Bei den Europameisterschaften in Rom soll für den Sprinter über 200 Meter mindestens Platz fünf herausspringen.
LeichtathletikJoshua Hartmann vom ASV Köln hofft in Rom auf eine EM-Medaille
111 Leichtathletik-Asse entsendet der DLV zur EM nach Rom. Nur eines davon kommt aus Köln, nämlich Joshua Hartmann. Der ASV-Sprinter steigt am Sonntag (21.35 Uhr) mit dem 200-Meter-Halbfinale ein, just an seinem 25. Geburtstag. Tags darauf (22.50 Uhr) will er im Kampf um die Medaillen mitmischen. Im Olympiastadion startet der deutsche 200-Meter-Rekordhalter nur in einer Disziplin. Unfreiwillig.
Der Rückschlag: Bei den World Relays auf den Bahamas musste die deutsche 4x100-Meter-Staffel um die Olympia-Qualifikation zittern. Wie schon beim WM-Vorlauf 2023 in Budapest (Ungarn) kam man wegen eines missglückten Wechsels von Lucas Ansah-Peprah auf Hartmann nicht ins Ziel. Tags darauf reparierte das DLV-Quartett den Schaden, indem es dank eines Sieges die zweite (und letzte) Chance auf ein Paris-Ticket nutzte. Ohne Hartmann wohlgemerkt. Für ihn war der Mannheimer Robin Ganter an Position drei gestartet.
In Rom ist der Kölner nun ganz außen vor. Eine Entscheidung, die Jannik Engel nachvollziehen kann. „Joshi ist zwar der schnellste Deutsche und trägt nicht immer die alleinige Schuld an den Wechselfehlern“, sagt der Heimtrainer. „Aber man muss ehrlich sein: In der Staffel hat er bislang nicht optimal performt.“ In Paris winkt Hartmann trotzdem ein Einsatz über 4x100 Meter, nämlich als Startläufer.
Die Generalprobe: Den Rückschlag auf den Bahamas hat Hartmann offensichtlich gut weggesteckt. Bei den Diamond-League-Meetings in Doha und Stockholm bot er der internationalen Konkurrenz die Stirn: Nachdem er in Katar die halbe Stadionrunde in 20,36 Sekunden gemeistert hatte, landete er in Schwedens Hauptstadt über 100 Meter ebenfalls auf Rang sechs (10,30 Sekunden). „Die Form stimmt“, sagt Engel. „Sie ist sogar einen Tick besser als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr.“
Die „Achillesferse“: Meisterschaften sind bei Hartmann auch immer eine Frage der Nerven. „Joshi hat so viele geniale Momente, aber eben auch unerklärliche Aussetzer“, räumt Engel ein. Wie beim DM-Finale 2022, als eine Bahnübertretung den Titel kostete. Bei der Heim-EM sollte der verpatzte Wechsel von Startläufer Kevin Kranz auf Hartmann das Final-Aus bedeuten, ehe der ASV-Athlet bei der WM 2023 zwei tragische Momente erlebte.
Das Halbfinal-Aus über 200 Meter dürfte dabei noch mehr geschmerzt haben als der Verlust des Staffelstabs: Knapp 20 Meter vor dem Ziel hatte sich der Kölner nach der Konkurrenz umgesehen und damit wertvolle Sekunden verloren. Sekunden, die ihm das Finale kosten sollten. Denn während Hartmann das Tempo rausnahm, flog der Schweizer William Reais noch an ihm vorbei.
Das Ziel: Für Engel ist die EM „mehr als eine Olympia-Generalprobe. Anders als in Paris kann Joshi nämlich ganz vorne mitzumischen.“ 2022 sprintete Hartmann in München als erster Deutscher seit 1986 in ein EM-Finale über 200 Meter und wurde Fünfter. Diese Platzierung soll auch in Rom herausspringen. Mindestens. „Wenn alles optimal läuft, ist sogar eine Medaille drin“, betont der Coach. Zumal Titelverteidiger Zharnel Hughes (Großbritannien) auf einen Start verzichtet.
Auch die 19 hat der Sechste der Meldeliste weiter fest im Blick: „Als erster Deutscher die 20-Sekunden-Marke zu unterbieten, bleibt mein großer Traum.“ Im Vorjahr war er ganz nah dran, als er in Kassel in 20,02 Sekunden zum DM-Titel stürmte – und die Olympia-Norm (20,16) knackte. Auch über 100 Meter ist der ASV-Athlet in Paris startberechtigt, dank seiner guten Platzierung im „World Ranking“. Da Hartmann die Bestätigungsnorm für beide Sprintstrecken (10,12/20,40) ebenfalls schon abgehakt hat, lastet kein Qualifikationsdruck mehr auf ihm. Gut für die Planung und gut fürs Nervenkostüm.