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Kölner AmateurfußballDeutz 05 ehrt tödlich verunglückten David Marti Alegre

Lesezeit 5 Minuten
David Marti Alegre, SV Deutz Aufstieg in die Mittelrheinliga 2017/2018

David Marti Alegre im Trikot der SV Deutz 05

Der langjährige Amateurkicker der SV Deutz 05 war zusammen mit seiner Familie bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt.

Der mit 35 Jahren in Spanien bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückte David Marti Alegre, bei dem auch seine schwangere Ehefrau und sein zweijähriger Sohn das Leben verloren, trug die Nummer 10 über viele Jahre hinweg und war maßgeblich am Deutzer Aufschwung beteiligt. Alegre galt als einer der besten Kölner Amateurfußballer – in Deutz war er unübertroffen. Die große Anteilnahme ehemaliger Weggefährten anlässlich einer emotionalen Gedenkfeier war überwältigend.

Die Entscheidung über die Nichtvergabe der Trikotnummer 10 bestätigte Yilmaz Ardic, der Sportliche Leiter der SV Deutz 05, auf Nachfrage. Der zunächst für die 10 vorgesehene Mauriphile Sanganaza wird fortan die Nummer 11 erhalten, die der nach Brauweiler gewechselte Jason Franke in der abgelaufenen Saison getragen hatte. Der Deutzer Kapitän habe „vollstes Verständnis“ gezeigt, so Ardic.

Mitte August wird der Landesligist in einem Benefizspiel auf den FC Viktoria Köln treffen. Das hatte Franz Wunderlich, Sportvorstand des Drittligisten, im Gespräch mit dieser Zeitung berichtet.

Nach einem sportlich überaus erfolgreichen Halbjahr richten die Deutzer den Blick hoffnungsvoll nach vorne, nachdem Serkan Dalman (37) gemeinsam mit seinem spielenden Co-Trainer Telmo Pires-Teixeira (30) binnen weniger Monate die Sportvereinigung von einem beinahe sicheren Abstiegskandidaten in die obere Tabellenhälfte der Fußball-Landesliga 1 gehievt hatten. Die Entwicklung sei positiv, aber noch längst nicht abgeschlossen, so der 43-jährige Ardic. Es schlummere noch deutlich mehr Potenzial in der Mannschaft.

Nach der erfolgreichen Rückrunde mit 23 Punkten aus zwölf Begegnungen erinnerte im Jahr 2024 so gut wie nichts mehr an die oftmals zähen Vorstellungen der mauen ersten Saisonhälfte (14 Punkte aus 16 Partien). Entscheidend sei aus Ardics Sicht der mit Augenmaß vollgezogene Umbruch samt Trainerwechsel in der Winterpause gewesen. Man habe die richtigen Schlüsse gezogen.

Kaderplanung der SV Deutz 05 ist noch nicht abgeschlossen

„Jetzt sind wir eingespielt und gereift. Unser Hauptaugenmerk lag somit darauf, mit dem Großteil des bestehenden Kaders zu verlängern und der Mannschaft das verdiente Vertrauen zu schenken. Gleichzeitig mussten wir die zwischenzeitlich aufgeblähte Kadergröße wieder auf ein Maß zurückfahren, um vom Start weg konstruktiv und effektiv arbeiten zu können.“ Beides scheint gelungen. Mit 21 Feldspielern und zwei Torhütern bewegt sich alles im normalen Rahmen.

Abgeschlossen sind die Kaderplanungen allerdings wohl noch nicht. Oder etwa doch. Für einen Stürmer, einen Innenverteidiger und einen Flügelspieler sei die Tür immer offen. „Der Kader steht. Alles kann, nichts muss. Natürlich halten wir die Augen offen. Und wenn der passende Spieler dabei ist, einer, der uns weiterbringt, werden wir nicht Nein sagen“, meint Ardic. Eine Maßnahme, die unter Berücksichtigung der Langzeitverletzten Zemir Mumbasic (Kieferbruch), Mats Goldmann (Fußbruch) und Eren Atabek (Kreuzbandriss) Sinn machen könnte.

