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DFB setzt Neuerung flächendeckend umWas halten Kölner Amateurfußballer von der Kapitänsregel?

Lesezeit 5 Minuten
ARCHIV - 29.06.2024, Nordrhein-Westfalen, Dortmund: Fußball: EM, Deutschland - Dänemark, Finalrunde, Achtelfinale, Stadion Dortmund, Schiedsrichter Michael Oliver aus England spricht mit den beiden Kapitänen Ilkay Gündogan (l) und Dänemarks Kasper Schmeichel. (zu dpa: «Schiri-Chef fordert einheitliche Anwendung der Kapitänsregel») Foto: Marcus Brandt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Szene aus dem EM-Achtelfinale zwischen Deutschland und Dänemark: Der Schiedsrichter erklärt lkay Gündogan (l.) Kasper Schmeichel eine seiner Entscheidungen.

Nach dem erfolgreichen Test bei der EM hat der DFB beschlossen, die „Kapitänsregel“ flächendeckend einzuführen. Wie finden das die Amateure? Wir haben uns im Fußballkreis Köln umgehört.

Die Kommunikation auf deutschen Fußballplätzen ist ab sofort Chefsache. Unterredungen auf dem Spielfeld sollen über alle Spielklassen hinweg ausschließlich zwischen den Schiedsrichtern und Mannschaftskapitänen stattfinden.

Auf dem Weg zu einem fairen und respektvollen Umgang ist die sogenannte Kapitänsregel wohl die bedeutendste Neuerung, die der DFB, die DFL und die DFB Schiri GmbH schnell in die Umsetzung gebracht haben. Was bei der EM 2024 mit Erfolg erprobt wurde, gilt fortan in allen Alters- und Spielklassen des Landes und somit auch im Fußball-Verband Mittelrhein und im Fußballkreis Köln.

Wer gegen die Kapitänsregel verstößt, sieht die Gelbe Karte

Zentraler Inhalt der Kapitänsregel ist die Anweisung, dass sich nur der Spielführer an den Schiedsrichter wenden darf, um eine wichtige Entscheidung (z.B. Strafstoß) erklärt zu bekommen. Für den Fall, dass der Torwart der Kapitän ist, wird vor Spielbeginn ein Feldspieler bestimmt, der die Kommunikation stellvertretend übernimmt, falls sich eine strittige Szene am anderen Ende des Spielfeldes ereignet haben sollte.

Die Kapitäne sind dafür verantwortlich, dass ihre Mitspieler die Unparteiischen respektieren, sie nicht bedrängen und mindestens vier Meter Abstand halten. Ein Spieler, der die Rolle seines Kapitäns ignoriert, beim Schiedsrichter reklamiert oder sich respektlos verhält, wird verwarnt.

Was halten die Protagonisten im Amateurfußball von der Kapitänsregel? Wir haben uns im Fußballkreis Köln umgehört.

20.03.2022, Fussball-Schlebusch-Lindenthal

Trainer: David Gsella (Lindenthal)

Foto: Uli Herhaus

Lindenthal-Coach David Gsella

David Gsella (41, Trainer Borussia Lindenthal-Hohenlind, Landesliga 1): „Diese Regelung ist längst überfällig. Ich finde es super, dass sie kommt. Für meinen Geschmack wird auf den Fußballplätzen ohnehin zu viel erzählt. Das ganze Palaver hilft doch keinem und kostet nur Spielzeit. In allen Sportarten funktioniert das. Wie gesagt, es ist längst überfällig. Womöglich wird die Umsetzung etwas schwieriger. Denn klar ist auch, dass nicht jeder Spieler für diese neue Regelung zu begeistern sein wird. Es ist ein Prozess und ich bin wirklich sehr gespannt. Aber wenn am Ende neben dem respektvolleren Umgang auch noch mehr Netto-Spielzeit herauskommt, haben wir alle gewonnen. Die Wahl meines künftigen Kapitäns wird hierdurch aber sicher nicht leichter.“

Sven Henke (38, Trainer DJK Südwest Köln, Landesliga 1): „Die neue Regelung finde ich gut, auch weil sie uns zugutekommt, wenn nur der Kapitän redet und damit auch dem einen oder anderen die Last nimmt, wie beispielsweise Philipp und Hendrik Graf, die oft gefoult werden. Dadurch können die beiden und andere ihren Fokus auf das Wesentliche richten. Wir hatten zu diesem Thema bereits eine Präsentation, die bei jedem angekommen ist. Mit Martin Ganser (alter und neuer Kapitän beim Doppelaufsteiger; d. Red.) haben wir zudem jemanden, der nicht nur mein verlängerter Arm ist, sondern in der Kommunikation zielführend ist. Er hat ein gutes Händchen, um Konflikte lösungsorientiert anzugehen und zu kommunizieren. Ich denke, wir sind hierauf gut vorbereitet und bestens aufgestellt.

