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Manuel Glowacz vom FC Pesch„Dirk Lottner war beim 1. FC Köln ein perfekter Lehrmeister“

Lesezeit 5 Minuten
Manuel Glowacz vom FC Pesch

Manuel Glowacz vom FC Pesch verfügt über eine herausragende Schusstechnik.

Der 36-jährige Kölner spricht im Interview über seine Freistoßtechnik, Gedanken ans Karriereende und das Verhältnis zu seinem Vater.

Herr Glowacz, wie haben Sie eigentlich nach dem deutlichen Sieg des FC Pesch gegen den SSV Merten und dem Sprung an die Tabellenspitze geschlafen?

Manuel Glowacz: Schon gut. Es ist ja nicht ganz so schlecht für uns gelaufen (lacht). Mit einer Niederlage wäre es im Kampf um die Meisterschaft wohl ziemlich eng geworden. Jetzt haben wir alles in der eigenen Hand.

Sie haben in diesem Spiel ein Tor vorbereitet und zwei Treffer erzielt, über die wir reden müssen.

Gerne.

Ein Treffer aus beinahe 50 Metern und ein Freistoß, der wie selbstverständlich im Torwinkel landete. Was sagen Sie dazu?

Mertens Torhüter (Akif Sahin; d. Red.) hatte ich mir vorher schon ausgeguckt und bemerkt, dass er immer wieder ein paar Meter vor der Torlinie postiert ist. Da habe ich es einfach versucht und hatte natürlich auch Glück.

Und der Freistoß?

Dieses Tor geht zur Hälfte auf das Konto von Marcel Dawidowski, zu dem ich noch in der Halbzeit gesagt habe: „Marcel, hol‘ mir einen Freistoß raus. Den Rest erledige ich.“ Und genauso kam es dann auch (lacht).

Ich habe es früher tatsächlich enorm viel trainiert. Als Heranwachsender immer wieder geübt, vor und nach jedem Training. Erfolgreich war ich damals damit aber noch nicht
Manuel Glowacz über sein Freistoßtrainig

Dabei schien Merten auf Ihren Freistoß schon vorbereitet zu sein und hatte sicherheitshalber gleich zwei Spieler an den Pfosten, den Ort des späteren Einschlags, gestellt.

Ja, das stimmt. Glücklicherweise habe ich diese kleine Lücke entdeckt, die sie mir gelassen haben. Natürlich zum Bedauern von Ricardo (Retterath/Mertens Kapitän; d. Red.), mit dem ich früher gemeinsam für die Sportfreunde Siegen gespielt habe. Er hatte den Braten irgendwie gerochen. Nach dem Spiel haben wir darüber herzhaft gelacht.

Es war bereits Ihr fünfter Freistoßtreffer der laufenden Saison. Wann haben Sie dieses Talent entdeckt?

Ich habe es früher tatsächlich enorm viel trainiert. Als Heranwachsender immer wieder geübt, vor und nach jedem Training. Erfolgreich war ich damals damit aber noch nicht. So richtig verfeinert habe ich meine Schusstechnik während meiner Zeit in der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln unter Dirk Lottner, der mir in diesem Punkt ein perfekter Lehrmeister war. Bis dahin hatte ich noch keinen besseren Freistoßschützen erlebt.

Was hat es eigentlich mit Ihrer Rücknummer 13 auf sich, die seit jeher tragen?

Die 13 begleitet mich schon mein ganzes Leben und ist meine Glückszahl und bei eigentlich allen Vereinswechseln immer ein Thema gewesen. Angefangen hat das alles bei den Bambini des 1. FC Köln. Sie gehört zu mir und meiner Familie. Unsere erste Tochter wurde an einem 13. August geboren und selbst die Besichtigung unserer ersten eigenen Immobilie hat einem Freitag, dem 13. stattgefunden.

Sie werden im September 37 Jahre alt. Geht es mit Ihnen beim FC Pesch über die Saison hinaus weiter?

Hierzu wird der Familienrat noch tagen (lacht). Ich kenne meine Frau seit 14 Jahren und genauso lange macht sie das nun schon mit. Die wenigen gemeinsamen und ungestörten Wochenenden können wir seither an ein paar Händen abzählen. Wir werden uns zeitnah hierzu beratschlagen und eine gemeinsame Entscheidung treffen. Seit meinem vierten Lebensjahr spiele ich Fußball und darf meiner Leidenschaft nachgehen. Für mich war und ist der Fußball ein Geschenk. Und ich spiele sehr gerne für den FC Pesch. Ob es meine letzte Saison sein wird, kann ich aber beim besten Willen noch nicht sagen. Es ist noch nichts entschieden. Aber wenn der Tag gekommen ist, weiß ich jetzt schon, dass ich es extrem vermissen werde. Klar ist, dass der FC Pesch meine letzte Station sein wird.

Noch ist alles offen, meine ältere Tochter sieht mich noch auf dem Platz und möchte, dass ich weitermache
Manuel Glowacz über seine sportliche Zukunft

Wie sind die Tendenzen im Familienrat?

Schwierige Frage (lacht). Noch ist alles offen, aber meine ältere Tochter (8 Jahre; d. Red.) sieht mich noch auf dem Platz und möchte, dass ich weitermache. Sie kommt eigentlich vom Ballett. Dass sie sich neuerdings für Fußball interessiert, könnte vielleicht mit meinem Vater (Jürgen, ehemaliger FC-Spieler und Vize-Präsident; d. Red.) zu tun haben, der sie ein paar zu den Bundesligaspielen des 1. FC Köln mitgenommen hat. Auch ihre Stimme zählt (lacht).

Ihr Vater hat zehn Jahre Bundesliga gespielt. Wie ist Ihr Verhältnis?

Es könnte nicht besser sein. Er wird immer mein Vorbild sein. Und ich bin sehr stolz auf meinen Vater und das, was er geleistet hat. Er war ein beinharter Abwehrspieler und hatte Eigenschaften, die ich leider nie vorweisen konnte. Mit seiner Kompromisslosigkeit hat er es bis nach oben geschafft. Früher sagte er mal, wenn er zu seiner aktiven Zeit über meine Schusstechnik hätte verfügen können, wären für ihn am Ende wohl 500 Bundesligaspiele herausgesprungen.


Zur Person

Manuel Glowacz, 36 Jahre, erzielte am 20. Spieltag seine Saisontore sieben und acht. Hinzu kommen 16 Torvorlagen für den Landesligisten FC Pesch. Damit ist der gebürtige Kölner, der in seiner Laufbahn über 300 Regionalligaspiele bestritten hat, beinahe an der Hälfte aller Tore des FC Pesch direkt beteiligt. Zugleich ist er der älteste Kaderspieler und weist mit die meisten Spielminuten auf. Zu den späten Karrierehöhepunkten des torgefährlichen Mittelfeldspielers zählt das Erstrundenspiel im DFB-Pokal für Alemannia Aachen gegen Bayer Leverkusen (1:4) im August 2019 vor mehr als 30 000 Zuschauern am Aachener Tivoli. Glowacz ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt im Kölner Westen. Beruflich ist er im Außendienst für einen Automobilzulieferer unterwegs.