Der 25 Jahre alte Superschwergewichtler kämpft am Freitag gegen den Italiener Diego Lenzi. Mit dabei ist auch seine größte Unterstützerin.
Kölner BoxerNur noch ein Sieg trennt Nelvie Tiafack von einer olympischen Medaille
Noch dreimal drei Minuten trennen Nelvie Tiafack von seinem großen Traum, einer olympischen Medaille. Der Kölner Superschwergewichtler trifft am Freitag im Viertelfinale von Paris auf Diego Lenzi aus Italien. Sollte sich der 25-Jährige über drei Runden durchsetzen – sei es durch einen Punktsieg oder einen K.o. – wäre ihm Edelmetall nicht mehr zu nehmen. Denn im Boxen erhalten beide Halbfinal-Verlierer Bronze.
„Ich fühle mich super, ich habe das umgesetzt, was unser Plan war. Ich fühle mich frisch, ich habe den Kampf unbeschadet überstanden“, sagte Tiafack nach seinem klaren Achtelfinal-Punktsieg über Mahammad Abdullayev aus Aserbaidschan dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Mit 5:0-Kampfrichterstimmen hatte sich Tiafack, Boxer des traditionsreichen SC Colonia 06, zum Auftakt im Achtelfinale durchgesetzt. „Jetzt ist der Italiener dran. Es geht um die Medaille. Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich es packe.“
Für das Viertelfinale hat Nelvie Tiafack seiner Mutter eine Karte organisiert
Im Kampf am Freitag kann Tiafack, geboren in Kamerun und seit seinem achten Lebensjahr in Deutschland aufgewachsen, auf die Anwesenheit seiner wichtigsten Unterstützerin verlassen: Mutter Josephine. Denn vor seinem ersten Fight hatte er schlicht vergessen, sich rechtzeitig um Karten zu kümmern. „Ich hätte niemals gedacht, dass Montagfrüh hier alles ausgebucht ist und wollte gestern erst buchen. Ich Vollidiot“, bemerkte Tiafack. Doch für die Medaillen-Entscheidung am Freitag sei alles in trockenen Tüchern.
Sein kommender Gegner Lenzi, für einen Superschwergewichtler mit nur 1,85 Metern Größe vergleichsweise klein, hatte bei seinem Auftakt für eine Überraschung gesorgt. Der Italiener besiegte den an Nummer eins gesetzten Amerikaner Joshua Edwards nach Punkten. Doch Tiafack gibt sich betont zuversichtlich. „Wenn ich einen kühlen Kopf bewahre und meine Strategie umsetze, dann ist es eine machbare Aufgabe“, sagt er. „Ziel ist es, die Bronzemedaille zu sichern. Und dann schauen wir weiter.“
Dem Boxen droht das Aus bei Olympischen Spielen
Die letzte deutsche Box-Medaille gewann Sebastian Köber bei den Spielen 2000 in Sydney. Sollte Tiafack in Paris der Coup gelingen, könnte er einer der vorerst letzten olympischen Champions sein. Während die anderen 31 in Frankreich ausgetragenen Sportarten jeweils vom eigenen Weltverband organisiert werden, kümmert sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) selbst um die Austragung der Box-Wettbewerbe – wie schon vor drei Jahren in Tokio.
Hintergrund ist, dass das IOC die International Boxing Association (IBA) aufgrund diverser Skandale ausgeschlossen hat – und eine künftige Zusammenarbeit ausschließt. Unter anderem wurden nach den Sommerspielen 2016 in Rio alle 36 Ring- und Wettkampfrichter wegen Korruption gesperrt. Bei Olympia 2028 in Los Angeles möchte das IOC das traditionsreiche Boxen – seit 1904 im Programm – nicht mehr organisieren.
Hoffnung auf eine olympische Zukunft macht den Faustkampfern nun der im November 2023 in Frankfurt neugegründete Weltverband „World Boxing“. Derzeit haben sich knapp 40 Mitgliedsverbände der neuen Organisation angeschlossen. „Wir brauchen zwischen 60 und 70 für eine Zusage vom IOC. Das ist machbar bis September“, hieß es von „World Boxing“.