Der TFC Köln hat den Aufstieg verpasst, mit einem angriffslustigen Trio aber für Furore gesorgt. Nun soll der Coup gelingen.
Amateurfußball110 Tore und Vorlagen – Sie sind das „Magische Dreieck“ der Kölner Kreisliga A
Fredi Bobic, Giovane Elber und Krassimir Balakov verzauberten mit ihrem Spiel und vielen Toren Mitte der 1990er Jahre im Trikot des VfB Stuttgart die Fußballwelt und bildeten das „Magische Dreieck“. Über ein spannendes Trio verfügt, einige Klassen tiefer, auch der Türkische Fußball-Club (TFC) Köln.
Natürlich hinkt der Vergleich. Denn zwischen dem Original aus Schwaben und jenem von der Bezirkssportanlage Bocklemünd liegen nicht nur mehr als 25 Jahre, sondern auch sechs Ligen. Und doch eint beide etwas: In der Saison 1995/96 stellte der VfB mit Bobic (19 Treffer, elf Torvorlagen) den Torschützenkönig, gefolgt von Elber (17/11) und Balakov (13/12). Zum Gewinn der Meisterschaft reichte es nicht.
Gleiches ereilte auch den TFC, der als Tabellenzweiter den Sprung aus der Kölner Kreisliga A verpasste, allerdings mit Serhat Yildiz und Anil Capkin, die jeweils 27 Treffer erzielten, das Torschützenkönig-Duo stellte. Gemeinsam mit Soleil Joseph Patrick Nyassa (17 Treffer) war das Trio für insgesamt 71 Liga-Tore verantwortlich. Ein beinahe magischer Wert.
Rechnet man die Torvorbereitungen der drei hinzu, waren sie an 110 der 117 erzielten Tore direkt beteiligt. Eine Quote von 94 Prozent. Eine beeindruckende Leistung. Zum Aufstieg reichte es dennoch nicht. Die DJK Südwest Köln gewann mit deutlichem Vorsprung und somit verdientermaßen die Meisterschaft und wird in der bevorstehenden Saison erstmals mit der Seniorenmannschaft in der Bezirksliga Mittelrhein spielen.
TFC Köln will in die Bezirksliga aufsteigen
Das ist auch das Nahziel des TFC Köln und Trainer Ümit Öz. „Unser Ziel ist klar formuliert, nach innen und außen. Wir wollen als Meister in die Bezirksliga aufsteigen. Dafür stehe ich zu 100 Prozent in der Verantwortung. Alles andere wäre eine Enttäuschung.“ In den einzelnen Mannschaftsteilen stecke so viel Begabung, dass nur dies der einzig gerechtfertigte Anspruch sein könne, so der 50-Jährige. „Allerdings müssen wir das auch als Einheit auf den Platz bringen. Zudem müssen wir disziplinierter, abgeklärter, souveräner auftreten.“
Nicht zuletzt deshalb verpflichtete der TFC vom Bezirksligisten Germania Zündorf Torwart Adem Uygur (27) und Mittelfeldroutinier Tolga Kiracti (31). Das seien gezielte punktuelle Verstärkungen, „die uns nach vorne bringen werden“ (Öz). Das Spiel müsse bereits von der hintersten Reihe aus sauber und klar strukturiert sein, so der türkische Coach. In der abgelaufenen Saison hakte es diesbezüglich. 57 Gegentore belegen dies.
100 Gelbe, acht Gelb-Rote und fünf Rote Karten für den TFC Köln
Die größte aller Baustellen dürfte jedoch fraglos die Einhaltung des Regelwerks sein. Mit 100 Gelben, acht Gelb-Roten und fünf Roten Karten hat sich der TFC die Rote Laterne in der Fairplay-Wertung mehr als verdient. „Wir sind da manchmal etwas zu emotional unterwegs“, gesteht Hakan Isiktas.
Der 56-Jährige ist Mitbegründer des Klubs und steht als Sportlicher Leiter in der Verantwortung. Es seien keine bösen Sachen dabei, aber eben viele Dinge, die man unterlassen müsse, um erfolgreich zu sein. „Das ist hier Teamsport. Wenn es nur nach mir ginge, wäre schon längst einige Köpfe mehr gerollt.“ Andererseits hätte jeder eine zweite Chance verdient. Manchmal gebe es auch eine dritte, „weil es bei uns doch ziemlich menschelt“.
17-Tore-Mann Nyassa zog das Sportgericht satte 13 Pflichtspiele aus dem Verkehr. Nach laut TFC rassistischen Schmähungen durch einen Gegenspieler hatte sich der Kameruner gewehrt. Nach Ansicht des Schiedsrichters und des Verbands offenbar zu heftig. „In diesem Punkt habe ich leider eine kurze Zündschnur“, sagt der 31-Jährige. Sein Ziel sei es, den Fokus auf seine Aufgaben zu richten und sich fortan nicht provozieren zu lassen. Allerdings empfinde er als eine der zentralen Aufgaben der Spielleiter, auch in diesem Punkt genauer hinzuschauen. Nyassas Gegenspieler blieb unbestraft.
„Patrick ist ein super Spieler. Antritts- und dribbelstark, zielstrebig, ehrgeizig. Und eigentlich ist er ein ruhiger Typ. Diese Dinge, die ihm passieren, sind die unterste aller Schubladen, aber leider Alltag. Wenn er hier die Kontrolle behält, wird er für uns noch wertvoller sein“, so Capkin. Der 27-Jährige, einst für die Reserve des 1. FC Köln aktiv, wird den TFC auch in der nächsten Spielzeit als Kapitän aufs Feld führen.
44 Torbeteiligungen für Mittelstürmer Serhat Yildiz
Die Ruhe selbst sei Mittelstürmer Yildiz, der gerade seinen 29. Geburtstag feierte. „Das ist unser Bulle, der es regelmäßig mit zwei Gegenspielern zu tun hat. Er ist der perfekte Zielspieler. Wenn du dir einen malen könntest, er würde genauso aussehen“, sagt Capkin.
Insgesamt war der 1,96 Meter große Neuner an 44 Toren direkt beteiligt. Mit 112 gut verteilten Kilogramm würde der Fitnessfreak – rein optisch – einen passablen Zehnkämpfer hergeben. Sein nächstes Ziel: „Noch mehr Tore und der Aufstieg“, sagt Yildiz, der beim FC Pesch noch die unter Sechsjährigen trainiert. Ein Leben für den Fußball. „Ja, das ist meine große Sucht“, erklärt er und schmunzelt.
Für Yildiz selbst ist Capkin der Spieler schlechthin in der Kreisliga A. „Ich kenne keinen Besseren. Man erkennt sofort, dass er Profi war. Wenn du ihn in deiner Mannschaft hast, sind Tore garantiert. Mit seinem intelligenten Spiel macht er alle besser“, findet Yildiz.
Vom „Magischen Dreieck“ hat er selbst nie etwas gehört. „Aber der Name gefällt mir. Wichtiger noch als eine geile Torquote und ein treffsicheres Trio wäre mir allerdings, wenn es diesmal mit dem Aufstieg klappt.“