Fußballerisch hat die Partie zwischen der SpVg Rheindörfer Köln-Nord und Rath-Heumar nicht viel zu bieten. Doch es geht hoch her.
Kreisliga BSchwerstarbeit für den Schiedsrichter im Kölner Norden – „Du hast komplett versagt“
Die Sonne scheint und vom Band schmettern die Archies ihren Top-Hit „Sugar, Sugar“ aus dem Jahre 1969 über die weitläufige Anlage am Mohlenweg. Nach den US-Amerikanern ist Pupo, ein italienischer Schmuse-Barde, an der Reihe und haucht sein „Su di noi“ in einer flotten Popversion in den beinahe wolkenlosen Kölner Himmel – alles bestens tanzbar im 4/4-Takt.
Der Grill ist bereits auf Temperatur und das Kölsch wird im Laufe des Nachmittags noch reichlich Absatz finden. Ein Tag wie gemalt für einen Familienausflug. Nur schattige Plätzchen sind hier rar gesät. Der Stimmung tut dies keinen Abbruch. Hier, wo die SpVg Rheindörfer Köln-Nord ihre Heimat hat. Die Rheindörfer sind ein Zusammenschluss aus der Spielvereinigung Rheinkassel-Langel und dem SV Merkenich. Seit nunmehr fünf Jahren nun firmieren sie unter einheitlicher Flagge. Für den Spielbetrieb hat der Klub sieben Mannschaften gemeldet, darunter drei Herrenteams.
Spielweise erinnert an einen Flipperautomaten
In der Staffel 2 der Kreisliga B kämpft die zweite Mannschaft gegen den Abstieg. Zur Austragung steht der 27. Spieltag. Aus dem äußersten Kölner Osten angereist ist der RSV Rath-Heumar. Zwei Mannschaften, die in der unteren Tabellenhälfte zuhause sind. Die Begegnung lebt vom Kampf. Ansonsten gibt es Magerkost. Fußballerisch geht es roh zu. Das meiste bleibt erwartungsgemäß unvollendet. Schöne Ballstafetten sucht man vergebens. Phasenweise erinnert die Darbietung eher an die elektrisierende Hektik eines Flipperautomaten zu später Stunde in der Eckkneipe.
Das stört allerdings nur die wenigsten. Denn alle geben alles. Die hohe Fehlerquote ist im Eintritt eingepreist. Strapaziert wird das Budget allenfalls am Bierstand. Die Rheindörfer um Trainer Justin Schäfer stellen insgesamt das aktivere Team und gewinnen verdientermaßen mit 2:0. Zweimal trifft Max Gotzens (59./85.), der in bester Mittelstürmermanier aus kurzer Distanz den verwertenden Part übernimmt. Yanik Rochold, der Kreativkopf im Rheindörfer Mittelfeld, zieht hinter ihm die Strippen, wie man es sich von einer Nummer 10 vorstellt.
Der Unparteiische Mert Gündohan (Name von der Redaktion geändert) ist ein umsichtiger Spielleiter. Meist lässt er Gnade vor Recht ergehen. Um das Seinige zu einem halbwegs angenehmen Spielfluss beizutragen drückt er hier und da ein Auge zu. In seiner Bewertung spielen dabei unübersehbar auch die koordinativen Unzulänglichkeiten der Protagonisten eine Rolle. Alles andere würde vermutlich eine wilde Kartenflut nach sich ziehen. Öffentlich genannt werden will er nicht.
Kartenflut in der zweiten Halbzeit
Gündohan macht es gut und kommt im ersten, torlosen Durchgang mit zwei Verwarnungen aus. Dafür geht es in den zweiten 45 Minuten am Mohlenweg etwas bunter zu. So richtig erhitzen sich die Gemüter im letzten Spieldrittel. Für sein zweites Foulspiel nahe der eigenen Strafraumgrenze sieht Sascha Klingenberg (73.) die Gelb-Rote Karte. Der Heumarer Innenverteidiger ist außer sich. „Das war niemals ein Gelb-Foul“, meint er beim Gang von der Spielfläche auf moderate Art. Wie so oft stimmen auch in diesem Fall die subjektive mit der objektiven Wahrnehmung nicht überein.
Deutlich rauer gerät der Ton von Sean Kelly, dem Trainer des RSV Rath-Heumar, der dem Unparteiischen das verspätete Zeigen der zweiten Gelben Karte zum Vorwurf macht und dies mit „Du hast komplett versagt“ kommentiert. Ein ebenso unangebrachter wie überzogener Einwand. Gündohan hatte in der Tat einige Sekunden benötigt, um zu registrieren, dass Klingenberg bereits zuvor eine Gelbe Karte gesehen hatte. An der Angemessenheit der Hinausstellung änderte dies freilich nichts. In der folgenden Spielpause sah auch Kelly die Gelbe Karte.
Freche Antwort des Trainers von Rath-Heumar
Dass Gündohan auf Nachfrage bei Kelly, wie er heiße, „Coach“ als Antwort bekam, hätte vermutlich in neun von zehn Fällen eine erneute Verwarnung nach sich gezogen und verdeutlicht die oftmals fehlende Wertschätzung gegenüber dem Schiedsrichterwesen, denen sich an jedem Spieltag eine Vielzahl von Unparteiischen in dieser und leider auch weitaus gravierenden Formen ausgesetzt sieht.