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0 Punkte, 5:154 ToreDas ist Kölns schlechtestes Team – Warum die Spieler trotzdem weitermachen

Lesezeit 4 Minuten
Die Mannschaft von Grün-Weiß Nippes III tritt seit Sommer in der Kreisliga D an. Bislang mit überschaubarem Erfolg.

Die Mannschaft von Grün-Weiß Nippes III tritt seit Sommer in der Kreisliga D an. Bislang mit überschaubarem Erfolg.

Als einzige Mannschaft des Fußballkreises Köln ist Grün-Weiß Nippes III noch punktlos. Zuletzt gab es die schon dritte 0:17-Klatsche.

Im Tor von Grün-Weiß Nippes III scheppert es im Schnitt alle siebeneinhalb Minuten. Und fast immer enden die Spiele mit zweistelligen Niederlagen. Die Lust am Spiel hat Kölns schlechteste Fußballmannschaft dennoch nicht verloren.

In der Kölner Kreisliga D ist Magerkost ein verlässlicher Begleiter. Hier verwandelt sich das eigentlich einfache Spiel in ein einziges Mysterium. Denn in der untersten aller Fußballligen kämpfen die Protagonisten vor allem mit sich selbst. Bei aller spürbaren Leidenschaft fehlt es schlichtweg an allem. Für wieder andere kommt der Kampf mit der Konfektionsgröße hinzu. Die persönliche Wahrnehmung ist selbstverständlich eine andere.

Wo Einfachheit angebracht wäre, werden munter recht ansehnliche, allerdings wenig zielführende Pirouetten gedreht. Nach dem Motto, was Zinédine Zidane, der französische Weltmeister von 1998, in unnachahmlicher Geschmeidigkeit unzählige Male formvollendet darbot, kann doch wirklich nicht so schwer sein. Wenn die Amateure aus der Nummer unbeschadet davonkommen, ist schon viel gewonnen.

Grün-Weiß Nippes III nimmt erst seit dem Sommer am Spielbetrieb teil

Die dritte Herrenmannschaft von Grün-Weiß Nippes hat sich erst im Frühjahr zusammengefunden. Nach einigen Einheiten in der Soccerhalle nahe des Fühlinger Sees war der Entschluss schnell gefasst, am Spielbetrieb teilzunehmen. Schmerze es, was es wolle. „Bis dahin hatten die meisten noch nie in einem Verein Fußball gespielt. Wieder andere kannten das Spiel nur von der Playstation“, sagt Thomas Schöpf mit einem Schmunzeln. Der 53-Jährige ist von Beruf Servicetechniker und Spielertrainer – mit Einsatzgarantie wider Willen. „Es wäre mir anders lieber, aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden.“

Thomas Schöpf ist Spielertrainer von Grün-Weiß Nippes III

Thomas Schöpf ist Spielertrainer von Grün-Weiß Nippes III

Der Saisonstart in der Staffel 1 verlief durchaus verheißungsvoll, obgleich das Derby gegen Nippes 78 II mit 1:2 verloren ging. „Wir hätten das Spiel gewinnen können, ja müssen. Wenn es noch zehn Minuten länger gedauert hätte, wäre es wohl so gekommen. Leider haben wir uns zu blöd angestellt“, so Schöpf, der früher dem Rugby zugetan war. Die Parallelen zum Fußball sind eher marginaler Natur. Nippes 78 II hat seine Mannschaft inzwischen vom Spielbetrieb zurückgezogen.

Schöpf und seine Mitstreiter hingegen sind fest entschlossen, die Saison durchzuziehen. 13 Niederlagen in ebenso vielen Spielen bei einem Torverhältnis von 5:154 zum Trotz. Drei Spiele gingen gar mit 0:17 verloren. Grün-Weiß Nippes III ist somit das einzige punktlose Herrenteam im Fußballkreis Köln. Der Spaß überwiege jedoch weiterhin. Die nicht ganz zwölf Gegentore pro Partie scheinen kein wirkliches Hindernis zu sein.

Wir sind eine coole Truppe und vor allem sind wir dabei. Das ist es, was zählt
Nippes-Torwart Leon Geller

Selbst Torwart Leon Geller trägt es mit Fassung. Sein sonniges Gemüt leitet ihn offenbar schmerzfrei durch noch so tiefe Täler. „Niederlagen sind keine schöne Sache. Aber wir sind eine coole Truppe und vor allem sind wir dabei. Das ist es, was zählt“, sagt der sympathische Schlussmann, der schon 154-mal hinter sich greifen musste. Unlängst gab es wieder eine 0:17-Klatsche. Dem Angriffswirbel des Hellas FC Köln II war Nippes auf der Bezirkssportanlage an der Merheimer Straße erwartungsgemäß nicht gewachsen.

Trotz der 154 Gegentore nimmt der Coach seinen Keeper in Schutz. „Leon ist kein Fliegenfänger. Im Gegenteil. Er ist ein guter Torwart und macht einen guten Job. Die Fehlerkette beginnt an ganz anderen Stellen“, sagt Schöpf mit väterlicher Note. Für die Gegentorflut sei die gesamte Mannschaft verantwortlich. Die zwölf Tore von Hellas nach der Halbzeitpause könnten ein Hinweis auf das eigentliche Defizit sein.

Keeper Leon Geller kassierte bislang 154 Gegentore.

Keeper Leon Geller kassierte bislang 154 Gegentore.

Für eine gezieltere Spielvorbereitung und irgendwann bessere Ergebnisse wolle man künftig verstärkt Videoaufzeichnungen nutzen. Die technische Einrichtung hierfür ist auf der Platzanlage vorhanden. Zweistellige Einschläge dann der Vergangenheit angehören. Der Knoten soll jedoch vorher platzen. Wenn es nach Schöpf geht, am letzten Spieltag dieses Jahres. „In Sinnersdorf (Sonntag, 12,45 Uhr; d. Red.) wollen wir den Bock umstoßen. Das wäre ein versöhnlicher Abschluss einer lehrreichen Hinrunde und wohl für alle ein geiles Weihnachtsgeschenk.“

Die Lust am Fußball ist ungebrochen bei Grün-Weiß Nippes III

Gänzlich aussichtslos scheint das Unterfangen nicht. Der kommende Gegner steht nur zwei Tabellenplätze vor Grün-Weiß Nippes III und steht mit 47 Gegentoren defensiv auch auf nicht auf ganz sattelfesten Beinen. „Verlieren ist nie schön. Aber natürlich werden wir auch nach einer weiteren Niederlage am Ball bleiben. Unsere Lust am Spiel wird weiterhin ungebrochen sein.“