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„Daryse“App von Ex-Fortuna-Keeper Jonas Sela soll Fußballern Karriere-Anschub geben

Lesezeit 4 Minuten
Jonas Sela (r.) und Benjamin Liedtke, Leiter des NLZ des FC St. Pauli

Jonas Sela (r.) und Benjamin Liedtke, Leiter des NLZ des FC St. Pauli

Mit der App können sich Spieler vermarkten und Klubs, Scouts und Beratern einen Eindruck ihres Könnens vermitteln.

Jonas Sela hat im Fußball so einiges erlebt. Dass er sich früh in seiner Laufbahn auf die Torhüterposition festgelegt hat, hat die sportliche Reise des gebürtigen Bensbergers nicht unbedingt beflügelt. Mangels Nebenposition sind die Optionen stark eingeschränkt. Entsprechend häufig wechselte der heute 41-jährige Familienvater auf der Suche nach seinem Glück die Klubs. Ein Dutzend Transfers sind belegt. Unter anderem spielte er in der Heimatregion für den 1. FC Köln, Herkenrath, Bergisch Gladbach und Fortuna Köln. Mit den Südstädtern stieg er 2011 in die Regionalliga auf. Für einen kurzen Abstecher zog es ihn zum MVV Maastricht in die Niederlande. Der Durchbruch blieb Sela allerdings verwehrt.

Sieben Bundesliga-Minuten unter Jürgen Klopp

Und dennoch sind sieben Minuten in seiner Vita für die Ewigkeit. Beschert hat sie ihm niemand Geringeres als Jürgen Klopp als Trainer des FSV Mainz 05 im Spiel beim VfL Wolfsburg (3:0), als er Sela in der 83. Minute zwischen die Pfosten stellte. Es war der 3. Mai 2006. Der 32. Spieltag. Während die Rheinhessen die Klasse hielten, musste der 1. FC Köln den vierten Abstieg seiner Historie verkraften. Für Sela war es ein Tag, der sich in sein Gedächtnis eingebrannt hat. Denn weitere Bundesliga-Minuten kamen nicht hinzu.

Der fortwährende Einsatz mit dem Ziel, sich dauerhaft im Profifußball zu behaupten, blieb für Sela unerfüllt. Ein Schicksal, das die meisten mit ihm teilen. Nur die wenigsten dürfen ihren Traum leben. „Ohne die richtigen Kontakte kann es auch mit ausreichendem Talent schwer werden, als Sportler den Weg nach ganz oben zu finden“, meint Sela. Ihm habe während dieser Zeit die richtige Bezugsperson gefehlt. Jemand, der sich ihm und seiner Karriereplanung in ernsthafter Weise angenommen hätte. Um jungen Fußballern bessere Chancen zu ermöglichen, hat Sela die App „Daryse“ entwickelt, mit der sich die Spieler selbst vermarkten können.

Ohne die richtigen Kontakte kann es auch mit ausreichendem Talent schwer werden, als Sportler den Weg nach ganz oben zu finden
Jonas Sela

In der App laden Fußballer Spielszenen hoch, können ein Statement abgeben und Scouts, Trainern und Spieleragenten so einen ersten Eindruck von ihren Fähigkeiten ermöglichen. Sela ist sich sicher: „Nur wenige digitale Marktplätze nutzen ihr Potenzial so gezielt wie Daryse.“ Zahlreiche Parameter ermöglichen eine effiziente Suchabfrage.

Bislang hat das Netzwerk zur Selbstvermarktung etwa 10.000 Nutzer. Darunter Emirhan Aydin (ehemals SC West Köln, Jahrgang 2005), der es mittels und nach Angaben von Daryse in die U23 des portugiesischen Zweitligisten Leixoes SC schaffte. Auf die Sprünge half Daryse auch Jay Luca De Jesus Gomes (Jahrgang 2006), der sein Abenteuer in der U18 des süditalienischen Profiklubs US Lecce wegen Heimwehs jedoch beenden musste, wie er selbst erklärte. Seinen Traum vom Profifußball lebe er nun in den Niederlanden bei Go Ahead Eagles weiter, so Sela.

Kooperation mit dem Bundesligisten FC St. Pauli

„Aus dem englischen ‚dare to rise‘, also dem inneren Drang aufzusteigen, den nächsten Schritt zu machen, ist das Kunstwort Daryse entstanden“, erläutert Sela. Die App habe er entwickelt, „um talentierten Sportlern den Zugang zu einem professionellen Netzwerk zu erleichtern und Barrieren wie mangelnde Sichtbarkeit und unzureichendes Coaching zu überwinden. Und letztlich dabei zu helfen, Träume zu verwirklichen.“

Bildnummer: 01882406  Datum: 09.01.2006  Copyright: imago/Hoch Zwei/Schupfner
Nachdenkliche Mannschaftsbesprechung Mainz, v.li.: Co Trainer Zeljko Buvac, Trainer Jürgen Klopp, Torwart Jonas Sela und Stefan Markolf; FSV Mainz 05, Vdig, quer, Coach, Assistent, Assistenztrainer, Torhüter, Keeper, nachdenklich, Besprechung Saison 2005/2006, Vorbereitung, Testspiel, Test, Trainingslager, Trainingsquartier, Winterpause Vale do Garrao Nachdenklichkeit,  Fußball 1. BL Herren Mannschaft Portugal Gruppenbild pessimistisch Randmotiv Personen

Januar 2006: Keeper Jonas Sela neben dem damaligen Mainzer Coach Jürgen Klopp

Die meisten User kämen aus Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien. Für Exotik sorgen die Fußballtalente aus Neuseeland, Bangladesch und dem Inselstaat Jamaika. Angeschlossene Partnervereine sind bislang Arminia Bielefeld und der niederländische Erstligist Go Ahead Eagles. Mit dem FC St. Pauli hat kürzlich der erste Bundesligist eine langfristige Partnerschaft mit Daryse unterzeichnet. Mit weiteren Profivereinen wie dem FC Augsburg, Leeds United und Ajax Amsterdam sei man hinsichtlich einer Kooperation in Gesprächen. Aus dieser Zusammenarbeit resultiere die Refinanzierung von Daryse. „Unser Ziel ist es, Daryse zur weltweit größten Sport-Community aufzubauen, in der Spieler ihr Talent zeigen und mit Experten in Kontakt treten können.“ Die Zeichen stünden auf Wachstum.

„Daryse bietet eine echte Möglichkeit, entdeckt zu werden“

„Vielfalt, Chancengleichheit und der Mut, neue Wege zu gehen – das macht den FC St. Pauli aus. Mit Daryse stellen wir sicher, dass Talente aus unserer Region die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen – unabhängig von ihrer Herkunft oder ihren Möglichkeiten,“ erklärte Benjamin Liedtke, Leiter des NLZ.

Daryse bewegt sich – sportlich betrachtet – noch unterhalb des Radars und spricht Nutzer mit eher unscheinbaren fußballerischen Lebensläufen an. Ein Nachwuchsleistungszentrum etwa haben die meisten der Suchenden nie von innen erleben dürfen. Gleichwohl sind unentdeckte Rohdiamanten nicht ausgeschlossen. „Nicht jeder Spieler wird zum Star. Aber Daryse bietet eine echte Möglichkeit, entdeckt zu werden. Und manchmal reicht eine einzige Chance, um den Traum vom Profifußball wahr werden zu lassen.“