Die einzig externe Neuverpflichtung ist Offensivspieler Kota Kudo. Der 20-Jährige, der in der Offensive variabel einsetzbar ist und zuletzt für den Landesliga-Absteiger Blau-Weiß Friesdorf spielte, ist nach Kota Ichijo, Kohsei Maruki und Ritsuki Oyama der vierte Japaner im Kader der Rechtsrheinischen. Aus dem eigenen Nachwuchs starten Lewin Murad, Ilias Koaibi und Abu Soufiene Saasouki in ihr erstes Jahr im Herrenfußball. Für die meisten Teenager ist das eine gewaltige Herausforderung. Murad, dem ehemaligen Kapitän der Deutzer U19, wird die Anpassung aufgrund seiner „körperlichen Stabilität“ (Ardic) am ehesten zugetraut. Koaibi, der im ersten Testspiel der Saisonvorbereitung gegen Casa Espana auf der linken Abwehrseite überraschend forsch aufspielte, besitzt durchaus das Potenzial, auf ordentlich Spielzeit kommen zu können.

Taylan Gülmez, Jahrgang 2004, kann davon ein Lied singen. Gleich in seinem ersten Seniorenjahr trumpfte der bullige Innenverteidiger groß auf und stand in 26 Meisterschaftsspielen auf dem Platz, in denen ihm zwei Treffer selbst sowie zwei weitere Torbeteiligungen gelangen. Aus der Sommerpause sei er in einem ausgezeichneten körperlichen Zustand zurückgekehrt. „Taylan hat eine überragende Saison gespielt. Wenn er gesund bleibt und weiterhin hart an sich arbeitet, wird es definitiv seine letzte Saison in der Landesliga sein. Darauf lege ich mich fest“, sagt Ardic, der dem eigenen Nachwuchs zukünftig noch mehr Beachtung schenken möchte. Man wolle den „Deutzer Weg“ weiter fortsetzen.

David war ein wunderbarer Mensch und als Fußballer einfach überragend. Ich bin so dankbar, dass ich an seiner Seite spielen durfte
Telmo Pires-Teixeira über David Marti Alegre

„Der Sprung aus der U19 in den Männerfußball ist schon sehr groß, aber wir trauen allen drei diese Entwicklung zu. Ihr Vorteil könnte es sein, dass sie in eine Mannschaft kommen, die unfassbar gut funktioniert“, meint Telmo Pires-Teixeira, den ihn alles irgendwie „an gute, alte Zeiten“ erinnere. Es herrsche große Harmonie. So wie in all den Jahren, als der Portugiese gemeinsam mit dem jüngst auf tragische Weise tödlich verunglückten David Marti Alegre Deutz 05 von der Bezirksliga in die Mittelrheinliga führte. „Das war meine schönste Zeit in Deutz. David war ein wunderbarer Mensch und als Fußballer einfach überragend. Ich bin so dankbar, dass ich an seiner Seite spielen durfte“, sagt der 30-Jährige.

In der bevorstehenden Spielzeit sehe er sich nicht mehr als Spieler. „Ich wäre natürlich bereit, wenn es ganz eng werden sollte. Meine Fußballschuhe hänge ich also noch nicht an den Nagel. Aber ich hätte auch nichts dagegen, wenn sie verstauben würden“, so Pires-Teixeira mit einem Schmunzeln.

Cheftrainer Serkan Dalman stößt erst Mitte August zur Mannschaft

Vereinbarungsgemäß führt der 30-Jährige das Team ohne Cheftrainer Serkan Dalman durch die Sommervorbereitung. Der Berufsschullehrer hatte seine verlängerte Pause frühzeitig angekündigt und wird spätestens Mitte August und damit noch rechtzeitig vor dem Saisonstart wieder zur Mannschaft stoßen. „Wir sind beinahe täglich im Austausch“, sagt Pires-Teixeira. Der erste Testlauf nach wenigen Trainingseinheiten war jedenfalls vielversprechend. Nach Treffern von Mauriphile Sanganaza (2), Okan Dönmez (2), Volkan Sevinc sowie eines (nicht genannten) Leihspielers besiegte Deutz den A-Kreisligisten Casa Espana mit 6:1.

SV Deutz 05, Tor: Kota Ichijo, Andreas Wender. - Abwehr: Taylan Gülmez, Enrico Interrante, Michael Hamacher, Kohsei Maruki, Ilias Koaibi, Abu Soufiene Saasouki, Zemir Mumbasic, Mats Goldmann, Eren Atabek. - Mittelfeld: Dayo Maschke-Mina, Luca Schreinemachers, Tobias Blum, Ritsuki Oyama, Okan Dönmez, Volkan Sevinc, Ali Sandoghdar, Jonas Bors, Giancarlo Lore, Mauriphile Sanganaza, Lukas Michaelis, Lewin Murad. - Angriff: Boris Kivoma, Kota Kudo. - Trainer: Serkan Dalman, Telmo Pires-Teixeira (Co-Trainer).