Die Chefetage des Kölner Footballklubs bricht nach dem Aus der 1. Mannschaft ihr Schweigen. Sie hofft auf eine baldige GFL-Rückkehr.
Schon 2024?Crocodiles-Bosse hoffen nach GFL-Aus auf schnelle Erstliga-Rückkehr
Von Christoph Seher
Lesezeit 6 Minuten
Die Cologne Crocodiles haben ihre 1. Mannschaft aus der GFL zurückgezogen.
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Ihre selbst auferlegte Kommunikationssperre haben die Cologne Crocodiles nach zwei Wochen aufgehoben. Wie geht es jetzt beim Football-Traditionsklub weiter? Was waren aus Sicht des Vereins die Gründe, die zur Auflösung des GFL-Teams geführt haben?
Auf unsere Fragen haben sich Vorstandsmitglied Kadia Ghadamgahi und Timo Kohnert vom Businessboard schriftlich geäußert.
Die Chancen einer Rückkehr der Cologne Crocodiles in die GFL
Die Crocodiles haben ihre Herrenmannschaft für die Saison 2023 in Ermangelung von Spielern aus der GFL zurückgezogen. Hat der Verband signalisiert, in welcher Liga es für den Klub 2024 weitergeht, falls man dann wieder ein spielfähiges Team beisammen haben sollte und welche finanziellen Einbußen erwarten Sie durch den Rückzug?
Hier sind wir noch in Verhandlungen mit dem Verband sowie in konstruktiven und partnerschaftlichen Gesprächen mit unseren Sponsoren. Danach entscheiden wir, welche Informationen für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Wir haben in erster Linie die Interessen unserer Sportler und ehrenamtlichen Unterstützer zu vertreten – bei allem Verständnis für das Interesse der Öffentlichkeit an diesem Thema.
Unser Ziel ist es natürlich, weiterhin ein spielfähiges Team in der GFL zu haben. Hier haben wir von der GFL durchaus verständige und faire Gesprächspartner. Es ist allerdings offensichtlich, dass der Verein durch gewisse egoistische Verhaltensweisen einiger Verantwortlicher hier absolut unnötig unter Druck gerät. Eins allerdings ist klar: Echter Domstadt-Football ist traditionell grün-gelb.
Cologne Crocodiles wollen 2024 in die GFL zurückkehren
Derzeit ist nur die Jugend das Aushängeschild des Vereins, der sechs Deutsche Meistertitel mit dem Nachwuchs gewonnen hat. Vor zwei Wochen waren vier Crocodiles-Jugendspieler für Deutschland gegen Frankreich im EM-Einsatz. Enthalten Ihre Zukunftspläne denn das Ziel einer Rückkehr in die GFL oder sehen sich die Crocodiles zukünftig eher als reiner Ausbildungsverein für Jugendspieler, die dann nach der U19 zu einem US-College oder in die ELF wechseln?
Die bestmögliche Ausbildung unserer Jugend war schon immer Top-Priorität bei den Cologne Crocodiles und dies wird auch so bleiben. Daher wurden wir auch von unabhängiger Seite zuletzt als einer der Top-drei-Vereine in Europa eingestuft. 2023 werden wir uns noch stärker auf die Jugend konzentrieren. Selbstverständlich ist unser Ziel 2024 parallel wieder mit einer wettbewerbsfähigen Mannschaft in der GFL vertreten zu sein. Für den Aufbau dieses Teams wird unsere Jugend kurz-, aber insbesondere mittelfristig eine entscheidende Rolle spielen.
Die Folgen des Rauswurfs von Coach David Odenthal
Ist die Vereinsführung der Crocodiles von der fast vollständigen Auflösung der ersten Mannschaft überrascht worden, oder hatten Sie befürchtet, dass die Entlassung von Headcoach David Odenthal diese Folgen haben könnte?
Das war in der Tat sehr überraschend für uns. Deshalb auch der späte Rückzug der GFL-Mannschaft. Uns war natürlich klar, dass mit der Entlassung von Herrn Odenthal wahrscheinlich auch Teile seines Coaching-Staffs und ggfs. auch Spieler den Verein verlassen würden. Wir waren aber fest davon überzeugt, dass mit dem Engagement eines ausgewiesenen Spitzentrainers wie Martin Hanselmann und seinem neuen Coaching-Staff ein ausreichender Teil des Teams gehalten und neue Spieler hinzugewonnen werden können.
Leider hat es in diesem Zusammenhang Entwicklungen gegeben, die zu einer in dieser Form in der GFL, aber auch anderen Top-Ligen, einmaligen Abwanderung geführt haben. Wir möchten an dieser Stelle keine Mutmaßungen anstellen darüber, welche Kräfte hier gewirkt haben. Dies wird auch Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen sein, sodass wir dies nicht weiter kommentieren können.
