Am Freitag wurde Viktorias Ausnahmespieler verabschiedet. Der 37-Jährige lief im letzten Spiel seiner Karriere je eine Halbzeit für seine Ex-Klubs auf.
Viktoria gegen KaiserslauternBewegendes Abschiedsspiel von Mike Wunderlich
Als Mike Wunderlich das Zeichen gab, übernahm Sohn Luca das Kommando. Der Sohn der Viktoria-Ikone schnappte sich kurzerhand das Stadion-Mikrofon und ordnete mit knappen Worten an: „Papa, jetzt ist Schluss!“
Die 2628 Menschen auf der Haupttribüne im Sportpark Höhenberg erhoben sich von ihren Plätzen, applaudieren frenetisch – es war ein bewegender Augenblick für den Mann, der am Freitagabend endgültig seine aktive Karriere beendet hat.
Es lief die 70. Minute der Abschiedspartie zwischen dem FC Viktoria und dem 1. FC Kaiserslautern, als Wunderlich den Rasen verließ. Beide Teams bildeten ein Spalier, der 37-Jährige klatschte seine einstigen Teamkollegen ein letztes Mal ab, dann konnte er einen Haken machen unter eine lange und erfüllte Fußballer-Karriere.
Mike Wunderlich hat es auf 630 Spiele in seiner Karriere gebracht
Sein 630. Spiel war also sein letztes – allerdings das erste, in dem er das Trikot beider Mannschaften trug. Das des 1. FC Kaiserslautern, mit dem er 2022 in die Zweite Bundesliga aufgestiegen war in der ersten Halbzeit; das Dress der Viktoria in Abschnitt zwei. Für die Höhenberger, Wunderlichs Heimatklub, hatte er in den Jahren zuvor in 347 Begegnungen sensationelle 194 Tore und 96 Assists zustande gebracht, eine außergewöhnliche Quote.
Der gebürtige Kölner, der seit einigen Wochen den Mittelrheinligisten SV Bergisch Gladbach betreut, begab sich gemeinsam mit seinem Sohn auf die Ehrenrunde und meinte anschließend: „Vielen Dank an alle, dass ihr da wart. Es war eine tolle Zeit.“
Dennoch glaubt der Sohn von Viktoria-Sportvorstand Franz Wunderlich, dass es ein guter Augenblick ist, mit dem aktiven Fußball ein für alle Mal abzuschließen: „Jetzt reicht es aber auch mal. Das habt ihr heute ja auch alle gesehen.“
Kölns Trainer Olaf Janßen, der Wunderlich als Trainer einige Jahre begleitet hatte, fand rührende Worte: „Ich schätze Mike als herausragenden Menschen und Spieler“, lobte der 56-Jährige den einstigen Mittelfeldspieler vor der Begegnung gegen die Pfälzer. Zum Abschied waren viele frühere Mitspieler, Trainer und Weggefährten gekommen. In der Halbzeit sprachen etwa die ehemaligen Viktoria-Trainer Heiko Scholz, Patrick Glöckner und Pavel Dotchev. Einstimmiger Tenor: „Großartiger Fußballer, herausragender Mensch.“
Viktoria unterliegt dem 1.FC Kaiserslautern mit 1:2
Das Spiel endete aus Viktoria-Sicht 1:2. Luca Marseiler (10.) hatte die Höhenberger gegen den Zweitligisten in Führung gebracht, Terrence Boyd (45.) und Daniel Hanslik (60.) trafen für die von 1000 Fans begleiteten Gäste zum Endstand.
Das Resultat geriet angesichts des Trubels um den Hauptakteur zur Randnotiz. Entscheidend an jenem warmen Sommerabend war, dass die Viktoria mit Mike Wunderlich ihr Gesicht des letzten Jahrzehnts würdig verabschiedet hat. Im VIP-Bereich wurde der 37-Jährige nach der Partie von beiden Teams mit launigen Reden und zahlreichen Videobotschaften endgültig verabschiedet. Rund 300 Gäste feierten bis tief in die Nacht.