Der 24-Jährige pulverisierte zuletzt den deutschen Rekord über 200 Meter. Bei der WM will er sich noch einmal steigern.
Kölner Leichtathletik-Star Joshua Hartmann„Die 19 habe ich mir für die größeren Bühnen aufgehoben“
Mit seinem 200-Meter-Lauf in 20,02 Sekunden hat Joshua Hartmann (24) für einen Paukenschlag gesorgt. Zumindest hierzulande, schließlich pulverisierte der Sprinter des ASV Köln den deutschen Rekord von Tobias Unger (2005) um 18 Hundertstel.
Ob der Auftritt bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel auch die internationale Konkurrenz erzittern lässt, bezweifelt Hartmann. „In Europa dürfte man Notiz davon genommen haben“, sagt er vor seinem ersten Einzel-Start bei einer Weltmeisterschaft im ungarischen Budapest. Schließlich war in diesem Jahr europaweit nur einer schneller unterwegs, nämlich der Brite Zharnel Hughes (19,73 sec). „Die US-Amerikaner dürften aber nicht beeindruckt sein von dieser Zeit.“
Denn allein zehn Sprinter aus den USA hatten 2023 schon eine 19 vorne stehen. Die 20-Sekunden-Marke hätte Hartmann wohl auch schon unterboten, wenn er in Kassel (ganz in Usain-Bolt-Manier) nicht schon zehn Meter vor der Ziellinie den linken Arm jubelnd in die Luft gerissen hätte. „Die 19 habe ich mir für die größeren Bühnen aufgehoben“, sagt der 20. der bereinigten Weltrangliste (maximal drei Athleten pro Land).
„Joshi wird in jeder Runde voll angreifen“, sagt sein Trainer Jannik Engel. Denn um eine realistische Chance aufs Finale (Fr., 21.50 Uhr) zu haben, sollte sein Schützling im Halbfinale (Do., 20.20 Uhr) „eine halbwegs vernünftige Bahn erwischen“. Und dafür muss eben schon im Vorlauf (Mi., 12.50 Uhr) eine schnelle Zeit her.
Der Coach traut seinem Schützling den Sprung unter die weltbesten Acht zu. Der letzte deutsche 200-Meter-Sprinter, dem dies gelang, war Unger (2005 in Helsinki). „Dafür müsste Joshi im Halbfinale aber das vorläufige Rennen seines Lebens hinlegen.“
Deutsche Staffel überzeugt in London
Im vergangenen Sommer beendete Hartmann in München eine noch längere Durststrecke: Als erster Deutscher seit 1986 glückte ihm ein EM-Final-Einzug über 200 Meter (5.). Der Endlauf über 4x100 Meter im Olympiastadion war für ihn und seine Teamkollegen vorzeitig beendet: Hartmann sprintete an Position zwei zu spät los und bekam den Staffelstab von Kevin Kranz (Wetzlar) nicht zu fassen. Bei der WM 2022 in Eugen (USA) war das deutsche Quartett um Hartmann – wie schon 2019 in Doha (Katar) – bereits im Vorlauf ausgeschieden.
Das will man in Budapest nun verhindern. Ob Hartmann schon am Freitag (19.30 Uhr) zum Staffelholz greift, hängt auch von seinem Abschneiden im Einzel ab. Denn das 200-Meter-Finale findet am selben Abend statt.
Im Endlauf über 4x100 Meter (Sa., 21.40 Uhr) wäre Hartmann indes an Position drei gesetzt. Die Generalprobe glückte: Beim Diamond-League-Meeting in London mussten sich Kranz, Lucas Ansah-Peprah, Hartmann und Yannick Wolf in 38,21 Sekunden nur den Briten und Japanern beugen. Beide Nationen schielen auf eine WM-Medaille – neben Topfavorit USA, Jamaika und Italien.