David Odenthal, Ex-Trainer der Cologne Crocodiles
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Der Verlust der Spieler trotz persönlicher Gespräche
Sie haben der Mannschaft nach der Entlassung des Headcoaches ihre Standpunkte bei einem persönlichen Austausch dargelegt und – ebenso wie der neu verpflichtete Headcoach Martin Hanselmann – die Spieler um einen Neuanfang unter neuer sportlicher Leitung gebeten. Warum ist dieser Versuch aus Ihrer Sicht derart gescheitert?
Wir haben letztendlich unterschätzt wie intensiv hier auf die Spieler eingewirkt wurde. Wir werden an dieser Stelle keine Vermutungen anstellen, da dies Gegenstand juristischer Aufarbeitung sein wird. Es ist jedoch ganz klar, dass sehr stark auf Spieler eingewirkt und gegen den Vorstand und den Verein geschossen wurde. Die Diskussion war auf einem Niveau, dass einem Umgang miteinander unwürdig ist. Dies hat viele Spieler sicher zusätzlich verunsichert. Unseres Erachtens ist dies ein unglaublicher Vorgang, der völlig inakzeptabel ist.
Die Gründe für die Trennung von Coach David Odenthal
Weder der alte noch der designierte neue Vorstand wollten mit David Odenthal weiter zusammenarbeiten. In der offiziellen Erklärung des Vereins war von „vereinsschädigendem Verhalten“ die Rede. Können Sie die Gründe für die Trennung nennen?
Das Ganze begann schon unmittelbar nach der vergangenen Saison im Herbst 2022, in der sich erhebliche Differenzen zwischen dem Trainer, dem Trainerstab und dem Vorstand herausgestellt haben. Hier wurde vielen Menschen sehr überraschend vor den Kopf gestoßen, die 100 Prozent ehrenamtlich (anders als die bezahlten Coaches der GFL-Mannschaft) und mit viel Herzblut neben ihren Berufen einen wesentlichen Teil ihrer Freizeit dem Verein gewidmet haben.
Menschen, die der GFL-Mannschaft organisatorisch, tatkräftig bei den Game Days und auch mit privaten finanziellen Mitteln den Rücken freigehalten haben, (damit z.B. auch die sehr erfolgreiche Saison 2022 überhaupt möglich war). Hier wurden Vorwürfe erhoben – wo eigentlich ein Dankeschön angebracht gewesen wäre.
Aus unserer Sicht geht es letztlich nicht darum, wer in dieser Auseinandersetzung im Recht war: Am Ende entscheidet der Vorstand. Im Trainerstab war man wohl insbesondere über Entscheidungen im Hinblick auf das Budget nicht einverstanden und hat sich an die Öffentlichkeit gewandt sowie gegenüber dem Hauptsponsor Stimmung gegen den Vorstand gemacht.
Um zusätzlichen Druck aufzubauen, wurde außerdem mit dem Rücktritt des Trainerstabs und dem Abwandern der Spieler gedroht. Ziel war es, ein deutlich größeres Budget für die erste Mannschaft zu erhalten. Gegen ein größeres Budget spricht natürlich nichts – nur muss das Geld dafür auch vorhanden sein! Und der Rückhalt der ersten Mannschaft ist auch die enorme Jugendarbeit, die der Verein seit seiner Gründung leistet.
In diesem Zusammenhang wurde im Hintergrund parallel daran gearbeitet, Personen für Vorstandsposten in Stellung zu bringen, die ausschließlich im Sinne des Trainerstabs handeln. Aus unserer Sicht ein ganz klarer Erpressungsversuch. So etwas ist inakzeptabel und hat im weiteren Verlauf der Auseinandersetzung eine Trennung notwendig gemacht. Einzelheiten im Hinblick auf die Kündigung des Cheftrainers werden wir hier jedoch nicht erläutern können.
Vorwürfe gegen den Ex-Coach David Odenthal
Sie werfen dem ehemaligen Headcoach Odenthal unter anderem vor, seit mehreren Monaten gezielt eine Kampagne gegen die Interessen des Vereins geführt zu haben. Was ist mit dieser Aussage gemeint?
Wir stellen an dieser Stelle keine konkreten Vorwürfe gegen Herrn Odenthal dar. Wir möchten auch darauf hinweisen, dass nicht wir uns an die Öffentlichkeit gewandt haben, sondern Informationen aus dem Trainerstab weitergegeben wurden. Damit sind die oben dargestellten Punkte gemeint und auch der Tonfall in den Sozialen Medien war unangemessen.
Neuwahl des Vorstands der Cologne Crocodiles
Die Mitgliederversammlung und die Wahl des neuen Vorstands sollen bald stattfinden. Der alte Vorstand will nicht mehr kandidieren, der designierte neue Vorstand soll angeblich kein Interesse an den Ämtern mehr haben und doch nicht antreten. Gibt es denn Kandidaten, die sich zur Wahl stellen?
Das werden wir sehen. Die Cologne Crocodiles sind nach wie vor ein toller Verein, mit vielen Menschen, die sich in ihrer Freizeit für die Crocodiles engagieren und Interesse haben, dass es weitergeht. Der Fokus liegt jetzt natürlich auf den Jugendmannschaften – und auf den Perspektiven, in der GFL wieder Fuß zu fassen.