Geschäftsführer Philipp Walter erlebt mit dem KEC in den Playoffs einen phänomenalen Zuschauerboom. Mittwoch erstes Duell in Ingolstadt
Vor dem ersten Playoff-HalbfinaleHaie-Boss Walter: „Werden mehr und mehr Stadtgespräch“

Angetan vom Boom um die Kölner Haie: KEC-Geschäftsführer Philipp Walter
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Die Kölner Haie starten am Mittwoch um 19.30 Uhr beim ERC Ingolstadt, dem Spitzenreiter nach der DEL-Hauptrunde, ins Playoff-Halbfinale im Modus „Best of 7“. Kölns Geschäftsführer Philipp Walter, seit 2003 mit kurzer Unterbrechung in verschiedenen Funktionen beim Verein aktiv, wird wie üblich in der Halle mitfiebern; hoffend, dass die Saison, in der der KEC Zuschauerrekorde bricht, für die Haie sportlich ebenso erfolgreich weiterlaufen wird.
Im Viertelfinale setzte sich der KEC mit 4:2 gegen Bremerhaven durch und gewann die Serie am Freitag durch ein dramatisches 3:1 in der Lanxess-Arena. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ sprach mit Philipp Walter über...
...den emotionalen Abend in der Halle:„Es war ein Spiel, dass unseren Fans und uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird. Hätte man es dramatisch und hoch-emotional inszenieren wollen, wäre wahrscheinlich genauso ein Spielverlauf rausgekommen: Mehr als 18.000 Zuschauer, unfassbare Spannung, super Energie in der Arena, Rückstand, Ausgleich im letzten Drittel, Führung keine 120 Sekunden vor Schluss und das 3:1 mit einem Schuss über fast 60 Meter ins leere Tor. Es war für alle sehr emotional. Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir unseren Fans solche Momente schenken können. Unserer Mannschaft gebührt größter Respekt. Sie hat sich mit einer sehr starken Leistung gegen den Vize-Meister Bremerhaven durchgesetzt und allen Widerständen getrotzt.“
...die Aussichten des KEC in der Serie gegen Ingolstadt: „Ich rechne zuallererst mit fantastischer Unterstützung unserer Fans. Es ist momentan an allen Stellen zu spüren: Ganz Köln steht hinter uns. Das gibt uns Kraft. Ingolstadt hat die Hauptrunde auf Platz eins abgeschlossen. Das unterstreicht ihre Qualität. Unsere bisherigen Duelle waren recht ausgeglichen, aber Playoffs sind ein neuer Wettbewerb. Ich erwarte eine sehr spannende Serie.“
...die Möglichkeit, dass die Haie in diesem Jahr wirtschaftlich eine im Eishockey seltene „schwarze Null“ schreiben könnten. Denn der Zuschauerzuspruch ist riesig. Auch die Halbfinal-Heimspiele am 4. und 9. April werden ausverkauft sein:„Wenn wir vor der Saison unser Budget planen, gestalten wir verschiedene Szenarien – je nachdem, wie weit wir kommen sollten. Natürlich sind die Einnahmen im Bereich Ticketing, Merchandising oder auch Hospitality – also die Einnahmen aus den VIP-Bereichen – bei einem Halbfinal-Einzug höher als für den sportlich unerfreulichen Fall des Playoff-Verpassens. Wir liegen momentan ziemlich exakt im Plan. Wo wir am Ende landen wird, ist aber noch nicht final vorherzusehen.“

Eine volle Arena bei den Heimspielen der Haie – in dieser Saison ein gewohntes Bild. Die Euphorie rund um den KEC ist groß.
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...die Gründe für das gestiegene Interesse. In der Hauptrunde lag der Besucherschnitt des KEC bei fast 18.000 pro Spiel. Vor ein paar Jahren waren 12.000 oder 13.000 schon ein guter Besuch, an schlechten Tagen waren es manchmal 7000 oder 8000:
„Wir spüren momentan und auch schon in den vergangenen Monaten eine Welle der Begeisterung. Die Menschen haben eine riesige Freude, zu den Haien zu kommen. Unsere Mannschaft spielt mit viel Engagement, Herz und Leidenschaft, Eishockey ist ehrlich, authentisch und unfassbar schnell. Es gibt meiner Meinung nach eine große Sehnsucht nach genau solchen Attributen. Keine Theatralik, ein respektvoller Umgang auf und neben dem Eis, harte und zugleich faire Duelle. Die Atmosphäre in der Arena ist herausragend, friedlich und familienfreundlich. Das ist eine hoch-attraktive Kombination. Unser Rahmenprogramm unterstützt das. Dazu kommt, dass wir viel Energie darauf verwenden, potenzielle Zuschauer gezielter anzusprechen. Wir haben uns in den Bereichen Ticketing, Digitalisierung und Marketing sehr gut aufgestellt, und es gelingt immer mehr, dass ein Rädchen ins andere greift. Die Haie waren schon immer sehr bekannt und eine großartige Sportmarke. Es ist uns gelungen, die Lust der Menschen auf den KEC weiter zu steigern. Das fängt mit vermeintlich banalen Dingen an wie der sehr gezielten Verbreitung unserer Spieltermine, geht über kluge Preisgestaltung im Ticketing bis hin zu emotionalem Content auf unseren Social-Media-Kanälen. Wir haben eine hohe Sichtbarkeit in der Stadt und Region und werden mehr und mehr Stadtgespräch. Dass die Menschen in Köln sich sehr mit unseren Vereinen wie dem FC und dem KEC identifizieren, kommt noch obendrauf.“
...die Möglichkeit, dass die Zuschauereinnahmen trotz hoher Kosten etwa für die Hallenmiete zu verstärkten Investitionen in den Haie-Kader führen könnten:
„Wir sind gerade in den Planungen für die neue Saison. Hierbei sind die Kosten ein großes Thema. Wir haben in Köln einen der kostenintensivsten Standorte in Eishockey-Deutschland. Das ist auch Teil der Haie-Geschichte. Unsere Verantwortung ist es, einen Plan aufzustellen, damit wir wieder einen Kader bauen können, der es uns erlaubt, in die Playoffs einzuziehen und dort möglichst weit zu kommen.“
...die Chance, auch als KEC-Geschäftsführer einen Titelgewinn zu erleben zu können. 2002, bei der letzten von acht Haie-Meisterschaften, wurde Walter als Radioreporter durch emotionale Live-Kommentare berühmt:„Ich bekomme jedes Mal Phantomschmerzen im Hals, wenn ich auf 2002 angesprochen werde, so sehr hat meine Stimme damals gelitten. Aber im Ernst: In den Playoffs sind meist die Klubs erfolgreich, die nicht zu weit nach vorne schauen – und auch nicht zu sehr in den Rückspiegel. In den Playoffs lebst Du im Moment. Totaler Fokus ist angesagt. Damit sind wir bislang gut gefahren. Das wollen wir beibehalten.“