04.02.2024, Fussball-TFC Köln - Bergfried Leverkusen

TR: Salvatore Trovato (TFC Köln)

Foto: Uli Herhaus

TFC-Trainer Salvatore Trovato

Salvatore Trovato (44, Trainer Türkischer FC Köln, Kreisliga A): „Bei meinen südländischen Jungs wird das sicher nicht einfach werden, das Gleiche gilt für die Kapitänswahl (lacht). Aber ich bin nicht dagegen und kann gut verstehen, dass diese Regel nun da ist. Die Schiedsrichter brauchen ihre Ruhe und wir müssen sie bestmöglich schützen. In der Bewertung könnte es hier und da aber schwierig werden. Was darf ein Spieler aus der Emotion heraus noch selbst sagen, was übernimmt der Kapitän? Ich wünsche mir, dass die Unparteiischen mit viel Fingerspitzengefühl bei der Sache sind. Insgesamt bin ich deshalb schon zwiegespalten, hoffe aber, dass die Umsetzung gelingt und das Ganze auf den Amateurfußball und das Miteinander einen positiven Effekt haben wird.“

Frank Vones (59, Trainer Schwarz-Weiß Köln, Bezirksliga 1): „Ich finde die Kapitänsregel großartig. Es ist eine richtige und wichtige Entscheidung, die der Verband getroffen hat. Als ich die ersten EM-Spiele gesehen habe, dachte ich nur, das müsste es auch im Amateurfußball geben. Jetzt ist sie da. Das ist super. Grundsätzlich denke ich, dass ich eine Mannschaft habe, die diszipliniert genug ist, um die Neuerungen anzunehmen und damit keine Schwierigkeiten haben sollte. Die Wahl des Kapitäns muss jetzt allerdings differenzierter angegangen werden. Es gilt den Spieler zu finden, der Mannschaftsführer im eigentlichen Sinne, aber auch Kommunikator ist, der auch in kritischen Situationen die Ruhe bewahrt und diesbezüglich auch auf seine Mitspieler positiv einwirken kann.“

10.03.2024, Fussball-CFB Ford Niehl - DJK Südwest Köln

TR: Oliver Lehrbach (Niehl)

Foto: Uli Herhaus

Oliver Lehrbach, Niehls Sportlicher Leiter

Oliver Lehrbach (52, Sportlicher Leiter CfB Ford Niehl, Bezirksliga 1): „Während der Euro war mein erster Gedanke: ‚Was soll der Blödsinn‘? Im Nachgang muss ich sagen, dass es eine Super-Entscheidung ist, die der Verband da auf den Weg gebracht hat. Meine Wahrnehmung war, dass es weniger Diskussionen gab und der Umgang noch ein Stück respektvoller war. Ich hoffe allerdings, dass die Gelben Karten nicht inflationär Verwendung finden. Das ist so ein bisschen meine Sorge. In Summe ist es aber eine richtig gute Entscheidung.“

03.10.2023,-Fussball-Beregfrie Leverkusen-Deutz 05

TR: Hannes Diekamp (Bergfried)

Foto: Uli Herhaus

Bergfried-Trainer Hannes Diekamp

Hannes Diekamp (37, Trainer SV Bergfried Leverkusen, Bezirksliga 1): „Eigentlich ist es traurig, dass wir so etwas überhaupt benötigen. Aber natürlich begrüße ich jede Regel, die geeignet ist, den Schiedsrichter zu schützen. Es wird sicher etwas Zeit benötigen, bis es sich eingespielt hat. Vielleicht wird es sogar einige allzu leichtfertige, schnelle Verwarnungen geben. Emotionen sind schließlich in allen Spielklassen im Spiel. Da liegt es auch an uns Trainern, unsere Spieler dahingehend für dieses Thema zu sensibilisieren, dass der Unparteiische für fast alle Tabu ist und alle anderen die Füße stillzuhalten haben. Außerdem müssen wir uns immer wieder vor Augen führen, dass auch Schiedsrichter Fehler machen dürfen. Wie meinte mein Vater einmal ziemlich treffend: Wenn du Kreisliga A spielst, kriegst du halt einen Kreisliga-Schiedsrichter. Mit Sven Wilk und Tim Schmitz, die sich das Kapitänsamt schon in der vergangenen Saison geteilt haben, habe ich zum Glück zwei Jungs, die im Umgang mit dem Schiedsrichter sicher die richtigen Worte finden und mit der erforderlichen Gelassenheit in die Kommunikation gehen.“