Der Sprinter des ASV Köln läuft die 200 Meter in Kassel in 20,02 Sekunden.
Leichtathletik-DMJoshua Hartmann vom ASV Köln stürmt mit deutschem Rekord zum Titel
Nicht nur auf den letzten Metern erinnerte Joshua Hartmann (24) an Usain Bolt. Als der Sprinter des ASV Köln am Sonntagabend in Kassel zum deutschen 200-Meter-Rekord stürmte, riss er den linken Arm deutlich vor der Ziellinie jubelnd in die Höhe – so wie es der jamaikanische Superstar selbst bei seinen Weltrekorden stets getan hatte.
„Im Nachhinein hätte ich mir das natürlich sparen können“, sagte der Sprinter des ASV Köln nach einem furiosen Rennen in 20,02 Sekunden. „Dann hätte ich die 20-Sekunden-Schallmauer wohl geknackt. Aber wenn man endlich das erste Mal Deutscher Meister (bei den Aktiven, Anm. d. Red.) wird, darf man ruhig auch mal ein bisschen zu früh jubeln.“
Schon nach 100 Metern war im Prinzip klar: Der Titel geht an Hartmann
Mit raumgreifenden Schritten hatte Hartmann – ganz in Bolt-Manier – die nationale Konkurrenz in den Schatten gestellt. Kraftvoll, ästhetisch und beinahe schon anmutig lief er bereits in der Kurve an die Spitze des Feldes und schon nach 100 Metern war im Prinzip klar: Der Titel geht an Hartmann.
Am Ende blieb er 18 Hundertstel unter der bisherigen deutschen Bestmarke von Tobias Unger (20,20 sec) – und knackte obendrein die Direkt-Norm für die WM im ungarischen Budapest im August (20,16). Zweiter wurde Kevin Ugo (TV Wattenscheid/20,64).
Nachdem Hartmann im Vorjahr als Schnellster nachträglich disqualifiziert worden war, fiel diesmal die ganze Last von ihm ab. Mit beiden Händen hinters Ohr gelegt forderte er den akustischen Tribut der Fans. Es folgten ungläubige Blicke Richtung Publikum, ein provokanter Pistolen-Jubel und schließlich eine herzliche Umarmung mit seiner Mutter und seinem Stiefvater.
„Ich habe vor einem Jahr gesagt, dass ich den deutschen Rekord laufen werde – und heute habe ich es getan“, sagte der DM-Champion. „Ich bin froh, dass ich in Topform anreisen und allen zeigen konnte, was ich drauf habe.“
Sein Trainer Jannik Engel war „einfach nur stolz. Ich hatte Joshi den Rekord zugetraut. Aber was er heute gezeigt hat, war nicht von dieser Welt. Ich bin geflasht, er ist geflasht, wir alle sind geflasht.“ Und gespannt, ob Hartmann in naher Zukunft ein weiteres Mal Geschichte schreiben kann.
Für Vereinskollegin Vera Coutellier endeten die Deutschen Meisterschaften indes nicht auf dem Treppchen. Über 1500 Meter war sie lange Zeit an der Spitze gelaufen, musste ihrem hohen Tempo aber hinten raus Tribut zollen und wurde Fünfte (4:15,23 min). Damit konnte sie ihren Erfolg aus dem Vorjahr (3.) nicht wiederholen.