dann zurück, wenn man ein bisschen Erfolg hat. Es geht darum: Wie schaffen wir es, dass der Erfolg kommt? Wir versuchen, heute Abend schon ein paar Hebel umzulegen und schauen, wie es funktioniert. Ich bin guter Dinge. Das Wichtigste ist, in jedes Spiel mit einem gewissen Optimismus hineinzugehen. Die Ärmel sind hochgekrempelt, dann hast du eine Chance.
Mussten Sie lange überlegen, um den Haien zuzusagen?
Für mich kam das Aus in Prag ein bisschen überraschend (Krupp wurde von Sparta Ende Januar trotz Tabellenplatz drei entlassen, d. Red.). Ich war eigentlich darauf vorbereitet, dass ich einen etwas längeren Sommer habe und die nächste Saison etwas anders angehen würde. Aber die Chance zu haben, wieder in Köln zu arbeiten – mit einem gewissen Abstand… Wir sind alle etwas reifer geworden, ich mache meine Arbeit etwas anders als in der Vergangenheit. Und natürlich möchte ich versuchen, mit den Kölner Haien wieder etwas zu reißen.
Mit wie vielen Haie-Spielern haben Sie vorher schon zusammengearbeitet?
Über den Daumen gepeilt sind es acht, neun Jungs, die ich kenne. Entweder aus Auswahlmannschaften oder ein paar Überlebende aus der Zeit vor sechs Jahren.
Welches Potenzial sehen Sie grundsätzlich in den Kölner Haien?
Es gibt immer zwei Gesichtspunkte. Du kannst lamentieren und die Situation ausgiebig beschreiben, darin baden, dass die Saison nicht so gelaufen ist, wie sich das jeder wünscht. Oder du benutzt die Situation, um alles zu hinterfragen, die komplette Organisation zu testen und zu bewerten. Und dann nach vorne zu schauen und die Saison als ein Sprungbrett zu nehmen, um etwas Neues aufzubauen. Für mich geht es in erster Linie darum, nach vorne zu schauen, festzustellen, wie der Wind weht in der Mannschaft, wie die Jungs reagieren – auf den Trainerwechsel und auf die nächsten Spiele. Darauf sind wir alle gespannt. Ich bin grundsätzlich optimistisch, ohne dabei die Realität aus den Augen zu verlieren.
Aufgezeichnet von Christiane Mitatselis