Der VfR Sinnersdorf rollt das Feld in der Kreisliga A von hinten auf. Trainer Peter Mauß im Interview
Kreisliga-Trainer ist Harley-Klub-Boss„Ich dulde keine Widerworte im Training oder auf dem Spielfeld“
Mit dem VfR Sinnersdorf und Bergfried Leverkusen treffen in der Fußball-Kreisliga A zum Abschluss der Hinrunde am Kölner Randkanal (Sonntag, 14.45 Uhr, Willi-Schumacher-Weg) die beiden formstärksten Mannschaften unmittelbar aufeinander. Dabei plagten VfR-Coach Peter Mauß und Co-Trainer Marco Schiffer zu Beginn seiner Tätigkeit noch erhebliche Bedenken. Umso bemerkenswerter ist die Entwicklung.
Herr Mauß, Sie haben den VfR Sinnersdorf unmittelbar nach dem Aufstieg in die Kreisliga A übernommen. Schildern Sie mal Ihre ersten Eindrücke.
Die Mannschaft war natürlich erfolgsverwöhnt und hatte relativ locker zwei Aufstiege gefeiert. Dass es so nicht weitergehen würde, war nicht allen bewusst. Die Kreisliga A ist eben eine andere Nummer, schneller und intensiver. Marco (Schiffer; d. Red.) und mir war schon klar, dass wir sechs, sieben Spiele brauchen werden, um in der neuen Liga anzukommen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich zu Anfang Zweifel hatte und mir gedacht habe: Hoffentlich geht das gut.
Wie meinen Sie das?
Nun ja, vorher war es halt in gewisser Weise ein Selbstläufer. Richtige Widerstände haben sich der Mannschaft in der Kreisliga B in der Regel nicht aufgetan. Vor allem konditionell verlangt dir die Kreisliga A ein anderes Niveau ab. Der damalige Fitnesszustand hätte in der Kreisliga A vielleicht für 50, maximal 60 Minuten gereicht. Mit einem Weiter-so wären wir untergegangen. Es war ein harter Weg.
Die Ausbeute war dementsprechend. Sechs Punkte aus sieben Spielen. Seit Oktober ist der VfR ungeschlagen. Kommt der Tabellenführer also zur richtigen Zeit?
Bergfried ist ein etabliertes Team und wettbewerbsübergreifend noch unbesiegt und steht in Runde zwei des Verbandspokals. Das ist schon eine gute Mannschaft. Aber nicht unbesiegbar. Wir sind gut drauf, haben unlängst bei Hohenlind gewonnen und wollen unsere Serie (sieben Spiele unbesiegt, 17 von 21 möglichen Punkten; d. Red.) ausbauen. Und wer uns kennt, der weiß, dass es in Sinnersdorf alles andere als leicht ist, zu gewinnen.
Auch, weil Sie einen René Römer in Ihren Reihen haben, der zum Aufstieg allein 50 Treffer beigesteuert hat.
René ist ein Phänomen. Das stimmt. Aber der VfR Sinnersdorf ist schon einiges mehr. Wir haben viele Jungs, die unser Spiel tragen. Stabilisatoren, die du brauchst, um erfolgreich zu sein. Dass René aktuell einen Lauf hat, hat am Ende immer auch mit dem großen Ganzen zu tun. Aber nochmal, René ist eine echte Waffe, einer, der nicht viele Gelegenheiten braucht, um sein Tor zu machen. Aus meiner Sicht könnte er locker in der Landesliga spielen.
Und?
René ist ein fantastischer Junge, ein spielintelligenter Fußballer. Allerdings bedarf es schon eines speziellen Umgangs mit ihm, um seine Möglichkeiten vollends zur Entfaltung zu bringen. Wir kommen wunderbar miteinander aus. Er fühlt sich in Sinnersdorf pudelwohl und will mit seinen Kumpels spielen. Auch deshalb hat er bislang alle Angebote, und von denen gab es einige, immer abgelehnt.
Zur Person: Peter Mauß (61) ist nach eigenen Angaben seit 33 Jahren im Trainergeschäft aktiv. Viele Jahre stand er in Diensten des FC Pesch. Beim VfR Sinnersdorf sorgte er sich vor seiner Trainertätigkeit als Sportlicher Leiter um personelle Belange. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und zwei Enkelkinder. Wenn es die Zeit und die Witterung erlauben, gleitet er mit Harley-Davidson, Modell Streetglide, über die Straßen. Sein Markenzeichen ist der gezwirbelte Schnauzbart. (gil)
Römer steht aktuell bei 14 Saisontoren, die er in neun Spielen erzielt hat. Im Gespräch mit dieser Zeitung unmittelbar nach dem Aufstieg nannte er selbst 25 Tore als neues Ziel.
Ich habe da keinerlei Zweifel, dass er es nicht schaffen könnte. Sein Selbstvertrauen ist riesengroß. Zudem ist er ein Schlitzohr und seine Qualitäten in Tornähe erwiesenermaßen auch Kreisliga-A-tauglich (lacht).
Sie pflegen einen strengen, aber mitfühlenden Umgang, so der Eindruck. „Leben, lieben, lachen“ haben Sie als Lebensmotto in den sozialen Medien hinterlegt. Was geht mit Peter Mauß nicht?
Ich bin weit davon entfernt, etwas Engelsgleiches zu sein. Meine Frau, mit der ich seit 37 Jahren zusammen bin, könnte da sicher einiges zu sagen. Sie ist leidgeprüft (lacht). Meine Eskapaden waren nicht ohne. Aber grundsätzlich lässt sich mit mir gut auskommen. Aber zurück zum Fußball: Bei aller Freude im Umgang mit jungen Menschen, dulde ich keine Widerworte im Training oder auf dem Spielfeld. Disziplin steht über allem. Wir können über alles sprechen, aber alles zu seiner Zeit. Ich vermute, dass ich wohl ein Trainer der alten Schule bin (lacht).
Heute sind Sie frei von Lastern.
Nicht ganz. Als Präsident der „Harley Brothers Rhein-Erft“ gehört es zur obersten Pflicht, mit gutem Beispiel voranzugehen. Wir zelebrieren Lebensfreude mit allem, was dazu gehört und haben sehr viel Spaß miteinander. Meistens ohne unsere Frauen (lacht), die unsere Leidenschaft nicht immer gut finden, aber zumindest akzeptieren. Dafür lieben wir sie umso mehr (lacht).