Der Superschwergewichtler boxt am Mittwochabend gegen Bachodir Jalolow aus Usbekistan um den Final-Einzug. Eine Medaille hat Tiafack schon sicher.
Nelvie TiafackKölner Boxer: „Ich habe nichts zu verlieren und alles zu gewinnen“
Herr Tiafack, nun wissen Sie schon einige Tage, dass Sie die Olympischen Spiele mit einer Medaille verlassen werden. Konnten Sie es schon verarbeiten?
Ein bisschen. Aber es geht ja noch weiter, deshalb bin ich voll fokussiert. Am liebsten hätte ich natürlich eine Medaille in einer noch schöneren Farbe.
Wie geht es Ihnen körperlich? Das Viertelfinale schien härter gewesen zu sein als Ihr Auftakt.
Ja, das stimmt. Ein paar Wehwehchen sind da. Aber wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass ich am Mittwoch top fit bin.
Wie lautete das Urteil Ihrer Mutter zum Kampf? Sie ist ja zu einer gewissen Bekanntheit gekommen in den vergangenen Tagen.
Sie war sehr glücklich, schon nach dem ersten Kampf, als sie ja leider nicht in der Halle war. Da meinte sie: „Mir reicht das, wir könnten jetzt nach Hause fahren.“ (lacht). Im Viertelfinale war sie ja dann in der Halle. Sie hat gesagt: „Nelvie, du hast alles erreicht, wovon du jemals geträumt hast.“ Und das stimmt. Eine Medaille. Dazu die erste überhaupt in meiner Gewichtsklasse für Deutschland. Das hat sie komplett umgehauen.
Am Mittwochabend geht es im Halbfinale gegen Bachodir Jalolow aus Usbekistan, den Olympiasieger von Tokio. Was erwartet Sie? Und was erwartet ihn?
Was mich erwartet? Das ist relativ klar, da muss man nicht viel zu sagen. Er ist Olympiasieger und seit langer Zeit ungeschlagen. Wir beide kennen uns noch nicht im Ring, sind uns da noch nie begegnet, auch nicht im Sparring. Das wird ein sehr interessantes Duell. Und was ihn erwartet? Ich sage mal so: Ich habe nichts zu verlieren und alles zu gewinnen. So gehe ich den Fight an. Ich bin ein Kämpfer, ich werde alles geben, ich will gewinnen.
Lässt es sich mit der Gewissheit, dass Ihnen eine Medaille sicher ist, noch befreiter boxen?
Zu 100 Prozent.
Geboxt wird im Stadion von Roland Garros vor bis zu 15.000 Zuschauern, eine vermutlich einmalige Atmosphäre.
Bislang war es eine Halle mit knapp 5000 Zuschauern, immer ausverkauft. Ich habe mich also schon ein bisschen dran gewöhnt. Das ist genau mein Publikum, ich liebe das. Je größer die Halle, desto besser für mich.
Wie ist das Leben zwischen den Kämpfen im Olympischen Dorf?
Ich mache nicht viel, Training, Essen gehen, etwas rumlaufen. Sightseeing in Paris gab es noch nicht.
Haben Sie sich andere Events angeguckt?
Bislang bin ich da noch nicht zu gekommen. Aber ich bin ja auf jeden Fall bis zur Medaillenvergabe am 10. August hier. Bis dahin klappt es hoffentlich. Basketball und Leichtathletik würde ich gerne sehen.
Hatten Sie im Dorf schon eine Art Star-Moment mit einem anderen Athleten?
Nicht so wirklich. Für mich ist es einfach Genugtuung zu wissen, dass ich am gleichen Ort bin wie die ganz Großen. Das zeigt einfach, wo mein Weg hingeht – und was ich schon erreicht habe. Der Lohn für jahrelange, harte Arbeit.